Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Schatten der hohen Wichtelfichten zügig vorwärts und behielten den Himmel über sich ständig wachsam im Blick. Fünf Minuten vergingen. Fünf sehr lange Minuten. Charlie wagte schon zu hoffen, dass sie es unentdeckt bis zum sicheren Steinbruch schaffen würden, als plötzlich ein gellender Schrei ertönte!
»Los!«, brüllte Biarn und zog Gler einen Zweig über die K r uppe. Der Wallach stürmte erschreckt vorwärts, während Charlie sich festklammerte und um ihr Leben ritt!
Ein Blitz zuckte direkt über ihr durch die Nacht und wütende, schrille Schreie folgten! Charlie hörte Biarn seltsame Wörter rufen und weitere Blitze erleuchteten den Himmel. Hinter und über ihr tobte ein erbitterter Kampf, während Gler im gestreckten Galopp über den Waldweg raste. Er trug Charlie mit jedem Schritt dichter an den rettenden Steinbruch heran.
Charlie versuchte in fieberhafter Verzweiflung an Glers Zügel zu gelangen, die ihr bei dem rasanten Abgang aus der Hand geglitten waren! Sie musste Glers panische Flucht nach vorne rechtzeitig stoppen können! Charlie hing festgeklammert wie ein Affe über Glers Hals und fischte bei jedem Galoppsprung im Leeren. Währenddessen rief Biarn weitere magische Beschwörungen aus und die Wesen schrien und kreischten vor Schmerz und vor Wut über ihre Beute, die sich offensichtlich zu wehren vermochte.
Sie waren überall, über und hinter ihr, und sie machten einen ohrenbetäubenden Lärm, der Charlie tief in Mark und Bein drang. Plötzlich hatten ihre suchenden Finger die Zügel gefunden! Ein gewaltiger Nidhögg stieß von vorne auf sie herab! In letzter Sekunde riss sie den Wallach herum und entkam seinen scharfen Krallen nur um Haaresbreite! Bevor sie Gler die Hacken in die Seite bohrte, warf Charlie einen Blick zurück. Ein fürchterliches Bild bot sich ihr!
Mindestens fünf Nidhöggs stießen abwechselnd auf Biarn und Skinfaxe herab! Der Einhornhengst blutete aus mehreren, klaffenden Wunden und auch Biarn hatte etwas abbekommen. Ein blutender Schnitt lief quer über seine linke Wange, ähnlich einem kräftigen Schmiss eines Degens. Biarn schien mit seinen Händen einen Dolch zu formen, den er mit aller Kraft in den Nidhögg direkt über sich bohrte!
»Vorwärts!«, brüllte er Charlie zu. Er selbst trieb Skinfaxe schonungslos voran. Charlie zuckte zusammen und riss Gler unsanft herum. Seite an Seite rasten Charlie und Biarn den Weg entlang, dicht gefolgt von einer Schar aufgebrachter, blutrünstiger Nidhöggs.
Wutentbrannt und rasend vor Zorn kreischten die Wesen der Schattenwelt auf, als Gler und Skinfaxe schweißgebadet und blutüberströmt den rettenden Steinbruch erreichten.
Charlie spürte sie sofort, die gewaltige Kraft des hier hausenden Jordvätten. Sie starrte wild um sich und sah die dunklen Wesen nicht weit über ihnen umher kreisen. Biarn sprang sofort von Skinfaxes Rücken hinunter und eilte zu Charlie hinüber.
»Bist du in Ordnung? Hast du Verletzungen?« Biarns kräftige, befehlende Stimme drang zu ihr hindurch. Sie war allerdings zu aufgebracht, um auch den besorgten Unterton wahrzunehmen. Seine Stimme war ungewohnt rau von der Anstrengung der vergangenen Minuten. Zitternd glitt Charlie von Gler herunter. Ihre Beine waren wie Pudding. Biarn packte sie am Arm.
»Geht es dir gut?«, wiederholte er eindringlich. Charlie nickte benommen und stützte sich gegen Gler, der mindestens genauso zitterte, wie sie selbst. Er schnaubte aufgeregt, schlug mit dem Kopf und presste sich nahe und schutzsuchend an Skinfaxe heran. Auch der Hengst zitterte nervös vor sich hin und suchte seinerseits Schutz bei seinem Herrn. Nachdem Biarn sich vergewissert hatte, das Charlie mit dem Schrecken davon gekommen war, wandte er sich besorgt seinem Einhorn zu.
Die Nidhöggs hatten aufgehört zu toben. Nur vereinzelt hallte ein g r eller Schrei hoch über ihnen durch die Nacht. Im fahlen Mondlicht konnte Charlie die Wesen der Schattenwelt unerbittlich kreisen sehen.
Skinfaxe hatte ein Dutzend kleinerer und größerer Wunden. Bis auf einen großen, klaffenden Schnitt auf seiner Kruppe waren es alle glücklicherweise nur Ratscher der messerscharfen Nidhöggsklauen. Der Schnitt auf der Kruppe war allerdings eine tiefe Fleischwunde und das Blut lief dem zitternden Hengst am Hinterbein hinunter.
»Wir müssen irgendwie die Blutung stoppen«, murmelte Biarn und wischte sich mit dem Handrücken sein eigenes Blut aus dem Gesicht. Charlie atmete ein paar Mal tief durch und riss sich von dem
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