Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
schauerlichen Anblick der kreisenden Wesen los.
»Du bist verletzt!«, rief sie, als sie Biarns blutverschmiertes Gesicht sah. Ohne den Blick von Skinfaxe zu nehmen sagte er:
»Nur ein kleiner Schnitt. Halb so wild. Das hier muss allerdings versorgt werden!« Charlies Blick fiel auf Skinfaxes Kruppe. Das Einhornblut sickerte langsam und dick aus der Schnittwunde hervor.
Sowohl Biarn als auch Char lie fingen an, in ihren Manteltaschen zu kramen. Biarn zog einen kleinen Beutel hervor, indem Charlie Heilkräuter vermutete. Sie selbst fischte die Dose Blauspray aus ihrer Manteltasche, die sie seit ihrem ersten Erdausflug für Notfälle bei sich trug und einen kleinen Kräuterbeutel.
»Hier«, sagte sie und hielt die Spraydose samt Beutel hoch. Biarn hielt in seiner Bemühung inne, den Lederknoten zu öffnen.
»Was ist das?« Er hob interessiert die Augenbrauen.
»Desinfektionsspray von der Erde. Es verhindert, dass sich die Wunden entzünden. Allerdings müssen wir die Blutung erst stoppen. Im Beutel ist gemahlener Nidhöggzahn.« Biarn nickte.
»In meinem auch. Sehr gut! Bei der großen Wunde, werden wir wohl alles verbrauchen, was wir haben.« Sie machten sich ans Werk. Nachdem sie mit Hilfe der gemahlenen Nidhöggzähne die Blutung auf Skinfaxes Kruppe gestoppt hatten, zückte Charlie das Blauspray.
»Halt in gut fest!«, riet sie. »Pferde mögen das Geräusch des Sprays im Allgemeinen nicht. Außerdem brennt das Zeug ganz gut.« Biarn packte Skinfaxes Zügel und nickte. Charlie sprayte großzügig über den klaffenden Schnitt. Das perlweiße Fell des Einhorns färbte sich blaulila. Der Hengst zuckte zusammen und fing an im Kreis um Biarn herum zu tänzeln. Er beruhigte das Tier mit sanfter Stimme, so dass Charlie sich auch den Dutzend kleineren Schnittwunden widmen konnte. Skinfaxe sah bald aus, wie der Knappstrupper Kleiner Onkel aus Pippi Langstrumpf, nur dass seine Punkte blaulila und nicht schwarz waren. Biarn grinste breit und betrachtete seinen Einhornhengst.
»Sehr hübsch.« Er kraulte ihm liebevoll den Hals und sah zu Gler hinüber.
» Er hat nichts abbekommen. G ut.«
Nachdem Charlie mit den restlichen Krümeln gemahlener Nidhöggzähne aus beiden Kräuterbeuteln auch die Blutung in Biarns Schnittwunde gestoppt hatte, suchten sie sich einen geeigneten Platz für die Nacht. Die Kraft des Jordvätten deckte den gesamten Steinbruch ab. Sie führten die Pferde in eine Art Bucht aus Steinen, die Schutzsuchende vor ihnen offensichtlich zu diesem Zweck errichtet hatten. Mit zwei Hölzern verschlossen sie den kleinen Auslauf, nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatten, dass es den Tieren gut ging. Sie selbst übernachteten in einer kleinen Holzhütte nicht weit davon entfernt. Zwei Betten, ein Tisch, einige Stühle und eine Feuerstelle befanden sich in der kleinen Hütte. Offensichtlich suchten hier häufig Reisende Schutz vor der Dunkelheit.
»Wieso wohnt hier niemand?«, fragte Charlie, als sie endlich am flackernden Feuer beisammen saßen. »Ich würde mich ja im Einzugsbereich eines Jordvätten niederlassen.« Biarn nickte.
»Ja, aber die bekannten Schutzstellen gehören der Allgemeinheit. Jeder soll hier auf seinen Reisen Schutz suchen können. Es ist eine Art stillschweigende Übereinkunft aller Bewohner der Umgebung, dass solche Stellen frei bleiben.« Charlie nickte. Eigentlich eine sehr gute Einrichtung, fand sie und zog ihr Proviantbündel hervor. Sie starb fast vor Hunger.
Schon seltsam, dachte sie, während sie kaute. Da heilte man doch mit Nidhöggzähnen Nidhöggwunden. Ihre Gedanken schweiften weiter. Tora hatte recht gehabt, gemahlene Nidhöggzähne wirken Wunder. Nicht, das sie daran gezweifelt hätte, sie konnte die Energie des Pulvers selbst spüren, aber bisher hatte sie glücklicherweise keine Möglichkeit gehabt es auszuprobieren. Bei dem Gedanken an Tora, Kunar und Hanna wurde ihr ganz flau in der Magengegend. Der letzte Bissen Leogriff wollte nur schwer hinunter. Hoffentlich ging es ihnen gut. Hoffentlich hatte die Suche noch nicht begonnen. Hoffentlich waren sie in der Höhle in Sicherheit. Sie schluckte noch ein paar Mal, um sicher zu sein, das der Bissen auch wirklich unten war. Es fühlte sich nämlich nicht so an. Biarn aß schweigend seinen letzten Brocken. Auch er wirkte nachdenklich.
»Was ist die Triade überhaupt?«, fragte Charlie in die Stille hinein. Sie kon nte nicht einfach schweigend da sitzen und auf den Morgen warten. Sie war viel zu besorgt und
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