Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
zu sein, aber auch verwundert und schockiert zu hören, wie schlimm es um sie gestanden hatte. Hels Reich, das Reich der Toten. Sie hatte darüber gelesen, in ihrem Buch über nordische Mythologie.
»Das Gegengift wirkt sehr gut. Gibt man es innerhalb von zwei bis drei Stunden nach der Vergiftung, hat man gute Chancen auf eine vollständige Genesung.« Er machte eine kurze Pause.
»Die drei Stunden waren bereits verstrichen. Das Gegengift allein, hätte dich nicht gerettet.« Sie schluckte und wartete gespannt.
»Du wärst vermutlich für immer gelähmt geblieben. Die einzige Möglichkeit war, dich in einen magischen Schlaf zu legen.« Er lächelte Charlie an. »Schlaf, Charlie, kann Wunder vollbringen. Unser Körper ist zu Großem fähig, wenn er schläft.« Charlie nickte. Sie hatte einen Film gesehen, in dem ein Mann im Koma lag und dann völlig gesund wieder erwachte. Verstehen konnte sie es allerdings nicht so ganz.
»Du meinst die Zeremonie war für den Schlaf? Ich habe wegen euch mehr als einen Monat geschlafen?« Biarn nickte lächelnd.
»Aber wie ...?«, fragte Charlie. Biarn hob eine Augenbraue.
»Wie immer neugierig«, sagte er schmunzelnd. »Es ist etwas, was nur die Schwarzelfen beherrschen.«
»Aber du hast doch auch mitgemacht!«, sprudelte es aus Charlie hervor. Biarn lächelte, aber antwortete nicht. Er erklärte auch nicht, wie diese Zeremonie ausgesehen hatte, egal wie oft Charlie ihn danach fragte. Stattdessen erfuhr sie, dass das Gift, das ihr fast das Leben genommen hatte, von einer Art Kröte stammte. Ihr blauer Körper war mit blaugrünen Warzen überwachsen, die ein hochwirksames Gift absonderten. Wie sooft in der Tierwelt, diente es zum Schutz der Kröte gegen das Gefressenwerden. Was allerdings weniger gewöhnlich schien war, dass die Kröte selbst ein Gegenmittel mit sich trug. Eine ihrer Warzen war braunrötlich. Aus ihr konnte man das Gegengift förmlich melken . Die Schwierigkeit Charlie zu retten hatte darin bestanden, diese Padda - wie das Tier hieß - rechtzeitig aufzutreiben. Sie lebten in kleinen Tümpel mit Lokesranken, was das Einfangen erheblich erschwerte. Oden verwendete häufig dieses Gift, um Feinde zu töten, erklärte Biarn.
»Glücklicherweise konnte mein Vater mir erklären, wie das Gift aussah, welches Oden dir gab und wie es bei dir gewirkt hatte. Immerhin gibt es viele Gifte und viele Möglichkeiten einen Menschen zu töten.« Biarns Vater Lodur hatte also bei ihrer Rettung geholfen!
Charlie erfuhr, dass Biarn seinen Vater davon überzeugt hatte, dass es wichtig wäre, Charlie zu retten. Wie er dies getan hatte und was er Lodur genau erzählt hatte, erfuhr Charlie nicht. Biarn erklärte, dass er seinem Vater gesagt hätte, es handele sich bei Charlie um einen Freund. Charlie war sich sicher, dass diese Tatsache alleine wohl kaum ausgereicht hätte, um Lodur von Odens ausdrücklichem Befehl abzuhalten. Als Biarn seine Teetasse absetzte und sich erhob, sagte er ernst:
»Zu gegebener Zeit, Charlie, wirst du die Zusammenhänge erfahren und verstehen. Wissen ist Macht, Charlie. Und Macht kann sehr gefährlich sein. Für den, der sie hat und auch für diejenigen, über die sie ausgeübt wird. Ich kann es nicht oft genug sagen.« Charlie seufzte. Dann fiel ihr etwas ein.
»Dein Magiername ist also Tor ?«, fragte sie. Biarn nickte.
»Wie du siehst, hatte ich meine Gründe ihn geheim zu halten. Jeder hier in Vanaheim kennt mich und meinen Magiernamen. Ich bin immerhin einer von Lodurs Söhnen.« Sie hätten ihm wohl kaum vertraut, dac ht e Charlie, hätten sie das gewusst!
»Ich muss im Verborgenen handeln, um etwas zu bewirken«, fuhr Biarn fort. »Ich muss dir, genauso wie Tora und Kunar vor dir, ein Versprechen abnehmen. Das Versprechen mich unter keinen Umständen zu verraten.« Charlie nickte.
»Ja, selbstverständlich«, sagte sie. »Ich schwöre es.« Biarn lächelte.
»Das brauchst du nicht«, sagte er. »Dieses Wissen ist Teil des Schwures, den du bereits geleistet hast, Charlie. Ich wollte dich nur daran erinnern und dir mitteilen, dass Tora und Kunar nun ebenfalls über einiges Bescheid wissen und demselben Eid unterliegen. Sie haben sich als sehr gute Freunde erwiesen. Wenn du es also als absolut no twendig empfindest, kannst du nun mit ihnen über alles sprechen, auch über mich. Aber bedenke dabei immer, dass du nicht nur dich selbst, sondern womöglich auch sie in Gefahr bringen könntest.« Charlie nickte.
»Du hast einen Bruder, nicht wahr?«
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