Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
keine andere Wahl.« Charlie sah Biarn erschreckt an und versuchte den Kopf zu heben, um an sich hinunter zu sehen. Biarn grinste noch breiter als zuvor.
»Oh, keine falsche Scham, Charlie. Ich habe schon einige nackte Frauen gesehen.« Siedend heiß lief Charlies Blut durch ihre Adern. Ihre Finger versuchten vergeblich die Umgebung zu ertasten. Biarn beugte sich tief zu ihr hinunter. Einen kurzen Moment lang dachte Charlie.., aber nein! So ein Unsinn!
Biarns Stimme war neckisch und mit einer riesigen Portion zufriedener Überheblichkeit versehen. Er blinzelte.
»Du liegst sicher verpackt unter einer Decke, Kleines! Und außer mir und ein paar Dutzend Schwarzelfen, hat keiner dein Geheimnis zu Gesicht bekommen!« Entsetzt starrte Charlie in Biarns blitzende Augen. Nur er und ein paar Dutzend Schwarzelfen? Was waren denn Schwarzelfen überhaupt? Lachend entfernte sich Biarns Gesicht wieder und er sah zu ihr hinab. Er wurde ernster.
»Tora und Kunar wissen es nicht. Ich denke, es ist deine Aufgabe und deine Entscheidung, es ihnen zu erklären«, sagte er.
»Da seid ihr ja!« Biarn wandte sich um und empfing zwei Personen, die schnell zu Charlie ans Bett traten.
»Tora! Kunar!«, versuchte Charlie zu rufen, aber wieder gab sie bloß ein krächzendes Geräusch von sich. Ihre Lippen schienen sich etwas bewegt zu haben, denn Tora und Kunar nickten lachend.
»Ja, wir sind es«, sagte Kunar fröhlich.
»Ein Glück, geht es dir gut!«, rief Tora. Charlie zuckte mit den Wimpern. Gut? Sie konnte weder sprechen, noch sich bewegen. Aber sicher, sie lebte noch.
»Bivor hat gesagt, dass du wieder ganz der Alte wirst.« Sie grinste. »Genau genommen sagte er, du wirst genau das Alte. Seltsamerweise reden die immer so. Will es noch etwas mehr Wasser? «, sagte sie mit einer gekonnten Imitationen der hellen, fröhlichen Stimmen, die zuvor auf Charlie herum gelaufen waren. Kunar grin ste und Charlie versuchte es ihm gleich zu tun. Es zuckte in ihrem Mundwinkel.
»Es wird noch eine Weile dauern, bis es ...« Biarn zog das Wort extra in die Länge und gab ihr ein Zwinkern, »… wieder sprechen und laufen kann«, beendete er seinen Satz. Kunar nickte und Tora setzte sich zu ihr aufs Bett.
» Es macht jedenfalls jetzt schon Fortschritte«, sagte Biarn.
»Wir dachten du würdest es nicht schaffen. Sogar einige d er Schwarzelfen bezweifelten, daß du überleben würdest«, sagte Tora ernst. Dann flog ein Lachen über ihr Gesicht.
»Aber Biarn hat die Hoffnung nie aufgegeben. Er sagte immerzu so Zeug wie: Charlie ist stark. Er wird es schaffen. Und er und die Schwarzelfen haben irgendwelche magischen Rituale abgehalten, bei denen wir nicht dabei sein durften!« Aufgrund ihres anklagenden Tonfalls verstand Charlie, das Tora vermutlich lauthals dagegen protestiert hatte und es ihnen immer noch leicht übel nahm. Charlie grinste, und diesmal grinste sie tatsächlich. Biarn hatte recht, sie machte Fortschritte, wenn auch frustrierend langsam. Sie warf ihm einen Blick zu, der Danke sagen sollte. Er sah sie lange an.
Charlie fragte sich, wie das alles möglich war. Biarn war offenbar Lodurs Sohn. Und in der Halle auf Bilskirne hatte er ihr nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Und diese feste, unerbittliche Stimme... Wie war sie hierher gekommen? Wie war sie Lodur entkommen? Lodur, der von Oden höchstpersönlich den Befehl erhalten hatte, ihre Leiche zu entsorgen... Lodur, der zur Triade gehörte und somit einer von Odens stärksten Verbündeten war... Wie konnte sie gerettet werden? Sie war doch schon fast tot gewesen. Und dann fiel ihr Hanna ein! Unruhig sah sie sich um, so gut sie aus ihrer Position eben konnte.
»Was ist?«, fragte Tora besorgt. »Ist dir nicht gut?« Charlie versuchte mit ihren Lippen Hanna zu formen. Biarn trat vor. Kunars Gesicht bekam einen harten, undurchdringlichen Ausdruck und er presste seine Zähne so fest zusammen, dass sein Unterkiefermuskel hervor quoll. Er sah aus, als wolle er lieber davonrennen, als Biarns Antwort zu hören. Noch einmal zu hören.
Biarn räusperte sich. Auch er hatte einen harten Gesichtsausdruck bekommen.
»Ich konnte Hanna leider nicht retten... Es tut mir sehr leid, Charlie.«
»Wo?«, formte Charlie. Biarn nickte. Seine Stimme verriet Besorgnis, Anteilnahme und etwas dass Charlie als Verbitterung erkannte, als er antwortete.
»Sie wurde nach Asgârd gebracht, wo sie als Braut und Sklavin in Ods Harem dienen wird!« Charlie war schockiert. Aber was hatte sie erwartet?
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