Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Biarns Arm hochkletterte und sich auf seiner Schulter nieder ließ. Charlie hatte die Szene die ganze Zeit mit offenem Mund verfolgt. Faszinierend! Sie ritten nicht nur auf Mäusen, sondern auch auf Fledermäusen.
»Wie geht es dem Schwarzelfenfürst? Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet«, sagte Biarn. Dvalin nickte.
»Ja, ich denke Tor ist ihm etwas schuldig. Aber das hat Zeit. Es weiß ja, Ivalde ist sehr großzügig.«
»Ja«, sagte Biarn. »Ich werde es ihm nie vergessen.« Dabei sah er Charlie seltsam lächelnd an. Sie hob die Augenbrauen. Offensichtlich stand Biarn ihretwegen in der Schuld dieses Schwarzelfenfürsten Ivalde. Was auch immer das zu bedeuten hatte, fühlte sich Charlie schuldig und zu Dank verpflichtet.
»Ich...«, begann sie heiser. Sie räusperte sich.
»Ich danke euch allen für eure Hilfe«, sagte sie direkt an Dvalin gerichtet. Der kleine schrumpelige Elf musterte sie, als sähe er sie gerade in diesem Augenblick zum ersten Mal. Er hatte eine breite, sehr flache Nase mit zwei großen Schlitzen als Nasenlöcher. Ganz anders als seine Artgenossen in diesem Lager, stellte Charlie fest, als sie auf eine Reaktion wartete.
»Ja«, sagte der Elf dann langsam. »Das wäre es - uns zu Dank verpflichtet - wenn es nicht Tor gewesen wäre, der unsere Hilfe erbeten hat. Es sollte Tor seine Dankbarkeit bekunden.« Charlie sah verwirrt und betroffen zu Biarn auf, der ihr verschmitzt zuzwinkerte.
»Ich werde es dich nie vergessen lassen! Meine Süße «, fügte er so leise hinzu, dass nur sie es hören konnte. Sie spürte wie sie rot wurde und starrte noch verwirrter als zuvor verstohlen um sich. Niemand hatte etwas bemerkt. Erleichtert nahm sie ein Stück Fleisch entgegen, das Kunar ihr auf einem Spieß reichte.
»Hier, iss!«, sagte er und sah sie von oben bis unten an. »Dein langer Schlaf hat dich ganz schön ausgemergelt. Du bist bloß noch Haut und Knochen!« Cha rlie biss hungrig in ihren Fleisch spieß. Kunar hatte recht, sie musste wieder zu Kräften kommen.
Als Charlie am nächsten Morgen aus ihrem Baldachinlager schaute, war es bereits taghell. Es war am Abend zuvor spät geworden. Alle hatten lange und gemütlich zusammengesessen, gegessen, getrunken und geplaudert; unbeschwert und ausgelassen.
Charlie h atte noch eine ganze Weile wach gelegen und nachgedacht. Viele Dinge beschäftigten ihre Gedanken. Da war zunächst Oden, der nun annahm, sie sei tot. Und das hatte sie Biarn, nein Tor , zu verdanken und seinem Vater Lodur. Beide hatten sich für sie in Gefahr begeben. Lodur, da er dem Rat oder der Bitte seines Sohnes gefolgt war und gegen Odens Befehle gehandelt hatte. Käme das heraus, drohte ihm bestimmt keine angenehme Zukunft. Und Biarn? Charlie wüsste gerne, was er seinem Vater über sie erzählt hatte. Aber eines war sicher, auch er schwebte in Gefahr, falls sein Handeln Oden zu Ohren kommen würde. Offensichtlich wusste niemand, dass er unter dem Namen Biarn gegen Oden und seine Bärsärker arbeitete und dabei - sagen wir mal - ungewöhnliche Quellen besaß. Die Schwarzelfen waren sicher nur eine von vielen Kontakten, da war sich Charlie sicher.
Dann gab es da noch Heimdall, Biarns Bruder und Lodurs älterer Sohn, der nach Biarns eigener Aussage offensichtlich nicht Biarns Weg folgte. Er schien Oden loyal gegenüberzustehen. Der Feind im eigenen Schloss. Aber was war mit Lodur? Wie passte er da hinein? Wie gelang es ihm Odens Gunst zu erhalten? Er hatte Tor geholfen, aber hieß das auch, dass er gegen Oden war? Oder hatte er ganz einfach nur seinem jüngsten Sohn einen Gefallen getan? Charlie wusste es nicht und Biarn äußerte sich nicht zu Fragen, die seinen Vater näher betrafen.
Biarn... Er war also ein getaufter Magier mit dem Namen Tor. Jeder in Vanaheim und Godheim kannte seinen Namen und hielt ihn vermutlich für einen treuen Diener Odens. Er musste durch seinen Vater und durch die anderen Mitglieder der Triade viele interne Kenntnisse besitzen. Charlie sah ihn fö rmlich vor sich, wie er in einem der Gänge lauerte, um Geheimnisse und Botschaften zu erfahren, die in der großen, steinernen Halle auf Schloss Bilskirne den Besitzer wechselten. Er wurde aus erster Hand über Odens Machenschaften informiert. Sie hatte sich einmal gefragt, ob Biarn ihre Rückkehr von der Erde irgendwie gespürt hatte, gewusst hatte. Jetzt war es ihr klar. Biarn hatte es tatsächlich gewusst. Tor hatte es gewusst, denn er musste aus erster Hand erfahren haben, dass Oden die Suche
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