Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
ihnen wohl jetzt erging? Hatte Tora Kontakt zu ihnen? Reichten ihre telepathischen Fähigkeiten so weit? Kamen die beiden alleine auf Gymers-Berg zurecht? Konnten sie sich ihr Futter erjagen? Charlie musste unbedingt Tora danach fragen. Sie machte sich Sorgen um die beiden Katzen, die ihr trotz Biarns Warnung ans Herz gewachsen waren. Ob sie bereits Kontakt zu anderen Sippen aufgenommen hatten? Würden sie sie alle in Gefahr bringen? Würden die Sippen Tora, Kunar, Hanna, Biarn und sie selbst jagen, da sie sie für Entführer hielten? Oder würden Dag und Natt der Sippe ihre Existenz verschweigen?
Der Verlust des Amuletts hatte noch weitere Konsequenzen. Nicht nur, dass es sie nun nicht mehr in kalten Nächten wärmen konnte und sie bei unerträglicher Hitze kühlte, sie muss te nun auch ohne die schützende und heilende W irkung des Steins auskommen, die ihr schon einmal das Leben gerettet hatte. Sie war durch den Schutz des Amuletts der tödlichen Wirkung des Makara-Sekrets entgangen. Charlie erinnerte sich nur zu gut an dieses Ereignis. Automatisch hob sie ihre Hände, doch in der Dunkelheit konnte sie nur schemenhafte Umrisse erkennen.
Ihre Gedanken kehrten zu Kunar und Tora zurück. Sie wusste, dass sie ihnen die Wahrheit sagen musste. Unruhig wälzte sie sich auf ihrem Lager hin und her. Schuldgefühle plagten sie und auch Angst. Charlie hatte große Angst vor Toras und Kunars Reaktion. Was, wenn sie sich von ihr abwandten? Verstehen könnte sie es, aber wie sollte sie es ertragen? Biarn wusste es schon länger und sein Verhalten ihr gegenüber hatte sich nicht verändert. Auf jeden Fall hatte sie nichts bemerkt. Er war nicht böse, wütend oder enttäuscht von ihr. Er fand es offensichtlich sogar amüsant... Charlie verzog das Gesicht und wälzte sich wieder auf die andere Seite. Kunar würde es wohl kaum lustig finden, da war sich Charlie sicher. Und Tora? Sie seufzte und starrte in die Dunkelheit. Wie sie auch reagieren mochten, sie musste das Risiko eingehen. Gleich morgen würde sie es ihnen erzählen.
Irgendwann musste Charlie dann doch eingeschlafen sein. Sie hatte wirres Zeug geträumt und war mit dem Gefühl aufgewacht, einen nächtlichen Marathon gelaufen zu sein.
Charlie verließ ihr Baldachin und ging auf ihren Stock gestützt ein paar Schritte durch das Lager. Es war so gut wie leer. Nur die gewohnten Laute des Waldes waren zu hören. Hauptsächlich fröhlich trällernde Vögel, die den Tag begrüßten.
Tora war bereits auf den Beinen und reichte Charlie, die sich gähnend streckte, eine dampfende Tasse Tee.
»Danke«, murmelte sie und sah sich verschlafen um. Einige der vielen, kleinen Feuer brannten noch, aber von den schrumpeligen Schwarzelfen war nichts zu sehen.
»Sie schlafen alle noch«, erklärte Tora und reichte Charlie einen Laib Brot. Gerade als sie sich ein großes Stück abschneiden wollte, sah sie, wie zwei rabenschwarze Vögel tief über ihren Köpfen hinweg flogen! Erschreckt riss Charlie Tora zu Boden, die sich laut fluchend wehrte.
»Du hast meinen ganzen Tee verschüttet!«, grollte sie.
»Tscht!«, zischte Charlie und sah sich panisch um. Hugin und Munin mussten jeden Augenblick auftauchen. Sie konnten Charlie und Tora nicht übersehen haben, so tief waren sie geflogen!
»So ein Mist«, zischte Charlie. Sie verfluchte sich selbst, so unvorsichtig gewesen zu sein. Die Unbeschwertheit der Schwarzelfen hatte ansteckende Wirkung gehabt. Sogar Biarn hatte sich nicht um Sicherheit gekümmert.
Tora kämpfte sich frei und sortierte ihr langes, dunkles Haar, das durch Charlies Attacke wild durcheinander geraten war.
»Beruhige dich, Charlie!«, murrte Tora. »Hat dir denn keiner etwas gesagt?« Charlie starrte Tora verständnislos an. Was gesagt? Was denn? Und wieso war Tora so um ihre Haare besorgt, anstatt sich zu verstecken? Charlie musste einen äußerst verwirrten Eindruck gemacht haben, denn Tora grinste sie breit an.
»Keine Angst, Charlie. Sie können uns nicht sehen!«
»Wie, sie können uns nicht sehen!«
»Na ja«, sagte Tora. »Es sind die Schwarzelfen. Irgendwie können sie sich selbst und Dinge in ihrer Umgebung unsichtbar machen.«
»Unsichtbar machen?«, wiederholte Charlie verwirrt. »Unsichtbar, wie unsichtbar ?« Tora nickte.
»Frag mich bloß nicht, wie«, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
»Unsichtbar!«, wiederholte Charlie und sah sich nach allen Seiten um, als wäre unsichtbar sichtbar.
»Ja«, sagte Tora. »Unsichtbar. Jeder der hier
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