Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
unzähligen Bäumen, ausgerissenen Wurzeltellern, aufgetürmtem Waldboden und Schutt! Es sah aus, als hätte jemand - nichts leichter als das - einfach alle Bäume des Waldes samt Wurzeln, Waldboden und Steinen ausgerissen und zu einer riesigen, massiven und undurchdringlichen Mauer aufgetürmt! Die vier starrten auf ein heilloses Durcheinander. Die Mauer aus Bäumen war so hoch, dass man nicht erkennen konnte, was sich hinter ihr befand, und sie war so dicht, dass man auch nicht hindurchsehen konnte! Sprachlos vor Entsetzen gingen die vier näher heran. Sie kletterten vorsichtig über einige große, umgestürzte Bäume - Vorläufer des eigentlichen Desasters. Aber schon nach wenigen Metern war Schluss.
»Es ist zu gefährlich«, sagte Kunar endlich. »Seht mal! Die Bäume dort sind nur halb umgefallen. Die können jeden Augenblick zu Boden stürzen!« Biarn nickte.
»Ja, wir sollten umkehren.« Charlie stand regungslos da und schaute entsetzt an der Mauer aus Bäumen empor. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt! Da, etwa auf 3 Meter Höhe, stach seltsam abgewi n kelt ein behaartes Bein aus dem Wirrwarr hervor! Als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass es sich um den Hinterlauf eines Hirsches handeln musste. Tora, Kunar und Biarn waren ihrem Blick gefolgt und hatten das tote Tier ebenfalls entdeckt.
»Oh , nein!«, entfuhr es Tora. »Oh , nein, oh , nein!«, winselte sie.
»Offenbar haben es nicht alle Tiere rechtzeitig geschafft«, flüsterte Biarn. Charlie schluckte.
»Wie viele, glaubst du?« Biarn schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Viele, vermutlich.« Kunar nickte. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt.
»Wir müssen drum herum gehen«, sagte er.
»Und Gyller?«, fragte Tora. Sie zitterte am ganzen Körper.
»Gyller geht es gut«, sagte Kunar mit fester Stimme. »Er war weit vor uns. Ihm ist bestimmt nichts passiert und er kommt sehr gut alleine zurecht.« Tora nickte schluchzend.
»Kunar hat recht«, sagte Charlie. »Wir müssen drum herum gehen. Ich will wissen, was hier passiert ist. Und außerdem ist das die einzige Möglichkeit nach Hause zu kommen.« Leise für sich dachte sie: Falls es noch ein Zuhause gibt...
Die vier kletterten über die umgestürzten Bäume zurück, bis sie wieder unbeschädigten Boden unter den Füßen hatten. Dann begannen sie am Rande der Zerstörung entlangzulaufen, quer durch den düsteren Wichtelwald. Im Nieselregen.
Nachdem sie, wie es schien, eine halbe Ewigkeit fast geradeaus gelaufen waren, ging der Rand der aufgetürmten Bäume langsam in eine flache Biegung über. Ob man jetzt wohl endlich drum herum gehen konnte? Was auch immer diese Katastrophe verursacht hatte, hatte es gründlich und sehr großflächig getan.
Die vier schlugen sich eine weitere Ewigkeit durch den Wichtelwald. Endlich bemerkte Charlie eine Veränderung.
»Der Wall scheint kleiner zu werden«, überlegte sie laut.
»Ja«, sagte Biarn. »Ist mir auch schon aufgefallen.« Tora, die schon seit langem aufgehört hatte zu zittern und zu schluchzen, schloss keuchend zu ihnen auf. Der lange, schnelle Marsch war anstrengend.
»Sag mal...«, Kunar zeigte hoch über den Wall. »Ist das da ein Berg? Das kann doch nicht sein!«
»Hier gibt es keinen Berg«, sagte Tora entschieden. »Ich suche hier doch immer meine Kräuter und Pilze! Das muss ein Teil dieses Durcheinanders sein!« Misstrauisch gingen die vier weiter.
»Das ist doch ein Berg!«, sagte Kunar nach einer Weile. »Seht mal, da wachsen doch Bäume da oben!« Charlie hielt sich die Hand wie eine Schirmmütze über die Augen und versuchte genauer hinzusehen. Tatsächlich, da wuchsen Bäume hoch oben über dieser verflixten Mauer aus Zerstörung!
Je weiter sie um das verwüstete Gebiet herum gingen, desto kleiner wurde der aufgetürmte Wall. Bald schon gab es keinen Zweifel mehr! Dort wo zuvor nur Wichtelwald auf einer ansonsten recht flachen Landschaft wuchs, befand sich jetzt ein enorm großer Berg! Zwar ebenfalls mit Bäumen bewachsen, aber ein Berg! Deutlich erhob sich die Erde hinter dem Wall aus Zerstörung zu einigen erst flach ansteigenden Hügeln, denen dann eine massive Felswand folgte!
»Kann das denn möglich sein«, flüsterte Biarn mehr zu sich selbst. »Kann das wirklich stimmen?« Und wieder einmal starrten die vier an diesem grauen Tag fassungslos und sprachlos, wie gebannt in eine Richtung.
»Aber ein Berg kann doch nicht...« Charlie versuchte verzweifelt zu verstehen, was hier soeben
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