Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
unbeschreiblichen Nachmittage, an denen alles möglich und nichts unmöglich schien, jeder sich wohlfühlte und alle zufrieden und unbeschwert den Tag genossen.
Als Biarn gegangen war, saßen Charlie, Tora und Kunar noch eine Weile beisammen. Charlie starrte mit verschleiertem Blick in das fast erloschene Feuer, während Tora und Kunar sich in dem frischen Grün der Sommerwiese rekelten. Nach einer Weile räusperte sie sich.
»Da gibt es etwas, was ich euch noch nicht erzählt habe«, sagte Charlie leise. Tora setzte sich auf und Kunar hievte sich auf seine Arme. Beide sahen Charlie fragend und erwartungsvoll an. Anfangs druckste Charlie ein wenig herum, dann holte sie tief Luft, griff unter ihr Hemd und zog den Stein hervor. Wie jedes Mal, wenn sie ihn in der Hand hielt, wurde der Stein sehr warm. Kunar setzte sich auf und beugte sich vor.
»Was ist das?«, fragte er dann. Charlie warf einen Blick auf den fast weißen Stein in ihrer Hand, die dunkelroten Konturen der eingeritzten Linien hoben sich deutlich hervor.
»Ich weiß es eigentlich nicht«, sagte Charlie nach einer kurzen Pause. »Ich dachte, ihr würdet es vielleicht kennen?« Tora und Kunar kamen näher heran und betrachteten das Amulett genauer.
»Nein«, sagte Kunar. »Ich habe keine Ahnung, was es ist. Für mich sieht es aus wie ein Stein mit roten Linien.« Tora nickte. Auch sie sah in dem Stein nichts Besonderes.
»Was ist damit?«, fragte Kunar. »Was kann der Stein?« Charlie lächelte. So eine Frage konnte auch nur jemand stellen, der Magie gewohnt war! Auf der Erde wäre keiner auf die Idee gekommen, dass der Stein irgendwelche Kräfte haben könnte. Da hätte man sie vielleicht gefragt, ob es ein Talisman sei, oder ob jemand Nahestehender ihr den Schmuck geschenkt hätte oder so ähnlich.
»Ich weiß es eigentlich nicht«, wiederholte Charlie. »Aber ich glaube, der Stein hat es mir ermöglicht, hier nach Vanaheim zu kommen. Und wenn ich recht habe, hat er wohl auch eine Art schützende oder heilende Wirkung.« Sie überlegte. »Vielleicht auch beides«, fügte sie hinzu. Tora starrte Charlie an.
»Also hätte Fulla dich tatsächlich nicht heilen können. Du meinst, es war kein Glück, dass du überlebt hast, sondern der Stein hat das bewirkt?« Charlie nickte.
»Glück war es schon, Glück, dass ich den Stein hatte. Glaube ich jedenfalls. Es ist schon seltsam. Hier fühlt mal! Er ist ganz warm.« Charlie hielt den Geschwistern den Stein entgegen.
»Ich kann nichts fühlen«, sagte Tora, die Charlies Aufforderung sofort nachgekommen war.
»Doch!«, rief Charlie. »Nimm ihn mal in die Hand, er ist fast heiß!« Tora umschloss den Stein mit ihrer Hand und schüttelte den Kopf.
»Nein, kühl wie jeder normale Stein«, sagte sie dann. Auch Kunar konnte nichts Warmes fühlen.
»Und du sagst, bei dir wird der Stein warm?«, fragte Kunar. Charlie nickte nachdenklich und starrte wieder auf den Stein in ihrer Hand.
»Vielleicht muss man magische Fähigkeiten haben, um es zu spüren«, schlug Tora vor. Charlie kaute in Gedanken auf ihrer Lippe herum. Das wäre natürlich eine mögliche Erklärung. Das würde aber bedeuten, dass sie, bevor sie nach Vanaheim kam, auch schon magische Fähigkeiten gehabt hatte. Aber wäre das denn so undenkbar? Sie konnte anfangs nur ganz wenig fühlen , jetzt wurde es immer meh r! Vielleicht hatte der Stein ihre Fähigkeiten ausgelöst?
»Wo hast du ihn her?«, fragte Kunar und betrachtete den Stein noch intensiver. »Es sieht aus als fehle da ein Stück!« Er zeigte auf die Abbruchkante. Charlie nickte.
»Ja, da fehlt ein Stück. Und ich habe ihn bei meinen persönlichen Sachen gefunden.« Charlie erzählte Tora und Kunar genau, wie sie den Stein gefunden hatte, wie sie glaubte mit Hilfe des Steins durch den Nebel gegangen zu sein, wie der Stein sie bei Kälte wärmte und in letzter Zeit in der Mittagssonne angenehm kühle wirkte. Sie erzählte auch von ihrem Gefühl von Fulla durchschaut worden zu sein, obwohl diese von Fühlen geredet hatte.
»Ich glaube schon, dass Fulla wirklich fühlen gemeint hat«, sagte Tora, als Charlie ihren Bericht beendet hatte.
»Sie hat vermutlich irgendeine unerklärliche Kraft gespürt, oder so ähnlich.« Kunar nickte.
»Sie konnte den Stein nicht sehen, genauso wenig wie wir.« Dann fügte er hinzu:
»Wieso hast du uns nicht früher von dem Stein erzählt?« Charlie räusperte sich und erklärte dann leicht beschämt:
»Ich weiß auch nicht… Es war nur so ein
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