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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Viertelstunde später änderte der Wald sein Aussehen. Vereinzelte Laubbäume mischten sich unter die hohen, alten Nadelhölzer – es wurde lichter. Das Rauschen wurde immer stärker und plötzlich lag vor ihnen ein Fluss, der an dieser Stelle einen Wasserfall von etwa fünf Metern Höhe bildete.
    Die Straße der Mörkvedenameisen verlief einen Abhang hinunter weiter zum Ufer, und Charlie schien es, als ob sich die Insekten in die reißenden Fluten am Fuße des Wasserfalls stürzen würden.
    »Ich glaube, wir sollten dem Fluss aufwärts folgen!«, schrie Kunar, um den mächtigen Wasserfall zu übertönen. »Uns bleibt ohnehin nichts anderes übrig.«
    Charlie verstand mit einem Blick. Breit und schnell suchte sich der Wasserlauf seinen Weg durch den Mörkveden, an eine Überquerung war nicht zu denken.
    Und die Mörkvedenameisenstraße schnitt ihnen stromabwärts den Weg ab.
    »Ich glaube, die Ameisen wohnen unter dem Wasserfall!«, rief Tora. Neugierig trat sie an den steilen Abhang und lehnte ich bedenklich weit nach vorne ...
    Ohne Vorwarnung brach der Boden unter ihren Füßen weg! Kunar schrie auf. Er streckte seine Hand aus, um nach ihr zu greifen. Da wurde Tora wie von Geisterhand samt dem weggebrochenen Erdreich nach oben geschleudert und landete unsanft vor Kunars Füßen!
    Alles war so schnell gegangen, dass Tora ziemlich dumm aus ihren Röcken schaute. Charlie konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Verlegen und vor sich hin brummend rieb Tora sich ihren Hintern.
    Kunar starrte von seiner Schwester zu Charlie und wieder zurück.
    »Äh …«, sagte er ziemlich lahm.
    Charlie hob abwehrend ihre Arme.
    »Also, ich war das nicht!«, sagte sie entschieden. » Ich habe gerade den kleinen Pfad dort entdeckt.« Sie zeigte etwas flussaufwärts. »Also war ich zu abgelenkt, um Tora durch die Luft zu wirbeln.«
    »Aber …« Kunar stand etwas hilflos da.
    »Du hast den halben Abhang mitgenommen!«, sagte Tora und kam endlich auf die Beine.
    »Ihr meint … ich?«, fragte er verwirrt.
    Charlie und Tora hoben vielsagend die Augenbrauen.
    »Ja, wer denn sonst«, brummte Tora. »Die Ameisen vielleicht? Die hätten meine Leiche wohl eher als willkommene Mahlzeit gesehen! Vermutlich horten die dort unten ihre Vorräte!«
    Wie zur Bestätigung schnaubte Gler und zog Charlie eigensinnig flussaufwärts. Während die Freunde nun auf den Pfad zusteuerten, der tatsächlich am Flussufer entlangführte, diskutierten sie über Kunars offensichtliche Kräfte.
    Es war schön, dass Kunar seine magischen Fähigkeiten entdeckte, auch wenn er sie noch nicht einordnen oder bewusst steuern konnte.
    »Tja, Erde oder Luft «, meinte Tora sachkundig.
    »Egal um welche Kraft es sich handelt«, sagte Charlie, »sie muss doch recht stark sein.«
    »Ja!«, rief Tora überschwänglich zu Kunar. »Du hast mich samt Hügel befördert!«
    »Nun übertreibe mal nicht«, brummte er verlegen.
    »Jetzt wissen wir, wie wir deine Kräfte entfesseln«, grinste Charlie. »Wir müssen Tora nur irgendwo hinunter schubsen.«
    Sie witzelten noch eine Weile herum und folgten dem Fluss, der langsam ruhiger dahinströmte. Vereinzelte Stromschnellen verrieten jedoch, welch reißende Kraft sich immer noch darin verbarg.
    Nach der nächsten Flussbiegung gelangten sie zu einer großen Lichtung. Es hatte aufgehört zu regnen.
    »Seht mal!«, rief Charlie. Am Ende der Wiese, die grau und feucht vor ihnen lag, stand ein gewaltiger Felsbrocken. Charlie konnte die Energie bis zum Fluss spüren.
    »Ein Jordvätte! Ich habe unseren Lagerplatz gefunden.«
     
    Sie machten es sich im Schutze des Findlings bequem. Der mächtige Gesteinsbrocken wuchs schräg nach oben, sodass sich darunter ein Wind- und Regenschutz bildete. Wie es sich zeigte, hatten sie diesen rettenden Ort keine Stunde zu früh gefunden.
    Als Tora Wasser holen wollte, stockte ihr der Atem. Wild gestikulierend rannte sie zu Charlie und Kunar zurück. Während sie die beiden in Deckung zog, zischte sie:
    »Raben! Ich kann mich irren, aber …«
    Charlie verstand sofort. Aus ihrem Versteck heraus suchte sie den Himmel ab.
    Hugin und Munin – war es möglich, dass Tora tatsächlich diese dunklen Zwillinge gesehen hatte, die Oden willig und hörig die Geschehnisse in seinem Land mitteilten?
    Es waren eindeutig Raben. Sie kreisten einige Male über der Wiese und zogen dann weiter, als würden sie etwas suchen.
    »Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben. Sie flogen gerade eine Schleife, als ich zum Wasser

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