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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Flusses hatte sie nach einigen Stunden zurück auf den Handelsweg durch den Mörkveden geführt. Eine breite Brücke aus stabilen Bohlen ermöglichte eine Überquerung des Stroms, der hier verhältnismäßig ruhig floss. Der Handelsweg führte kontinuierlich nach Osten, quer durch Fensal.
    »Ich glaube, da vorne ist ein Dorf«, sagte Kunar. »Und wenn mich nicht alles täuscht, laufen dort Vorbereitungen für ein Fest … Ist heute vielleicht Disablot? Die Jahreszeit stimmt jedenfalls.«
    Dieses Dorf war ihre erste Hoffnung auf ein sicheres nächtliches Lager.
    Eine reichlich gefüllte Blumenschale am Ortseingang signalisierte, dass Fremde willkommen waren und hier Hilfe in der Not geboten wurde.
    Charlie atmete erleichtert auf.
    »Sieh mal!« Tora zeigte aufgeregt die Straße hinunter. »Der Marktplatz ist voller Händler mit Buden und Wagen. Heute ist bestimmt Disablot!«
    Disablot war ein Feiertag, der immer im Monat Göje, also dem irdischen Februar, am Tage des anstehenden Vollmondes gefeiert wurde.
    Das Opferfest fand zu Ehren der Gottheiten des Wachstums statt und dauerte drei Tage und drei Nächte lang. Gleichzeitig hielt man das Samting ab, eine Art Gericht, das über die Streitigkeiten in den jeweiligen Herzogtümern entschied.
    Das Gericht tagte etwas abseits des Marktplatzes, der gerade von Besuchern überschwemmt wurde.
    Der einzige Markt, den Charlie je auf Godheim besucht hatte, war der in Bragesholm in Vanaheim gewesen, bevor Gymers Berg diese Stadt sowie große Teile von Trudheim und Trudvang dem Erdboden gleichmachte.
    Vieles erinnerte Charlie an den Markt in Bragesholm. Es duftete nach Kräutern und Gewürzen, Verkäufer boten Schmuck, Schuhe, Kleidung, Stoffe und vieles mehr zum Verkauf. Der Geruch von Tierexkrementen, der ab und an herüber wehte, sowie das Krähen, Grunzen, Wiehern und Stampfen verrieten, dass am Rande des Marktplatzes Hippolektrion, Einhörner und so einiges andere Getier feilgeboten wurde.
    Die Sonne zeigte sich seit Wochen zum ersten Mal. Eine fröhliche Stimmung mit Musik und Tanz schlug ihnen entgegen, und in der Mitte des Platzes scharrten sich Schaulustige um ein jährliches Spektakel.
    »Tors Ringkampf!«, rief Tora und drängte sich mit Hilfe ihrer Ellenbogen bis in die erste Reihe vor. Im Ring belauerten sich gerade zwei riesige Männer, bevor sie zum Angriff übergingen.
    Die Geräusche des Kampfes gingen in Anfeuerungs- und Begeisterungsrufen unter. Charlie dachte an Biarn und ihre Trainingskämpfe im stillen Schwarzelfenlager. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie selbst einige dieser Würfe und Angriffe geübt hatte.
    Sie dachte auch an ihren missglückten Stockkampf gegen Kunar zurück, und sie kam zu dem Ergebnis, dass sich vieles verändert hatte. Sie hatte Kunar verändert. Ihn, Tora und Hanna. Und diese hatten sie selbst verändert, zum Teil jedenfalls.
    Kunar hatte sich unterdessen umgehört und kam mit Neuigkeiten zurück.
    »Die große, alte Scheune dort drüben, ist das offizielle Lager für alle Zugereisten. Ich habe Gler bereits mit einem großen Haufen Heu bei einer süßen Einhorndame gelassen«, grinste er zufrieden.
    Es war bereits später Nachmittag und sie waren froh, einen sicheren Unterschlupf zu haben. Kunar wirkte entspannt und sah sich interessiert um. Er machte eine vage Handbewegung.
    »Ich gehe dann mal … mich ein bisschen umsehen.« Damit ver-schwand er in der Menge.
    Tora zog es zu den Ständen mit Schmuckstücken. Charlie begleitete sie, doch ihr wurde es schnell langweilig, die vielen verschiedenen, in Formen gegossenen, Phönixsteine zu bewundern.
    Sie wusste natürlich, dass sich Tora sehnlichst solch einen Schatz wünschte und dachte an Hanna, die Biarns Geschenk freudig entgegengenommen hatte – einen Phönixstein in Form der Schutzrune Algiz. Tora hatte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen können.
    Charlie schlenderte über den Marktplatz und genoss die fröhliche Stimmung.
    An einem Wagen voller farbenfroher Stoffe blieb Charlie stehen. Es kam ihr vor wie ein Déjà-vu. Eine kleine, rundliche Frau stand hinter einem Berg von Waren, während eine junge, hagere Frau die schönen Stoffe musterte.
    »Exzellentes Seidenspinnergarn aus Lifsheim«, pries die rundliche Frau gerade ihre Ware. Charlie hielt kurz an einem Stand, an dem eine uralte Frau außer Kräutern auch Spezialitäten wie grüne Renn-spinnenbeine in Met, getrockneten Hippogriffdung und Flügel der Mörkvedenameise verkaufte.
    Etwas abseits, an einer uralten

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