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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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sich zu voller Größe auf und musterte den Thul aus sanften Bernsteinaugen.
    »Ähm … mmm«, machte Pollux und rieb sich demonstrativ ein Auge.
    »Verflixt noch Mal!«, entfuhr es Sora. Schnell wechselte sie ihre Augenfarbe von Rabenschwarz über Bernstein zu Irisblau.
    Nun war es der Thul, der einen Schritt zurück wich. Pollux und Kunar traten vor und stellten sich schützend vor Sora. Zodiak betrachtete die Situation mit wachsender Unruhe.
    »Ragnar ist mein Gast!«, sagte er scharf zu Kunar und Pollux. Aber dann drehte er sich zu Ragnar um. »Solltest du unser Vertrauen missbrauchen, kann ich dir keinen Schutz gewähren!«
    Der Thul hatte nur Augen für Sora, die ihn wiederum, zwischen Pollux und Kunar hindurch, betrachtete. Ohne seine Augen von Sora zu nehmen, sagte er:
    »Gewiss. Ihr könnt Euch meiner Verschwiegenheit sicher sein.«
    »Sehr gut!«, nickte Zodiak zufrieden. Ein Lächeln huschte über Ragnars Gesicht.
    »Ich würde Euch gerne eine Geschichte erzählen … Sora …«
    Charlie horchte auf.
    Ragnar hatte Soras Namen extra betont, als ob er etwas damit unterstreichen wollte.
    Und weshalb Euch ? Hatte Ragnar sie alle gemeint, obwohl er lediglich Sora angesprochen hatte, oder war diese edle Anrede tatsächlich für Sora bestimmt?
    Ihre Gedanken wurden von Pollux unterbrochen.
    »Ich schlage vor«, sagte er und betrachtete Ragnar eindringlich, »dass wir uns dafür in die warme Stube begeben. Zodiak? Gemini wartet mit dem Frühstück. Auf zwei Gäste mehr kommt es wohl nicht mehr an.«
     
    Wenige Minuten später bedienten sie sich am reichlich gedeckten Tisch. Die Unterhaltung ging nur schleppend voran, da Ragnars unübersehbares Interesse an Sora einen Schatten über die gesamte Gesellschaft warf. Sora hatte sich demonstrativ so weit wie möglich von Ragnar entfernt ans andere Tischende gesetzt. Sie aß nichts. Stattdessen schaute sie unentwegt zum Thul hinüber. Charlie musterte beide unverhohlen.
    Was geht hier eigentlich vor sich? Hat Sora Angst vor Ragnar oder wird sie lediglich durch seine Art verunsichert?
    Ein gewisses Misstrauen konnte man Sora kaum verdenken. Ragnars Verhalten war mehr als seltsam, aber Charlie fasste es nicht als bedrohlich auf, sondern eher … ja, es war so, als ob Ragnar eine Offenbarung gehabt hätte.
    Na endlich, dachte sie, als sich Sora nach einer Scheibe Brot streckte.
     
    Sora zwang sich zu essen. Unter Ragnars ständigen Blicken war ihr unwohl zu Mute.
    Wer war dieser Thul und weshalb interessierte er sich so brennend für sie?
    Obwohl Sora immer noch hoffte, etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren, konnte sie ihre Gefühle Ragnar gegenüber nicht sortieren. Sie erinnerte sich an Charlies Worte:
    Ein Lagu erhält Einsicht durch Intuition und Träume.
    Ihre Intuition war verwirrt.
    Was fühlte sie?
    Sora konnte es nicht in Worte fassen … Sie fühlte sich nur hilflos und ausgeliefert. Verärgert biss sie in ihr belegtes Brot.
    Geduld! Hatte Charlie nicht auch etwas von Geduld gesagt?
    Ragnar ließ sich von Pollux einen zweiten Krug Met nachschenken. Als er zu sprechen begann, wandte er sich zur allgemeinen Überraschung nicht an Sora, sondern kopfschüttelnd an Charlie.
    »Das Schicksal hat euch tatsächlich in das richtige Dorf geführt, hm? Du hast nach ihr gesucht, weiß Tyr warum«, sagte er. »Und Taurus hat mich ihretwegen rufen lassen … hmm … und ich muss gestehen, ich kann seine Sorgen verstehen.«
    Sora funkelte Ragnar an.
    »Dann hast du also Informationen über die Vergangenheit? Du weißt, was es mit dem schwarzen Pegasus auf sich hat?«, fragte sie.
    Ragnar zögerte.
    »Ob ich wirklich etwas weiß, das kann ich euch nicht sagen«, antwortete er. »Aber ich werde euch eine Geschichte erzählen – eine Sage aus längst vergangenen Zeiten.«
    Er sah einen nach dem anderen an – forschend, wissend.
    »Diese Legende wurde von Generation zu Generation weitergegeben, von Thul zu Thul, von Vater zu Sohn. Ihr werdet selbst urteilen, wenn ich meine Geschichte beendet habe. Ich denke …«
    Er zögerte kurz.
    »Ich denke, ihr werdet verstehen.«
    Und mit diesen letzten Worten begann er seine Erzählung.
     
     
    Die Geschichte von Prinzessin Soraya
    Die Legende beginnt mit dem Traum eines kleinen Mädchens. Sie träumte von einem König, der sich mit seiner Braut und einer Hochzeitsgesellschaft in einem großen Gewölbe aus Stein eingefunden hatte. Der Saal schien Teil einer gewaltigen Höhle zu sein. Die Gesellschaft wartete gespannt auf den

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