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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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dem Waldboden kniete, übergab sie sich direkt auf eine kleine Wichtelfichte, die laut schimpfend ihre Wurzeln aus der Erde riss und davon hüpfte.
    »Charlie?«
    Charlie hob den Kopf und sah Biarn auf sich zukommen. Sie starrte auf ihre Füße. Biarn setzte sich zu ihr.
    »Wie geht es dir?«, fragte er nach einer Weile.
    Sie schwieg.
    »Tora hat sich wieder beruhigt«, fuhr Biarn fort. Dann rieb er sich seinen Schädel und verzog das Gesicht. »Allerdings erst, nachdem sie mir ihren Stock an den Kopf geschleudert hat … magisch natürlich…«, sagte er und wartete, bis seine Worte zu Charlie durchgedrungen waren. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Charlies Augen wanderten von ihren Füßen zu Biarns Kopf. Er lächelte schief.
    »Du hast richtig gehört. Eigentlich wollte sie dich treffen. Als du dich einfach abgewandt hast, ist Tora förmlich explodiert. Ich wollte sie zurückhalten und dann ... dann flog das Ding auch schon durch die Luft!«
    »Soll das heißen, dass Tora Dinge fliegen lassen kann?«, fragte sie. Biarn nickte und musterte Charlie.
    »Und jetzt soll ich glauben, dass es gar nicht mehr so schlimm ist, dass ich den Boden unter uns aufgerissen habe, weil es jedem von uns passieren kann?« Biarn schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich habe ihn fast umgebracht . Du dagegen hast nur einen Stock an den Kopf bekommen!«, brüllte Charlie, auf die Füße springend. »Ich habe die Beherrschung verloren! Das hätte niemals passieren dürfen! Er ist mein Freund! Wie konnte das nur geschehen? Wie konnte es mir passieren?«
    Biarn sah Charlie dabei zu, wie sie im Kreis ging.
    »Ja, du hast die Kontrolle verloren«, sagte er dann. »Und Tora ebenfalls. Das soll keine Entschuldigung sein. Du hättest ihn töten können, aber du bist rechtzeitig wieder zu dir gekommen. Das ist mehr als die meisten schaffen. Du musst lernen, deine magischen Kräfte zu beherrschen und zu kontrollieren. Du musst lernen, sie bewusst einzusetzen.«
    Charlie stampfte wütend auf. Biarn fuhr unbeirrt fort:
    »Menschen mit magischen Fähigkeiten werden normalerweise getauft, tätowiert und zu einem Raidho in die Lehre geschickt. Dies geschieht nicht nur, um andere Nichtmagier davor zu warnen, mit wem sie es zu tun haben, oder um die Magier von der Masse abzuheben, sondern hauptsächlich zum Schutz des Lehrlings und seiner Umgebung. Magie ist kompliziert und kann falsch ausgeführt zu großem Unglück führen. Beschwörungen, Verhexungen und Zauberei wollen gut durchdacht sein. So sollte man zum Beispiel niemals ein Wesen mit einem Fluch belegen, denn was du anderen antust, kommt dreifach zu dir zurück. Verlangst du auf magischem Weg, dass jemand verschwindet, kann es durchaus passieren, dass er für immer fort ist oder auf der Stelle tot umfällt. Du solltest dir immer genau bewusst sein, was du mit einem Zauber bewirkst.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«, schrie Charlie. »Wie soll ich mir bewusst sein, was ich bewirke, wenn ich nicht einmal weiß, dass ich etwas tue!«
    Biarn blieb die Ruhe in Person.
    »Ich spreche von Zeremonieller Magie . Intuitive Magie ist selten so stark ausgeprägt, dass sie Schaden anrichten kann. Hauptsächlich zeigt sie sich bei Wut oder Freude«, sagte er.
    Charlie schnaubte verächtlich. Immerhin hatte sie gerade die Erde dazu gebracht, sich unter Kunar zu öffnen! Biarn verstand.
    »Deine intuitive Magie ist enorm, Charlie. Ich habe noch niemals von solchen Kräften gehört. Nicht einmal bei den mächtigsten Raidhos. Auch wenn du bei jemandem anderen in die Lehre gegangen wärest, hätte dich niemand auf so etwas vorbereiten können, denn keiner würde solche Kräfte erwarten. Du kannst erst reagieren, wenn es geschieht, deshalb werden solche Dinge erst dann eingehend besprochen, wenn man ein wenig Erfahrung gesammelt hat. Tora hat es soeben am eigenen Leib erfahren. Erst jetzt wird sie annähernd begreifen, was mit Beherrschung gemeint ist. Etwas, das ihr noch niemals wirklich leicht gefallen ist.«
    Charlie widersprach nicht. Tora hatte sich mit ihrem Temperament bereits mehrmals in Schwierigkeiten gebracht. Sie selbst dagegen verlor selten die Kontrolle.
    Um nicht zu sagen nie …
    Als ob Biarn ihre Gedanken gelesen hätte, fuhr er fort.
    »Es musste früher oder später geschehen. Es ist dir auch zuvor bereits passiert, Charlie.« Sie schüttelte den Kopf. Biarn nickte. »Doch. Du erinnerst dich sicher an den Nebel, den du plötzlich zusammengezogen hast. Du hast mir davon erzählt.«
    Richtig.

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