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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Wichtelfichten ihn verschlang.
    Auf einmal schlug irgendetwas direkt neben Charlie auf dem See auf! Erschrocken ließ sie die Norne der Vergangenheit los und sah sich hastig um. Die Wasseroberfläche kräuselte sich immer noch in leichter Unruhe und plötzlich wuchs, nicht weit von ihr entfernt, ein kleiner grüner Ball aus dem Nichts – eine neue Norne.
    Auch Tora sah sich erschrocken um. Überall auf dem kleinen See schossen neue, junge Nornen aus dem Wasser und Charlie suchte instinktiv nach der Quelle des neuen Lebens. Sie wusste, dass irgendwo ein männliches Wesen dem betörenden Locken der Nornen verfallen sein musste und für die neue Nornen-Generation vermutlich sein Leben gelassen hatte.
    Aber sie konnte im Dämmerlicht des Morgengrauens niemanden erkennen. Tora schauderte. Dann sagte sie mit leiser, rauer Stimme:
    »Vielleicht war es nur eine Maus …«
    Ja , dachte Charlie, vielleicht.
    Die kleinen Schwarzelfenweiber ließen sich nicht stören. Belustigt bemerkte Charlie nun, dass die nicht einmal zehn Zentimeter großen Elfen in der Blüte saßen und die summenden Diamanten umarmten. Ihre Mini-Boote hatten sie am blauen Stiel der Rosen festgemacht.
    Ein kurzer Blick gen Himmel verriet Charlie, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Die ersten Sonnenstrahlen suchten sich bereits ihren Weg über den Horizont. Hastig ergriff sie die Blüte direkt an Toras Seite. Die Vibration erfasste ihren Körper und zog sie in einem gleißenden Licht mit sich fort. Lachsfarbener Nebel wirbelte umher.
    Charlie sah wieder die Frau mit den dunkelblonden Haaren. Sie stand in meterhohen Schneeverwehungen inmitten einer Berglandschaft und lachte einem Kentaur entgegen! Halb Pferd, halb Mensch, war er eindeutig männlich, mit rotbraunen Haaren und ebenfalls rotbraunem Rauschebart.
    Die junge Frau hielt ein pechschwarzes, geflügeltes Pferd am Zügel – einen Pegasus – und sie hatte offensichtlich gerade vor, sich auf dessen Rücken zu schwingen, als das Bild verschwand und sich Charlie in der Wirklichkeit wiederfand.
    Sonnenstrahlen hatten ihre lachsfarbene Norne erfasst. Die fünf Blütenblätter schlossen sich, der Diamant in der Mitte verstummte. Dasselbe Bild zeigte sich auf dem ganzen See. Die Schwarzelfen kletterten hastig in ihre Boote, um nicht zusammen mit den Diamanten eingeschlossen zu werden. Die dicke Duva sprang in letzter Sekunde aus ihrer rosa Norne und landete mit einem Plumps in ihrem Boot, das jedoch sofort versank.
    Duva zappelte wild im Wasser umher. Charlie eilte der Elfe zu Hilfe und zog sie aus dem Wasser. Sie watete ans Ufer und setzte die klatschnasse Elfe an der Böschung ab. Die schüttelte sich wie ein nasser Hund, stieß derbe Flüche aus und bedankte sich schließlich bei Charlie.
    Tora gesellte sich mit einem breiten Grinsen zu ihnen.
    Die meisten Elfendamen saßen bereits wieder auf ihren Reitmäusen und einige huschten schon über den Waldboden in den Wald hinein. Die dicke Duva schaute missmutig um sich. Sie machte den Eindruck, als wäre ein Ritt auf einer Maus das Letzte, was sie sich in ihrem Zustand vorstellen konnte. Hoffnungsvoll schielte sie zu Charlie auf.
    »Wollen Sie uns begleiten?«, fragte Charlie, die Duvas Blick richtig gedeutet hatte. Duva seufzte und schlackerte mit den Ohren.
    »Ja«, brummte sie und wrang ihren nassen Umhang aus. »Wenn es so freundlich wäre«, fügte sie grimmig hinzu.
    »Offensichtlich hat ihr etwas die Laune verdorben. Und ich denke da nicht nur an ihr unfreiwilliges Bad«, flüsterte Tora Charlie zu.
    »Du meinst die rosa Norne?«, erwiderte sie.
    Tora nickte.
    »Duva kann sie hören«, brummte die Schwarzelfenfrau empört. »Duva hat ausgezeichnete Ohren und kann sehr wohl hören, dass es über Duva spricht!«, giftete sie Tora an.
    »Verzeihung«, murmelte Tora verlegen. »Ich wollte dich nicht kränken.« Duva kletterte den Arm hoch, den Charlie ihr schuldbewusst entgegengestreckt hielt. Sie ließ sich neben Charlies Ohr nieder.
    »Es hat ja recht«, gab sie zu. »Die Zukunft hat Duva nicht gefallen.«
    Charlie horchte auf.
    Was hatte Duva gesehen? Mord, Intrigen oder die Niederlage gegen Oden?
    »Was …?«, setzte Charlie an.
    »Er heiratet eine andere«, seufzte sie und schüttelte traurig den Kopf.
    »Was?«, fragte Charlie perplex. Hatte sie richtig gehört?
    »Brock. Duva ist sehr von ihm angetan. Doch er nimmt niemals Notiz von ihr.«
    Tora grinste breiter denn je.
    »Sie ist verliebt!«, rief sie laut. Duva warf ihr wieder einen giftigen

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