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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Blick zu.
    »Oh, schreit es noch lauter! Duva glaubt, dass die Wichtel am Ende des Waldes womöglich nichts gehört haben!«
    Empört verschränkte die dicke Elfe ihre Arme.
    »Die dicke Duva ist verliebt, die dicke Duva liebt den schönen Brock, der nichts von ihr wissen will!«, wiederholte sie dann spöttisch.
    »Es tut mir leid …«, begann Charlie, doch sie wurde von Tora unterbrochen.
    »Woher weißt du, dass er nichts von dir will?«, fragte sie geradeheraus.
    Das war wieder typisch für Tora.
    Ohne Rücksicht, immer schonungslos direkt. Duva hielt inne und blickte Tora grimmig an.
    »Er macht, dass er verschwindet, wenn er Duva kommen sieht«, grollte sie. »Reicht das dem Menschenwesen als Erklärung, oder will es Duva noch weiter quälen und erniedrigen?«
    Tora überhörte den anklagenden Ton.
    »Brock, hm?«, überlegte sie laut und nachdenklich. »Ist das nicht der kleine, dürre Elf mit der schrumpeligen Glatze?«
    Charlie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Jetzt hätte sie eine Spalte in Hels Reich gut gebrauchen können. Empört stemmte Duva ihre Fäuste in ihre gut gepolsterten Hüften.
    »Na, hört es mal! Dürr und schrumpelig!«, wetterte sie laut. »Ja, das ist Brock …«, fügte sie hinzu.
    Tora nickte abwesend und Charlie schwante Böses. Diesen Blick kannte sie mittlerweile.
    »Misch dich da nicht ein«, mahnte Charlie.
    Tora hörte nicht zu.
    »Netter Kerl, dieser Brock«, sagte sie und strahlte Duva an.
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.
    »Nicht wahr!«, rief sie überschwänglich und bekam rosa Wangen.
    »Wirklich schade, dass du ihn mit jemand anderem gesehen hast. Mit wem übrigens?«, fragte Tora listig und fast beiläufig.
    Charlie verdrehte die Augen.
    Duvas Blick verfinsterte sich.
    »Mit dieser schlanken Tratschtante Vitra«, brummte sie und schlug sich mit der Faust in die eigene Handfläche. Charlie stellte sich vor, wie die kräftige Duva einer schlanken Schwarzelfe einen linken Haken verpasste.
    »So, so. Die ...«, sagte Tora und zog das Die extrem in die Länge.
    Offensichtlich kannte Tora Duvas Rivalin.
    »Die ist doch nicht halb so viel wert wie du«, sagte sie abfällig. Duva pflichtete ihr wild nickend bei.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Tora. »Vielleicht kommt alles doch ganz anders als du denkst. Zukunftsvisionen sind sehr schwammig und extrem ungenau. Du solltest dich davon nicht abschrecken lassen.«
    Duva seufzte betrübt.
    »Ja, vielleicht hat es recht.«
    »Ganz bestimmt!«, sagte Tora mit fester Stimme. »Vitra hat gegen jemanden wie dich doch gar keine Chance!«
    Erfreut schaute Duva zu Tora hinüber.
    »Es meint es wirklich gut mit Duva!«
    Tora lächelte in sich hinein.
    »Wollen wir nicht langsam mal zurück ins Lager?«, fragte sie dann und sah sich um.
    »Oh, Moment noch!«, rief Duva und drehte sich plötzlich hastig und lustig im Kreis. Winzig kleine, nasse Tröpfchen besprenkelten Charlies Ohr. Charlie wartete auf den Knall, doch der kam nicht. Offensichtlich hatte Duva keine Konzentrationsschwierigkeiten. Charlie dachte an Bivor und Bil und musste schmunzeln.
    »So, nun sind sie geschützt«, erklärte Duva und machte es sich auf Charlies Schultern bequem. Es dauerte nicht lange bis die dicke Elfe ihr laut ins Ohr schnarchte.
    Eine Weile gingen Charlie und Tora schweigend nebeneinander her. Sie konnten sich Zeit lassen. Die Elfe auf Charlies Schulter hatte ihren Illusionszauber auf die beiden Mädchen erweitert, sodass sie unsichtbar durch den dichten Wald streifen konnten.
    Die Morgensonne schickte vereinzelte Strahlen durch die ausladenden Schuppennadeln der Wichtelfichten. Grüne Rennspinnen huschten vor ihnen über den kühlen Waldboden. Es hüstelte und schniefte um sie herum. Offenbar hatte eine Grippewelle die jungen Wichtel erfasst, die an lichteren Stellen des Waldes ihre Wurzelfüße in den Waldboden gegraben hatten.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Charlie nach einer Weile und erzählte erst einmal Tora von ihren eigenen Visionen.
    »Als erstes habe ich Hanna gesehen«, sagte sie. »In Verdandi – die Rune der Gegenwart. Also stand Hanna genau zur selben Zeit in dem Turmzimmer.«
    Tora nickte aufgeregt.
    »Ich auch!«, rief sie. »Ich habe dasselbe gesehen! Schon seltsam, nicht wahr? Aber zumindest wissen wir nun, dass sie lebt und dass es ihr gut geht. Das wird Kunar freuen«, fügte Tora hinzu. Ein kleiner Schatten huschte über ihr Gesicht. Charlie warf ihr einen hastigen Seitenblick zu, ging aber nicht näher auf

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