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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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nicht«, knurrte Tora. »Aber seltsam ist es schon, oder?«
    Charlie nickte. Der Schrecken saß ihr immer noch in den Gliedern.
    »Was hast du noch gesehen?«, fragte Charlie nach einer Weile. »Hast du auch Urd besucht? Die Vergangenheit?«
    Tora senkte den Blick.
    »Nein ...« Sie zögerte und schien nach einer Ausrede zu suchen.
    Plötzlich verstand Charlie.
    »Du hast dich nicht getraut, oder?«, fragte sie leise und mitfühlend. »Du hattest Angst vor dem, was du möglicherweise gesehen hättest.«
    »Und wenn schon!«, schnappte Tora und schaute beharrlich in den Wald hinein.
    »Das ist doch verständlich«, beeilte sich Charlie zu sagen. »Du brauchst es nicht zu erklären.«
    Tora ging langsam weiter. Sie waren fast am Lager der Elfen angekommen.
    »Ich habe Kunar gesehen«, sagte sie dann. »Er liegt auf seinem Lager und starrt Löcher in die Luft. Ich muss etwas unternehmen«.
    Charlie stellte sich Kunars Gesicht vor – diese Härte und Unzufriedenheit in seinen Augen. Eine unendliche Traurigkeit überfiel sie.
    »Was hast du noch erlebt?«, fragte Tora.
    Charlie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Da war noch der alte Magier mit dem Irminsul und dann diese seltsame Vision mit dem Dolch, der offenbar von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Sie erzählte Tora davon.
    »Ein Dolch ... ich habe nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten soll. Du etwa?«, fragte Tora.
    »Nicht im geringsten. Zumindest habe ich uns schon Irminsul besorgt. Vielleicht lösen wir ja zumindest dieses Rätsel«, sagte Charlie unzufrieden und schlug mit den Armen aus, sodass Duva im hohen Bogen durch die Luft geschleudert wurde.
    »Hiii …!«, machte der fliegende Schwarzelfenball, während er davon sauste. Charlie folgte dem Flug der dicken Duva mit offenem Mund.
    Zum Glück war Tora geistesgegenwärtig genug, um Duva mit einem gewagten Sprung abzufangen. Sie hielt die Elfe fest und gluckste lachend hinter der vorgehaltenen anderen Hand.
    Charlie atmete erleichtert auf.
    »Es t … tut m … mir schrecklich leid!«, stotterte sie schuldbewusst, während Duva leicht schielend und schwankend aus Toras Faust lugte.
    Tora brach in schallendes Gelächter aus.
    Nach einer Weile stimmte auch Duva in das Lachen ein.
    Die Stimmung war heiter, als die drei das Lager der Schwarzelfen betraten. Sie unterhielten sich noch eine Weile munter miteinander, bevor Duva unter ihrer Wurzel verschwand und Tora und Charlie ihre Lager aufsuchten.
    Charlie grinste immer noch vor sich hin, als sie ihren Umhang über einen Baumstumpf warf und sich auf ihre Pritsche fallen ließ. Sie drehte sich noch einmal um, und da sah sie, dass etwas aus ihrem Umhang gefallen war. Sie hob es auf. Es war der Hexenstein, den sie auf dem Weg vom Markt in Bragesholm gefunden hatte. Ein zwetschgengroßer Stein mit einem daumengroßen Loch in der Mitte. Er sollte laut Kunar und Tora Glück bringen.
    Charlies Hexenstein war dunkelbraun, fast schwarz und lag angenehm in der Hand. Charlie spielte träumerisch damit herum. Sie stülpte ihn auf den Zeigefinger und legte sich auf ihrem Lager zurecht. Schläfrig starrte sie an die grüne Decke ihres Blätter-Baldachins und dachte über die vergangenen Stunden nach.
    Sie versuchte, die Visionen der Nornen zu deuten, doch die Bilder ließen sich nicht festhalten. Die lange Nacht forderte ihren Zoll. Sanft glitt Charlie in das Land der Träume hinüber. Eine wohlbekannte Wärme durchströmte sie und schickte ein vertrautes, behütendes Gefühl durch ihren müden Körper.
     

5. Gnipahâl – oder Asgârds tiefste Abgründe
     
     
    A m Tag vor Alvablotet befand sich Hanna in Odens Gemächern im Nordturm Asgârds und ging ihrer täglichen Arbeit nach.
    Oden war, wie üblich, nicht anwesend, Hugin und Munin waren zu Erkundungszügen ausgeflogen.
    Dies war der Tag, auf den Hanna gewartet hatte, denn heute würde Od mit den meisten Bärsärkern auf dem Festland sein, um die Annehmlichkeiten des Opferfestes Alvablotet zu genießen.
    Am Vormittag hatte sie aus gebührender Entfernung beobachtet, wie einige Bärsärker unter Ods Anleitung das Schiff Nagelfar für die Ausfahrt vorbereitet hatten.
    Gemeinsam mit Aslak hatte sie sich im Schatten der Burg näher herangeschlichen.
    »Der Legende nach, ist das Schiff aus Knochen und Nägeln von Toten gebaut!«, flüsterte Aslak ihr mit zitternder Stimme ins Ohr, während der mächtige Schoner aus einem Dock im Inneren der Burg glitt.
    Die Segel waren noch gerefft und bei genauerem Hinsehen

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