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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Thomas
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war Kala an Lee heran und riss ihr das übergroße Stoffbündel vom Leib. Die verborgenen Steine polterten zu Boden. Staub wehte auf.
    »Steine? Das war dein Plan? Steinchen werfen?« Kala prustete. »Du denkst, dass würde etwas ändern?«
    Lee spürte die Schamesröte in ihr Gesicht steigen. Der Schock, wie leicht ihr Plan aufgeflogen war, saß tief. Sie hatte ein Zeichen setzen wollen. Nicht für die anderen. Nicht, um etwas zu bewirken. Nur für sich. Das war die Wahrheit. Sich selbst zu beweisen, dass sie sich wehren konnte.
    »Erbärmlich.« Kala lachte. »Dein Priester brauchte nicht lange, bis er meinem Vater verriet, dass du heute hier bist. Dionadus meinte, du würdest etwas Dummes vorhaben. Nun, er hatte wohl recht.«
    »Du Aas!« Lee stemmte sich erneut gegen Sernos Umklammerung. Sie wollte Kala das Gesicht zerkratzen! Der Diener machte einen überraschten Laut, schaffte es aber, Lee unter seine Kontrolle zu halten.
    »Zu Beginn war er nicht sehr gesprächig in der Obhut der Spürhunde«, fuhr Kala fort. »Sein Verlangen nach dem Gesöff aus Schwarzmoorpilzen war am Ende aber stärker als er.«
    Oh Dio, du und deine Sucht nach diesen bitteren Pilzen , dachte Lee bedrückt.
    »Geht es ihm gut?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Wie jeder Gotteslästerer befindet er sich zur Befragung in der Goldenen Pyramide«, sagte Kala gehässig. »Dort wartet er auf sein Urteil.«
    Betroffen sackte Lee gegen Sernos Brust.
    »Wolltest ein bisschen Rebell spielen, was?«, höhnte Kala. »So wie diese Vögel? Liriths oder wie die heißen?«
    Lee senkte den Kopf. Sie konnte Kalas Lächeln nicht mehr ertragen.
    Vielerlei Gerüchte rankten sich um die Söhne Liriths. Es war ein Bund aus Menschen, die sich der Herrschaft der Dunkelmagier widersetzten. Ein weißer Vogel soll laut den Erzählungen einst an der Oberwelt gelebt und dort frei in der Luft geflogen sein. Dieser Lirith, so hieß es, soll ein Licht in sich getragen haben, das aus ihm selbst heraus leuchtete und alles und jeden mit seinem Schein berührt haben. Die Rebellen hatten sich nach dem Vogel benannt.
    Wie hatte Lee nur ernsthaft denken können, den Liriths mit einigen Steinen helfen zu können? Bestenfalls wäre sie von einem Eisork erwischt worden und hätte einige rote Striemen auf ihrem Rücken davongetragen.
    »Jetzt ist mein Vater dran!« Kala klatschte in die Hände.
    Lee beobachtete, wie der Schattenhand-Kultist neben Kalas Vater ein Handzeichen gab, um die Menge auf ihn aufmerksam zu machen. Die Menschen fügten sich sogleich, in der Hoffnung auf ein baldiges Abendessen.
    Kalas Vater lüpfte seine Kapuze. Ein überraschtes Raunen ging durch die Menge und wo gerade eben Stille eingekehrt war, drohte erneut Chaos auszubrechen.
    »Was …?« Kala verschlug es die Sprache.
    Lee hatte den Vorsitzenden der Schattenhand noch nie gesehen - aber dieser Mann konnte es nicht sein.
    Der unerwartete Redner streckte beide Hände von sich und blickte auf die erstaunten Gesichter herab. »Ich grüße euch, Brüder und Schwestern!«
    Lee erinnerte sich an die standardmäßigen Begrüßungsfloskeln der Dunkelmagier und der Schattenhand. »Diener« oder »Kinder des Gottkönigs«. Niemals würde ein waschechter Dunkler einen Menschen mit »Bruder« oder »Schwester« anreden. Das wahrlich Unglaubliche war jedoch, dass der Mann auf dem Podium nur einige Jahre älter war als sie selbst.

Kapitel 3
     

    »So sind wir nach Belerock gekommen und anschließend in Ab’Nahrim gelandet. Den Rest kennst du ja.«
    Brega seufzte. Er fühlte sich müde. Nachdem er die Reise von damals fast verdrängt hatte, war nun alles wieder in ihm hoc hgekommen. Die Flucht durch die Tunnel des Geheimen Lagers, der verebbende Kampflärm in seinem Rücken, das blendende Licht der kalten Sonne von Kyranis, der zehrende Marsch durch die Schneelandschaft. Danach immer weiter die Gipfel hinauf, ins Herz des Scheidegebirges, nach Belerock.
    »Gut, dass du es mir erzählt hast«, sagte Vran nach einiger Zeit.
    Brega riss sich vom Anblick seiner narbigen Hände los. Seine Frau saß ihm am Arbeitstisch gegenüber. Zwischen ihnen standen leere Schüsseln des Mahls, das sie vor wenigen Stunden zu Mittag hatten. Ein Hauch von Süßmorchelnduft hing noch in der Luft. Vran hatte ihren Kopf nachdenklich auf ihrer Hand gestützt. Das Feuer der Esse warf Schatten und verlieh der kleinen Schmiede etwas Unwirkliches.
    »Was denkst du jetzt? Hältst du mich für einen Feigling?«, fragte Brega.
    »Alter

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