Die Erben Der Flamme
Spinner.« Vran stand auf und umrundete den Tisch, bis sie bei ihm war. »Du hast Lee das Leben gerettet. Würde das ein Feigling tun? Du bist ein guter Mensch, Brega.«
»Warum hast du nie nach meiner Vergangenheit gefragt?«, meinte Brega unvermittelt.
»Ich habe oft darauf angespielt«, wich Vran aus. »Doch habe ich gesehen, wie du darunter leidest. Nun weiß ich, du warst in diesen Momenten mit deinen Gedanken im Geheimen Lager bei Iltharis und Loranu.«
»Ich hätte es dir sagen müssen.«
»Ja das hättest du«, erwiderte Vran. Brega war der gekränkte Unterton nicht entgangen. »Aber du hast richtig daran getan, Lee nichts zu sagen.«
»Was?« Brega blinzelte. »Ich habe Lee um ihre wahre Herkunft betrogen, Vran.«
Die nagende Angst vor der einen Frage war wieder da. In den Augenblicken, in denen er kurz davor stand, Lee alles zu sagen, hinderte diese ihn daran, sich ihr zu offenbaren: Wird sie mich hassen, wenn sie weiß, dass ich nicht ihr Vater bin?
Vran schüttelte bedächtig den Kopf, als hätte sie seine unausgesprochene Frage vernommen.
»Tagein, tagaus lebe ich damit.« Brega merkte, wie seine Hand sich um einen Hammer auf dem Tisch verkrampft hatte. »Das Kind zu erleben, dass ich Tochter nenne, und das Vater zu mir sagt, und zu wissen, dass es nicht wahr ist.«
»Das stimmt nicht und das weißt du.«
»Ich habe sie belogen.«
»Genug!«
Brega verstummte. Es kam selten vor, doch wenn, dann war Vrans Ärger heißer als die Glut seiner Esse.
»Höre zu«, sagte sie mit fester Stimme. »Du hast Lee ein Leben geschenkt; dieses Leben. Das Beste, das sie in den Tempe lruinen erhalten kann. Wenn du ihr jetzt die Wahrheit erzählst – ich kann dir nicht sagen, wie sie reagieren wird. Ich weiß nur, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor.«
»Sie wird mich verabscheuen«, presste Brega hervor.
Vran legte eine Hand an Bregas Wange. »Du bist ein guter Vater, aber manchmal ein störrischer Dickkopf. Lee liebt dich.«
»Und was ist mit dir und Lee?«, wechselte Brega unvermittelt das Thema. Er hielt Vran mit seinem Blick fest.
Sie nahm die Hand von seinem Gesicht und ließ sich neben ihm auf einen Schemel nieder. Gedankenverloren schaute Vran auf die Glut in der verlöschenden Esse. »Zwischen uns wird sich nichts ändern. Sie weiß, dass ich nicht ihre Mutter bin.«
»Vran …«
»Es ist anders als bei dir.« Vrans Züge wurden weicher. »Ich glaube, sie weiß es. Deine Geschichte von der tödlichen Grubenkrankheit ihrer Mutter bei ihrer Geburt – Lee hat schon immer ein gutes Gespür für Unwahrheiten gehabt.«
Eine weitere Lüge , dachte Brega bitter. Scheppernd fiel der Hammer aus Bregas Händen auf den Tisch.
Vran schien es überhaupt nicht zu merken. »Ich bin so etwas wie eine Freundin für sie. Und das ist wunderbar für mich.«
Brega erwiderte Vrans Lächeln, dennoch fühlte er sich innerlich zerrissen. Wie gerne würde er Vran jetzt in den Arm nehmen, aber da war noch etwas, was ihm auf der Seele lag. »Lee ist noch nicht zurück.«
»Sie ist alt genug. Gib ihr den Freiraum, den sie braucht.«
»Der Freiraum ist voller Eisorks und Dunkelmagier.«
»Benimm dich nicht wie ein Zwerg vor einer geschlossenen Taverne.« Vran drückte ihm kurz die Hand, dann erhob sie sich. »Wir reden später weiter. Ich kümmere mich um das Geschirr.«
Brega fiel die ausgekratzte Schüssel vor ihm auf dem Tisch ins Auge. »Hast du noch etwas von diesem Süßmorcheleintopf?«
Er glaubte, seit Tagen nichts gegessen zu haben, dabei war das Mittagessen erst zwei Stunden her. Er erhielt keine E rwiderung mehr, doch Vrans Lachen war ihm Antwort genug. Sie verließ die Schmiede und machte sich auf dem Weg zur Küche. Es war unpraktisch, dass diese in einem Raum am anderen Ende des Tempels lag. Aber dort befand sich neben der Schmiede der einzige Luftabzug für ein Feuer. In dem ehemaligen Weiheraum des Tempels hatten die Zwerge einst irgendwelche Kräuter verbrannt. Die geschwärzten Wände waren noch heute unverkennbar. Brega und Vran hatten um die Feuerstelle und den Schlot ihre Küche aufgebaut.
Brega schnappte sich seine Zange und griff nach einem Eisenrohling. Bis Vran ihn rief, wollte er noch etwas an seinem neuen Auftrag arbeiten. Ein Dunkelmagier hatte gestern per Bote einen Zeremonienstab bestellt, die beliebteste Ware in Bregas Schmiede. Er erinnerte sich, wie merkwürdig ihm diese ganze Angelegenheit doch erschienen war. Der Bote war ein Novize der Dunkelmagier gewesen. Brega hatte dies an
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