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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Thomas
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Roben. Auf ihren Köpfen glänzte Metall. Es waren silberne Stirnreife, in dessen Mitte ein bestimmtes Amulett eingeprägt war. Der Turm von Caratos, das Symbol des Dunklen Turms – des Gottkönigs.
    »Komm!« Der Bettler zerrte an Lees Arm.
    Doch sie ignorierte ihn. Als wäre sie am Boden festgewachsen, verharrte Lee auf der Stelle. Sie fühlte sich schwer wie eine leblose Masse. Es war nicht die Erschöpfung oder das Leid, die sie zur Bewegungslosigkeit verdammten. Sie hatte sich entschieden, stehen zu bleiben. Das Kommende geschehen zu lassen. Und es fühlte sich richtig an.
    Die Spürhunde näherten sich. Ein Mann folgte einer Frau. Er sagte etwas zu ihr und lachte daraufhin. Die Magierin drehte sich um und wies ihn mit knapper Geste zurecht. Offenbar war sie die Anführerin. Kaum hatte sie sich umgedreht, fing der Mann wieder an zu kichern.
    Lee beobachtete ihn. Während die Menschen sich in ihren Häusern oder sonstwo verbargen und vor Angst zergingen, benahmen sich diese Dunkelmagier wie Kinder bei einem Ausflug. Als sie ihre Gesichter erkennen konnte, stellte Lee fest, dass sie fast noch welche waren: Novizen. Sie konnte jetzt deutlich den blauen Gurt ausmachen, das Erkennungszeichen für die Schüler der Dunkelmagier.
    Ehemalige Gesegnete , schoss es Lee durch den Kopf. Einmal wird Nandir genauso aussehen.
    Sie hörte, wie der Bettler sich fluchend von ihr abwenden wollte, doch war es zu spät. Die Eisorks hatten den Platz ei ngenommen und die jungen Spürhunde sie entdeckt. Gemächlich näherten sie sich Lee und dem Alten. Der Bettler ging sogleich vor den Novizen in die Knie und Lee hörte mit einem Anflug von Abscheu, wie er um Erbarmen flehte.
    »Warum seid ihr nicht in euren Häusern?«, fragte die junge Frau und warf der Gestalt am Boden einen mitleidigen Blick zu.
    Trotz ihrer Größe und der Robe glaubte Lee, dass sie und die Magierin nur wenige Jahre trennten. War das ein Anflug von Bestürzung in ihrer Stimme? Der Gedanke war derart absurd, das Lee nicht umhin kam, sich zu fragen, ob sie selbst allmählich verrückt wurde.
    »Du bist aber ein hässliches Exemplar!«, spottete der Jüngling von einem Dunkelmagier und trat hinter seiner Anführerin hervor.
    Lee schätzte ihn im selben Alter wie sich selbst, doch wirkte sein Auftreten um Jahre älter, als hätte er schon die Welt der Erwachsenen betreten. Nein, die Welt der Dunkelmagier.
    Die Novizen erschienen wie Zwillinge. Dieselben grauen Kutten, schwarze Stäbe in den Händen und eingefallene Gesichter mit blasser Haut. Die Stirnreife mit dem Abbild des Dunklen Turmes rutschten ihnen beinahe über die Augen.
    »Zu viel im Dreck gespielt, Slumkind?« Der Junge musterte Lee abschätzig. »Sie sind schlimmer als Ratten.« Er würgte und spuckte aus, dann nahm er seinen Stab in die rechte Hand. »Du wagst es, so dreckig vor mich zu treten?«
    »Schluss mit dem Blödsinn, Tiron!« Die Stimme der jungen Frau brachte den Novizen aus dem Konzept.
    Lee schaute zu, was sich vor ihr abspielte, ohne einzugreifen. Innerlich fühlte sie eine ihr wohlbekannte Wärme in sich aufsteigen.
    »Ich warne dich, Fianna«, drohte der Junge namens Tiron mit hasserfüllter Stimme.
    »Vergiss nicht deine Position, Sucher! Ich führe diese Durchsuchung«, erwiderte Fianna nüchtern. »Kümmere dich um ihn«, sie deutete auf den Bettler, »und mach’ dann weiter. Ich befasse mich mit ihr.«
    Tiron grinste Fianna keck an, es war eine Herausforderung. Doch schwieg er und wandte sich dem Alten vor seinen Füßen zu.
    Die Magierin, die sie gerade vielleicht vor Schlimmeres bewahrt hatte, hob sachte eine Hand. »Beruhige dich.« Fianna lächelte. »Was ist mit dir passiert? Sprich, vielleicht kann ich dir helfen?«
    Lees Lippen zitterten. Alle möglichen Schimpfwörter und Flüche der Zwerge und Menschen rasten durch ihren Schädel, aber als sie die Milde in der Stimme der Magierin vernahm, war ihre Kehle wie zugeschnürt. Stattdessen betrachtete sie ihr Gesicht. Lee bemerkte jetzt deutliche Unterschiede zu Tirons erstarrtem Äußeren. Dunkle Augen wie Steine schauten aus einem weißen, unnatürlich reinen Gesicht. Wie Marmor. Fianna wirkte dermaßen traurig, dass sie wieder schön war.
    »Halt still, du Schabe!«
    Tiron drückte den Bettler mit einem Fuß zu Boden. Lee glaubte, die Furcht und den Schmerz des Alten am eigenen Leibe mitz uerleben. Der Spürhund hielt den Halsring des Greises mit seinem Blick fest. Die Runen darauf begannen zu pulsieren und ein mattes Leuchten

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