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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Thomas
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zu ihr durch.
    Sie muss sich hinter der Wand befinden , schoss es Lee durch den Kopf.
    Sofort tastete sie mit den Fingern über das Granitbild, doch erschwerte der Rauch ihr zunehmend die Sicht. Überdies tränten ihre Augen. Sie wusste nicht, wonach sie suchen sollte, war dennoch aus einem ihr unbekannten Grund davon überzeugt, dass sich hier etwas befinden musste. Lee klopfte gegen den Stein, trat dagegen und zischte Zwergenflüche.
    Sie krallte ihre Finger in die Einkerbungen des Rahmens, doch der Qualm hatte sich inzwischen gleich einer dunklen Decke um sie gelegt. Lee schwindelte bereits. Ihre Gedanken wurden leicht, beinahe schwerelos. Hinter geschlossenen Augenlidern konnte sie Brega am Esstisch vor seinem geliebten Süßmorcheleintopf sehen, Vran daneben, und wie sie sich beide unterhielten.
    Das Bild zerfloss so plötzlich, wie es gekommen war. An seine Stelle trat etwas Neues aus dem Nebel ihrer Gedanken hervor, sodass Lee unwillkürlich die Augen zusammenkniff. Es war ihr, als würde sie ein gelbes Glimmen wahrnehmen. Es formte sich zu einem Kreis, einem leuchtenden, pulsierenden Ring. Das Pulsieren wurde stärker, so als wollte es ihren ganzen Kopf ausfüllen. Mit einem erschrockenen Seufzer riss Lee die Augen auf. Ihr Blick lag fest auf eine Wölbung am unteren Rand des Zwerge ngemäldes. Sie hatte es gesehen - was auch immer dies gewesen war.
    Vorsichtig schob Lee ihre Hand unter dem Rahmen: ein Hohlraum. Sie bekam einen Stift zwischen die Finger und zog daran. Klackernd schnappte ein Mechanismus ein und das Zwergenbild bewegte sich. Ungläubig schaute Lee zu, wie das Gemälde sich nach unten bewegte und eine Öffnung preisgab. Sobald das Bild des Zwergenkönigs in der Einfassung im Boden versunken war, kletterte sie in den dahinter sichtbaren Raum.
    Lees Anspannung brannte in ihr wie das Feuer um sie herum. Sie suchte in dem leeren Raum nach Vran. Fast drohte sie an ihrer Verzweiflung zu zergehen, als sie hinter einer Säule einen Schacht entdeckte. Trotz der zunehmenden Hitze fuhr es Lee eiskalt über den Rücken. Sie bückte sich und kroch in den quadratischen Tunnel hinein.
    Im dämmrigen Licht lehnte eine Gestalt gegen die Wand des Durchgangs.
    »Vran!«
    Lee legte die Arme um ihre Ziehmutter und stützte sie auf. Mühsam unterdrückte sie einen Aufschrei. Vrans Gewand war von Blut durchtränkt. Sie wimmerte, als die Augen ihrer Ziehmutter sich einen Spalt breit öffneten.
    »Das Feuer hat mich nicht erwischt. Ich habe die Tunnel benutzt.« Vran lächelte selbstzufrieden.
    Obwohl Vrans Zustand Lee lähmte, wusste sie, was ihre Ziehmutter damit meinte. Zwerge liebten Tunnel. Ganz Ab’Nahrim war von Höhlengängen durchzogen. Sogar in ihren Tempeln hatte das Bergvolk welche angelegt, um rasch von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Brega hatte Lee seit Kindesbeinen verboten, unter dem Haus und in den Wänden umherzukriechen. Natürlich hatte sie das nicht abhalten können. Nie hatte sie jedoch einen Tunnel in diesen versteckten Abschnitt gefunden. Es musste ein geheimer Fluchtweg sein.
    »Ich bin vor ihnen geflohen«, sagte Vran. Ihre Lippen zitterten, aber ihre Augen waren klar. »Dann kam die Schwärze und ich sah nichts mehr. Als ich wieder aufwachte, war ich allein in der brennenden Küche.« Vran schnaufte, das Atmen bereitete ihr Mühe. »Sie haben ihn mitgenommen, Lee. Der Tempelhüter und sein Diener, sie haben Brega entführt.«
    Sie wusste, wen Vran meinte. Jedes Slumkind kannte Goldkopf und seine Ratte: Geash und Mirsk. Doch warum hatten sie Brega mitgenommen? Was hatte er getan?
    Vran hustete und unterbrach Lees Gedankengänge. Sie wartete, bis sich ihre Ziehmutter wieder beruhigt hatte. »Ich schaffte es, mich unter dem Tisch hervorzuziehen. Das Feuer war überall. Ich bin durch den Kamin geschlüpft. Es war so dunkel, ich weiß nicht, wie lange und in welche Richtung ich gekrochen bin. Irgendwann war ich hier. Dann habe ich ein Husten gehört und deine Stimme erkannt.«
    Lee schauderte. Plötzlich merkte sie, wie finster es um sie beide geworden war. Der Qualm war dabei, alles einzuhüllen und das Feuer rückte näher. Sie vergeudeten Zeit!
    »Wir müssen hier raus«, befahl Lee und beugte sich zu Vran vor. Ihre Ziehmutter schrie gequält auf, kaum da Lee sie von der Stelle bewegt hatte.
    »Nicht …«, stöhnte Vran. Sie presste eine Hand gegen ihren Bauch.
    Ehe Lee etwas erwidern konnte, hörte sie ein ekliges Knacken. Das Geräusch war vom ersten Stock gekommen. Sie sog die von

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