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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Treppe wieder hinauf. Aus den Augenwinkeln sahen sie Sören und Chiara in einer Kammer verschwinden. Die Glücklichen! Wie unbeschwert sie ihre erste Liebe auskosten konnten.
    Du weißt, es gibt noch eine andere Möglichkeit, bemerkte der Wolf. Ich bin auf Spuren gestoßen, die mir unheimlich bekannt vorkamen. Auch du hast sie gewittert und Alisa hat sie in der Gruft gefunden.

    Ivy nickte mit einem Seufzer. Ich weiß. In meiner Heimat, in der Grotte unter Dunluce, habe ich es das erste Mal gerochen. Es ist diese Fährte fremder Vampire, die zu keinem unserer Clans gehören. Vermutlich hatte Erik mit seiner Behauptung recht, dass es noch einen siebten Clan gibt. Dort im Osten, im äußersten Ungarn, in den düsteren Wäldern Transsilvaniens. Vielleicht sind meine Freunde in Gefahr, während ich mich feige hier im Palais der Dracas verstecke.
    Sie haben sich bislang damit begnügt, uns zu beobachten. Gehen wir davon aus, dass es heute nicht anders ist und konzentrieren wir uns lieber auf die Gefahr, die dir mit Sicherheit droht, wenn du dich auch nur einen Schritt hinauswagst!

    »Leo, nun erzähl schon. Was ist das für ein Ort, an den du Clarissa bringen willst?«
    Sie stürmten durch die Gassen auf die Oper zu, ohne darüber nachzudenken, dass ihnen die ungebührliche Eile neugierige Blicke eintrug. Matthias und Dario folgten in einigem Abstand.
    »Wie ich schon sagte, ein Haus, nicht schlecht, wenn auch nicht so prächtig, wie sie es gewohnt sein dürfte.«
    »Und wo steht das Haus?«, drängte Alisa, obwohl sie ja nicht mit Leo sprechen wollte. »Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.«
    »Auf der anderen Seite der Stadt, was vielleicht ein kleines Problem darstellt. Aber wir werden sie schon dort hinbekommen, ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Es steht im Nordosten der Stadt, wo früher die Stadtmauer zur Donau verlief. Es ist nicht sehr groß und seine Fassade ein wenig schmucklos, doch seine Bewohner waren durchaus keine armen Leute. Der Letzte, der dort gewohnt hat, war van der Nüll, der Architekt der Oper, der sich dann kurz darauf das Leben nahm.« Franz Leopold zuckte mit den Schultern. »Was mich nicht besonders wundert.«
    »Warum wundert dich das nicht? Und wie kommst du auf den Gedanken, das Haus würde noch immer leer stehen?«, erkundigte sich Luciano.
    »Es bringt Unglück. Kein Mensch hat es je lange dort ausgehalten
und vielen ist etwas zugestoßen. Sie wurden verrückt oder haben selbst Hand an sich gelegt. Nun traut sich keiner mehr, dort einzuziehen.«
    »Ein geeigneter Ort, wahrlich«, kommentierte Alisa sarkastisch.
    »Ist das alles nur Zufall oder woran liegt das?«, fragte Luciano.
    »Für einen Zufall würde ich es nicht halten«, meinte Franz Leopold nachdenklich. »Man sagt, die ruhelosen Seelen von Ermordeten würden sich dort am Rabensteig in diesem Haus herumtreiben. Selbst wenn dies stimmt - was sollten sie einem Vampir anhaben?«
    Alisa konnte nicht umhin, der Überlegung zuzustimmen. »Wichtiger ist es für uns, dass sich die Menschen von diesem Ort fernhalten.«
    »Und auch die Dracas meiden das Haus von jeher«, ergänzte Franz Leopold. »Vielleicht sind ihnen die unerlösten Seelen unangenehm. Ich weiß nicht, aber ich denke, wir müssen uns nicht an ihnen stören.«
    Sie erreichten den Zugang zum Lüftungstunnel und folgten ihm in die Dunkelheit. Bald schon ahnten sie das Licht einer Lampe. Die beiden Särge tauchten im flackernden Schein auf. Der erste Sarg war leer. Der Deckel lehnte an der Wand. Und auch der zweite Deckel lag beiseite. In dem dazugehörigen Sarg dagegen entdeckten sie zwei Gestalten. Luciano sog scharf die Luft ein und ballte die Hände zu Fäusten. Alisa griff nach seinem Arm, damit er sich nicht auf Hindrik stürzte. Dieser lag auf dem Rücken in dem einfachen Holzsarg und auf ihm der reglose Mädchenkörper in seinem dünnen Seidennachtkleid, den er mit seinen Armen schützend umfangen hielt. So blass, so zerbrechlich lag sie da und rührte sich nicht. War ihr Versuch fehlgeschlagen? War Clarissa bei dem Versuch, sich zu wandeln, gestorben? Hatte Luciano trotz Ivys Hilfe die nötige Kraft gefehlt? Und was war mit Hindrik? Er war doch stets unter denen, die am Abend zuerst erwachten. Warum lag er nun mit geschlossenen Augen da und rührte sich nicht?
    Alisa trat vorsichtig noch einen Schritt näher. »Hindrik?«, sagte sie leise.
    Der Servient öffnete die Augen und sah sie an.

    »Da seid ihr ja. Ich erwarte ihr Erwachen jeden Moment.

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