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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Vielleicht ist sie dann schon ein wenig klarer im Geist, dass man sie nicht mehr vor sich selbst schützen muss. Es bleibt abzuwarten.«
    Er hob ihren Körper hoch, als würde sie nicht mehr wiegen als ein Welpe, und legte sie Luciano in die Arme. Dann sprang er aus dem Sarg.
    »Pass aber auf, wenn sie erwacht. Ihre Reaktionen können noch sehr heftig sein«, warnte er. Luciano nickte geistesabwesend und streichelte ihre blassen Wangen.
    »Und wie war es?«, erkundigte sich Alisa.
    »Nicht anders, als ich es erwartet hätte«, antwortete Hindrik ausweichend mit einem Seitenblick auf Luciano. Alisa nickte und ließ es dabei bewenden. Sie erzählte Hindrik von ihrem Plan, Clarissa in das Geisterhaus am Rabensteig zu bringen. Prinzipiell hatte er nichts dagegen einzuwenden. Natürlich war er nicht scharf darauf, wochenlang mit ihr in diesem schmalen Gang auszuharren. Allerdings äußerte er Bedenken, wie sie es schaffen sollten, sie und vielleicht auch noch die Särge zu dieser frühen Abendstunde unbemerkt durch die ganze Stadt zu schaffen.
    »Sie kann jeden Augenblick zu sich kommen und keiner kann sagen, ob sie für Vernunft schon zugänglich ist«, warnte er. »Es ist möglich, dass sie noch immer schreit und tobt. Sie hat es noch nicht überstanden.«
    Luciano zuckte zusammen und drückte den reglosen Körper mit einem Ausdruck tiefsten Mitleids an sich.
    Und wieder war es Franz Leopold, der einen praktischen Vorschlag unterbreitete. »Wir sollten einen Fiaker nehmen. Das ist am unauffälligsten. Ich werde mich zu dem Kutscher gesellen und seinen Geist ein wenig beschäftigen, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.«
    »Ein guter Einfall«, lobte Hindrik. Dem konnte Alisa nur zustimmen, brachte es aber nicht über sich, es auszusprechen. Vielleicht hatte Luciano ja recht und sie war noch immer kindisch und unreif - ganz im Gegensatz zu ihm, der sich nur um seine Liebe sorgte.
    Franz Leopold machte sich mit Matthias auf und kam schon bald mit der Nachricht zurück, der Fiaker stünde direkt an der Mauer
zum Hofgarten bereit. Luciano ließ es sich nicht nehmen, Clarissa zu tragen, während Hindrik hinter ihm ging, um rechtzeitig einzugreifen, sollte sich etwas Unvorhergesehenes ereignen. Doch das Mädchen regte sich nicht. Franz Leopold beauftragte Matthias und Dario, einen zweiten Wagen zu organisieren, der geeignet war, die Särge zum Haus am Rabensteig zu bringen.
    »Vielleicht braucht ihr sie dort«, meinte er, als er den Wagenschlag schloss und zu dem träumerisch dreinsehenden Fiaker auf den Kutschbock stieg. Franz Leopold schnalzte mit der Zunge und die Pferde zogen an. Ihre Hufe klapperten am Kloster der Kapuziner vorbei, in deren ausgedehnter Gruft die Särge der Habsburgkaiser und ihrer Gemahlinnen ruhten, und dann über den neuen Markt dem Stephansdom zu. Von dort folgte der Fiaker der Rotenturmstraße, die direkt auf die Donaubrücke zuführte. Schräg versetzt verlief der abschüssig gekrümmte Rabensteig, wo Franz Leopold die Pferde vor einem unauffälligen Haus anhalten ließ. Die ganze Fahrt über hatte Clarissa nicht einmal mit den Lidern gezuckt. Wie tot lag sie in Lucianos Armen. Alisa konnte spüren, wie sehr er sich sorgte.
    Franz Leopold entließ den verwirrten Fiaker, während Alisa bereits das Schloss der Haustüre mit ihrem praktischen Werkzeug öffnete. Sie traten in die schmale Halle, von der aus eine Treppe in den ersten Stock führte. Im Erdgeschoss fanden sie einen Lagerraum, Küche und Vorratskammer und eine Waschküche. Die Vampire stiegen die Treppe hinauf und durchquerten ein Vestibül, ein Speisezimmer, einen Salon und ein kleines Musikzimmer. Im Stock darüber lagen drei Gemächer mit angeschlossenen Ankleidezimmern. Unter dem Dach fanden sie, wie erwartet, einige einfache Kammern, die vom Personal bewohnt oder vermietet worden waren. Das ganze Haus war noch immer eingerichtet, als würden die Eigentümer jeden Moment zurückkehren. Nur die dicke Staubschicht sprach davon, dass hier jahrelang niemand mehr gewesen war, und vielleicht - wenn man näher hinsah - das Fehlen der Kleider und persönlichen Kleinigkeiten der Bewohner.
    »Es ist perfekt«, gab Luciano zu. Und auch Alisa ließ sich gnädig zu einem Lob hinreißen. Sie stiegen noch in den Keller hinab, der
sich als Ziegelgewölbe unter dem Haus erstreckte, aber bis auf ein paar Kisten mit altem Plunder leer war. Da die Vorhänge in den oberen Stockwerken ein wenig verschlissen waren und die Fenster nach Südosten wiesen,

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