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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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dass sie einer Stärkung bedarf.«
    Alisa nickte und half Franz Leopold, den widerstrebenden Luciano hinauszuschleppen. Matthias und Dario, die die Särge geliefert hatten, warteten bereits in der Halle.
    »Komm, lass uns zurückkehren. Hörst du den Dom schlagen? Der Unterricht beginnt bald. Wir sollten uns beeilen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.«
    »Unterricht«, schnaubte Luciano. »Was interessiert mich das jetzt noch?«

    Es war weit nach Mitternacht, das Theater an der Ringstraße längst geschlossen und auch der letzte Bühnenarbeiter hatte sich bereits auf den Heimweg gemacht. Tonka führte ihre Upiry zu einem Hintereingang.
    »Aufmachen!«
    Das war eine Aufgabe für Jesko. Der vierschrötige Vampir hatte Kräfte für drei, dafür ging es für Tonkas Geschmack in seinem Kopf ein wenig zu düster und langsam zu. Wenigstens hatte er inzwischen begriffen, dass es ihrer Mission nicht nützlich war, jede Nacht Leichen in der Stadt zurückzulassen. Was ihre Upiry in den Vororten trieben, war ihr gleichgültig, solange sie die Überreste so verbargen, dass sie nicht gleich zu finden waren. Auch sie selbst holte sich jede Nacht, wonach sie verlangte. Und sie tötete mit Lust. Am liebsten waren ihr Kinder. Zarte, kleine Kinder mit süß prickelndem Blut. Die Vorstädter bekamen sie eh wie die Karnickel und wussten nicht, wie sie sie ernähren sollten. Meist starben zwei
von dreien schon in frühen Jahren an irgendwelchen Krankheiten. Was machte es da, wenn noch ein paar unter ihren Zähnen ihr junges Leben aushauchten? Ach, diesen letzten Augenblick auszukosten, war jedes Mal etwas Besonders. Es war ein Spiel mit dem Feuer, das wusste sie, was jedoch ein Teil des Reizes ausmachte. Wenn sie es zu weit trieb, dann würde es auch sie erwischen, und so ein kleiner Menschenwurm könnte sie mit in seine Finsternis reißen. Sie zu einem willenlosen Etwas machen, das auf ewig zwischen den Welten herumgeisterte. Dann wäre ihr gar der Rausch des Blutes verwehrt, für den allein es sich lohnte, sich jeden Abend aus seinem Sarg zu erheben.
    Was war das für ein seltsamer Vorschlag, den Menschen nur so wenig Blut zu rauben, dass sie überlebten? Tonka konnte es nicht fassen, dass die Clans ein solches Abkommen geschlossen hatten. Und selbst die Dracas beugten sich diesem unfassbaren Vertrag. Nein, die anderen Clans hatten ihre besten Zeiten hinter sich und waren es nicht mehr wert, einen Platz auf dieser Welt zu beanspruchen. Die Natur merzte aus, was ihr nichts mehr nutzte. Was schwach und kränklich geworden war. Die Upiry waren nur die ausführenden Hände.
    Tonka und ihre Begleiter traten in das stille, verlassene Theater. Es roch nach Staub und heißem Gas und durchdringend nach den vielen Menschen, die heute der Aufführung beigewohnt hatten. Sie führte die Upiry bis in den vierten Rang hinauf. Eine Weile schwieg sie und wartete, bis sich die Vampire umgesehen hatten. Mochten diese verweichlichten Vettern anderer Clans fremde Lichtquellen benötigen. Die Upiry stammten aus den finsteren Wäldern der Karpaten und konnten auch in der Dunkelheit sehen.
    Endlich ergriff Tonka das Wort, um auf die wichtigen Details aufmerksam zu machen.
    »Es ist ideal für unsere Zwecke. Seht, mehr als die Hälfte der Plätze befinden sich hier im dritten und vierten Rang. Die Reihen unten sind sehr eng und weisen keinen Gang in der Mitte auf. Das Theater wurde einfach auf zu kleiner Fläche erbaut. So musste es unnatürlich in die Höhe wachsen, was für unseren Plan einen großen Vorteil bedeutet. Kommt mit und achtet auf die schmalen
Gänge, die vielen Treppen und Windungen und natürlich auf die Türen! Die Garderobe ist im Halbkeller unten, was heißt, dass alle Besucher erst einmal hinunter und dann die verschiedenen Treppen wieder hinaufgeführt werden. Außerdem gibt es nur eine zentrale Gasleitung, die alle Lampen versorgt, einschließlich der Soffittenkästen der Bühnenbeleuchtung.«
    Sie führte die Upiry durch das Parkett zur Bühne zurück und dann bis in die hintersten Kulissen und erklärte ihnen, wer wo zu stehen hatte und was seine Aufgabe war.
    »Wenn wir mit unseren Vorbereitungen fertig sind, dann wird sich das Theater morgen mit einem einzigen großen Knall in einen Feuerball verwandeln, der keinen Ausweg bietet. Und falls es einigen wenigen dennoch gelingen sollte, zu entfliehen, fangen wir sie an den Ausgängen ab, ehe sie wissen, wie ihnen geschieht. Wenn ich mich nicht täusche, dann müssten wir sie alle mit

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