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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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»Verzeih! Es war wirklich keine Absicht. Das hat sich über den Sommer wieder so eingeschlichen.«
    Alisa versuchte sich an einer strengen Miene, musste aber lachen. »Nun gut, wenn du Besserung gelobst, will ich dir noch einmal verzeihen. Aber ich werde deine Bemühungen streng überwachen, nicht dass Franz Leopolds schlechter Einfluss deine Vorsätze ins Wanken bringt.«
    »Ich übe schlechten Einfluss aus? Wie schön! Dessen rühme ich mich doch gerne. Darf ich auch erfahren, was ich angerichtet habe?«
    Wie immer war sein Auftritt makellos. Das Hemd blütenweiß und ordentlich gestärkt, die Masche - wie die Wiener die zu einer kleinen Schleife geschrumpfte Halsbinde nannten - sauber gebunden, den Frack perfekt auf seinen schlanken Körper zugeschnitten. Alisa schnitt ihm eine Grimasse, um ja nicht der Versuchung zu erliegen, sich in Bewunderung dieses Anblicks zu verlieren.
    »Was willst du hier? Dies ist der Trakt der Erbinnen, wie dir bekannt sein dürfte. Ihr Dracas legt doch immer solch großen Wert auf Umgangsformen. Da müsstest du wissen, dass es sich für einen Mann nicht schickt, das Gemach einer Dame zu betreten.«
    »Sie ist heute ein bisschen auf Streit aus«, sagte Franz Leopold zu Ivy und wandte sich wieder Alisa zu. »Wie wenig du doch über die Damen der Wiener Gesellschaft weißt! Ich fürchte, du wärst zutiefst schockiert, wenn ich dir verraten würde, was sich so alles in den Gemächern der Damen von Adel abspielt.«
    Obgleich ihn Alisa mit sichtlicher Neugier ansah, fuhr der Dracas ungerührt fort. »Aber das ist ein anderes Thema. Ich will dir nicht deine kindliche Unschuld rauben. Ich bin lediglich gekommen, um
euch zu fragen, ob ich euch durch das Palais führen soll, ehe ihr für das Maßnehmen eurer Garderobe strammstehen müsst.«
    Ivy strahlte ihn an. »Gerne!«
    Und auch Alisa nickte. »Ja, das ist eine gute Idee«, meinte sie mit einem versöhnlichen Lächeln. Und vielleicht würde er ihr ja später von den schockierenden Sitten der Wiener Gesellschaft berichten?
    Vergiss es! Auf keinen Fall. Das wäre zu viel für dein Gemüt.
    Luciano enthob sie einer Antwort. Er kam ihnen aus dem Nordostflügel entgegen und schloss sich ihnen bereitwillig für die Palastbesichtigung an.
    »So wie ich Alisa und ihre Vorliebe für Abenteuerliches kenne, sollten wir tief unten in den Verliesen der Kasematten beginnen«, schlug Franz Leopold mit einem süffisanten Lächeln vor. Alisa nickte hoheitsvoll.
    »Ja, ich finde die alten Befestigungsanlagen durchaus interessant.«
    Sie folgten dem Dracas eine schmale Stiege hinunter, die vermutlich für die zahllosen dienstbaren Geister eines solchen Palasts gebaut worden war. Franz Leopold bestätigte die Annahme. »Ja, sie verbindet die Quartiere der Dienstboten unterm Dach mit denen im Mezzanin und im Erdgeschoss, wo sich auch der Küchentrakt, Vorratsräume, die Silberkammer, Wäsche- und Bügelkammer sowie die Wohnräume des Portiers, der Lakaien und der Kutscher befinden. Die Repräsentationsräume mit der Galerie, dem Speisesaal, dem Musikzimmer, dem Ballsaal, einem Konversationszimmer und einem Fechtsaal sind im Mitteltrakt der ersten Beletage um den Wintergarten angeordnet. Zumindest war das früher seine Bestimmung. Wir haben ihn in einen zweiten Tanzsaal umgewandelt und die Glasdecke für unsere Bedürfnisse verdunkelt.
    Die Seitenflügel und die zweite Beletage waren für Gemächer des Herzogenpaars und anderer Familienmitglieder vorgesehen. Hier haben nun die Dracas reinen Blutes ihre Schlafzimmer. Baron Maximilian und die Baronesse residieren natürlich im Herzogentrakt.«
    Sie erreichten das Ende der Treppe und folgten einem Gang,
der zunächst noch zum Souterrain eines herrschaftlichen Hauses passte. Doch dann betraten sie ein weites, aus Ziegeln gemauertes Gewölbe, das in einer Rampe in die Tiefe führte. Franz Leopold nahm eine Öllampe von der Wand, denn hier unten war es dunkel wie in den Höhlen von Aillwee. Immer wieder öffneten sich weite Räume, deren Kreuzgewölbe von quadratischen Säulen gestützt wurden. In einigen sahen sie Pferde auf einem Lager aus Stroh stehen, die sich genüsslich an einem Heuberg gütlich taten. In einer anderen Kammer standen zwei Kutschen. Wieder eine Ebene tiefer wurden die Gänge enger und niedriger. Sie lugten in Kammern, in denen altes Kriegsmaterial lagerte, und in einige, die eiserne Gitter in Kerkerzellen verwandelten. Alisa sah durch die Stäbe und betrachtete die hölzernen Pritschen und die

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