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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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ordneten sich im hinteren Drittel an der Seite an und konzentrierten sich darauf, mit gleichmäßigem Flügelschlag möglichst wenig Kraft zu verbrauchen. Die Segler um sie herum dagegen schossen ab und zu davon, flogen dann wieder übermütig Kreise oder ließen sich zurückfallen.
    Wie ist das eigentlich, erkundigte sich Luciano. Fressen wir, wenn wir die Gestalt von Fledermäusen angenommen haben, das Gleiche wie sie? Woraus besteht überhaupt deren Nahrung?
    Käfer und Nachtfalter?, schlug Alisa vor.
    Igitt! Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas zu mir zu nehmen, protestierte Luciano.
    Nein, mir wäre auch mehr nach einer Portion warmen Blutes, stimmte ihm Franz Leopold zu, ausnahmsweise ohne ihn zu necken, dass er mit dem Thema Essen begonnen hatte.
    Alisa fühlte in sich. Nein, Falter und Käfer verlockten sie auch nicht. Der Gedanke an warmes Blut jedoch verursachte ein Ziehen in ihrem Leib. Sie hatten in dieser Nacht bei den Dracas bereits etwas bekommen, ehe sie sich zum Theater aufmachten, doch das schien unendlich lange her. Was war seitdem nicht alles passiert? Sie konnte es kaum glauben. Wer hätte am Abend, als sie aus ihren Betten stiegen, geahnt, dass dies nicht die Nacht werden würde, in der die Erben in Begleitung der Dracas Hoffmanns Erzählungen im Ringstraßentheater genießen würden, um einen Schritt sicherer auf dem gesellschaftlichen Parkett zu werden. Stattdessen flogen sie nun als Fledermäuse ins Ungewisse und mussten sich nicht nur selbst darum kümmern, dass sie bis zum Morgen ein sicheres Versteck für den Tag fanden. Sie waren auch zum ersten Mal gezwungen, ihre Nahrung selbst zu suchen. Natürlich hielten es
Vampire ein paar Tage ohne Blut aus. Aber Alisa fürchtete, dass sie irgendwann zu schwach und zu unkonzentriert für die Wandlung und den Flug als Fledermaus sein könnten.
    Das ist durchaus möglich, stimmte ihr Franz Leopold zu, als sie ihre Sorge mit ihm teilte. Dann suchen wir uns am Morgen eine nette, dralle Bauersfrau, scherzte er.
    Leo!, schimpfte Alisa. Auch wenn wir im Augenblick nicht unter der Aufsicht der Akademie stehen, werden wir nicht gegen die Gesetze der Clans verstoßen und uns an Menschen vergreifen. Wobei ich hier ja wohl die Einzige bin, die sich bisher immer daran gehalten hat, fügte sie ein wenig bitter hinzu.
    Du darfst gerne von meiner Bauersfrau probieren, bot ihr Franz Leopold großzügig an.
    Vergiss es! Wenn schon, dann vergreifen wir uns an ihrem Vieh. Keine Widerrede. Ich lasse nichts anderes zu!
    Tja, wenn du so streng mit uns bist, bleibt uns wohl keine andere Wahl, als dir zu gehorchen, säuselte Franz Leopold mit unüberhörbarem Spott. Doch das war ihr egal. Hauptsache, sie brachten sich und ihre Mission nicht auch noch in Gefahr, indem sie sich leichtsinnig an Menschen vergriffen.
    Wenn sie ehrlich war, musste Alisa sich eingestehen, dass sie zu gern gewusst hätte, wie es schmeckte, und nur ein einziges Mal den Rausch und das erhebende Prickeln erleben wollte, das die beiden Vampire an ihrer Seite bereits genossen hatten. Sie unterdrückte einen Seufzer. Nein, sie würde warten, bis ihre Zeit gekommen war.
    Braves Mädchen!
    Sie ignorierte den Kommentar und flog stattdessen ein wenig schneller, sodass sie Luciano und Franz Leopold hinter sich zurückließ.

    Nebel hüllte sie ein. Sie spürte seinen Griff um ihr Handgelenk. Er brannte wie Feuer und dennoch war ihr eisig kalt. Bilder huschten vorbei. Die Baronesse, die ihr mit ihrem falschen Lächeln in der Kutsche gegenübersaß. Der weite Platz vor der Hofburg mit
der riesigen Baustelle, wo tagsüber Hunderte Arbeiter den Grund durchwühlten und Fundamente für den neuen Flügel der Hofburg setzten. Das Gefühl brach wieder über sie herein. Die erdrückende Macht, die Schwärze des Schattens, der sich über ihr zusammenzog. Spätestens jetzt wurden ihr die Zusammenhänge klar. Jetzt, da es zu spät war, etwas daran zu ändern. Die ganze Zeit schon war die Baronesse mit Dracula in Verbindung gestanden und hatte Ivy für ihn im Auge behalten.
    Wie hatte sie so leichtgläubig sein können? Und warum hatte sie sich in ihren einhundert Jahren niemals genauer mit der Geschichte der Vampirclans befasst? Vielleicht hätte sie Draculas Absichten früher durchschauen und vereiteln können? Aber sie war in erster Linie eine Lycana gewesen, die sich um die Geschicke ihres eigenen Landes kümmerte. Der es wichtiger gewesen war, den Frieden zwischen Werwölfen, Druiden und Vampiren zu wahren, als

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