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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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dritt betraten sie die Straße und winkten den Fiaker her. In flottem Trab brachte er sie ins Haus am Rabensteig, wo sich Hindrik und Seymour verabschiedeten.
    Der Werwolf drückte zum Abschied kurz ihre Hand. »Ich danke dir, Latona. Ich muss gestehen, ich habe dich bislang nur im Schatten deines Onkels gesehen. Die Nichte des Vampirjägers. Nein, ich konnte nicht verstehen, warum Malcolm dich erwählt hat, und nur die Not zwang mich, dich anzusprechen. Aber nun begreife ich. Du bist mutig und hast ein gutes Herz. Dein Geist ist schnell und bereit, ein Wagnis einzugehen. Und du hast dich für uns Wesen der Nacht entschieden. Du hast dich vom Schatten deines Onkels befreit. Möge sich dein sehnsüchtiger Wunsch erfüllen.«
    Latona lächelte die ganze Fahrt bis zum Palais Schey, wo ihr
das Lachen allerdings gründlich verging. Die Baronin nahm kein Blatt vor den Mund, um ihr zu verdeutlichen, wie leichsinnig ihr Benehmen war, das dauerhaft ihren Ruf ruinieren konnte. Latonas Ausreden nahm sie ohne Kommentar zur Kenntnis. Vermutlich würden die Scheys sie nun endgültig als mögliche Ehekandidatin für Philipp streichen, falls sie so eine Verbindung überhaupt in Erwägung gezogen hatten.
    Latona entschuldigte sich und zog sich sogleich in ihr Zimmer zurück. Sie wollte verhindern, dass Clara sie ausfragte und sie sich selbst in ihren Lügen verstrickte. Mit einem Gefühl von Traurigkeit ging sie zu Bett. Es tat ihr leid, dass sie ihre Gastgeber enttäuschte, die sie so liebevoll in ihre Familie aufgenommen hatten.

    Sobald der letzte Strahl der Sonne im Westen verlosch, sprang Alisa auf die Beine und sah sich gehetzt um. Selbst in ihrer Todesstarre hatte sie das Gefühl von Gefahr nicht vollständig verlassen, doch als sie erwachte und sah, dass sie sich alle drei noch immer wohlbehalten in der Krypta unter der Matthiaskirche befanden, entspannte sie sich ein wenig. Franz Leopold und Luciano waren ebenfalls schon wach und sahen sich neugierig um.
    Das nächste Gefühl, das Alisa quälend überfiel, war Hunger. Natürlich, sie waren die ganze Nacht im Schwarm der Abendsegler geflogen und hatten kein Blut zu sich genommen.
    »Ob der Schwarm schon erwacht ist?«, überlegte sie laut.
    »Lass uns nachsehen«, schlug Franz Leopold vor. Sie stiegen aus der Krypta in die leere, dunkle Kirche hinauf. Alisa schob das Portal auf und legte den Kopf in den Nacken. Die ersten Abendsegler drehten bereits ihre Kreise - vielleicht auf der Suche nach einer kleinen Stärkung?
    »So viele Gedanken an Nahrung?«, neckte Franz Leopold. »Ich dachte, das sei Lucianos Part in unserer Gemeinschaft, aber anscheinend ist auf nichts Verlass. Er wird sich am Ende doch nicht etwa zum Asketen entwickeln?«
    Luciano schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht, aber es gibt im Moment Wichtigeres.«

    »Hast du denn gar keinen Blutdurst?«, hakte Alisa ein wenig ungläubig nach.
    »Doch, schrecklichen. Aber was sollen wir tun? Auf die Jagd gehen und riskieren, dass uns der Schwarm entwischt?«
    »Gut, ich erkenne an, dass du dich von verfressen zu edel und heldenhaft entwickelt hast«, meinte Franz Leopold immer noch ein wenig spöttisch. »Aber wenden wir uns nun der Eigenschaft vernünftig zu, die uns rät, unsere Kräfte zu erhalten, vor allem da dieser Flug uns einiges abverlangt. Wir werden heute etliche Stunden länger unterwegs sein als gestern. Ich schlage also zuerst eine gepflegte Blutration vor, ehe wir uns unter die Fledermäuse mischen.«
    »Wir werden uns nicht an Menschen vergreifen!«, lehnte Alisa kategorisch ab.
    Franz Leopold schnitt eine Grimasse. »Hast du nicht zugehört? Ich sprach von vernünftig! Nicht von Rausch und Genuss. Ich könnte mir beispielsweise denken, dass diese beiden Hunde dort ein wenig Blut für uns übrig haben.«
    Der Dracas streckte die Hand aus und legte die Stirn in Falten. Die Hunde wandten sich zu ihnen um und kamen dann ein wenig zögerlich zu ihnen gelaufen.
    »Es ist angerichtet!«
    Alisa kniete sich neben den schmutziggrauen Hund und legte den Arm um ihn. Er sah sie vertrauensvoll aus seinen braunen Augen an.
    »Wir nehmen ihnen nur so viel Blut, dass sie keinen Schaden davontragen!«, sagte Alisa bestimmt.
    Die beiden Vampire sahen sie ungläubig an. »Das Abkommen der Clans, keine Leichen mehr zurückzulassen, gilt nur für Menschen«, erinnerte Franz Leopold.
    Alisa sah den Hund an. »Wir machen es trotzdem so«, sagte sie in einem Ton, der keine Widerrede duldete, ehe sie ihre Zähne in den Hals

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