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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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sitzen. Aber gleichzeitig war sie auch froh darüber. Sagte man nicht, dass die Angst das Jagdfieber der Raubtiere erst hervorrief? Das traf durchaus auch auf Vampire zu, hatte Onkel Carmelo zumindest behauptet. Sie warf Hindrik einen verstohlenen Blick zu.
    »Ja? Haben Sie etwas auf dem Herzen, Miss Latona?«
    »Ich frage mich nur, ob Sie nicht das Bedürfnis verspüren, mich auszusaugen, wenn wir hier so alleine in der Kutsche beisammensitzen«, platzte sie heraus. Ob es klug war, ihn auf diesen Gedanken zu bringen?
    Hindrik lachte. »Ich will nicht leugnen, dass bei Ihrem Geruch durchaus Gelüste in mir aufsteigen. Aber es wäre unserer Mission nicht hilfreich, wenn ich über Sie herfallen würde, meinen Sie nicht auch?«
    Latona wusste nicht, ob er sie verspottete. »Nein, das wäre es wohl nicht«, wiederholte sie zögernd. »Das heißt, Sie halten sich zurück, bis Seymour in Sicherheit ist?«
    »Um Sie mir dann im Anschluss als Siegestrunk zu gönnen? Ein verlockender Gedanke, aber nein, das müssen Sie nicht fürchten.«
    »Warum nicht? Ich meine, nicht dass ich darüber nicht erleichtert
bin. Ich frage mich nur, warum? Sie sind ein Vampir, der sich von Menschenblut erhält.«
    Hindrik nickte bedächtig. »Ja, das schon, aber kein Monster außer Kontrolle. Wenn ich die Möglichkeit habe, dann nähre ich mich nachts vom Blut eines Menschen, denn es bedeutet nicht nur Stärkung, sondern auch Genuss. Wenn es aber nicht möglich ist, kann ich auch viele Nächte ohne Blut durchhalten. Ich habe in meinen vielen Jahren dieses Daseins gelernt, mich zu beherrschen und meinen Körper zu disziplinieren. Und außerdem würde ich mich auch aus einem anderen Grund nicht an Ihnen vergreifen, Miss Latona. Sie sind gezeichnet, wie selbst die junge Vampirin Clarissa bemerkt hat. Master Malcolm hat Sie nicht nur gebissen und Ihr Blut getrunken, er hat Sie als die Seine markiert und kein anderer Vampir, der Malcolm oder die Vyrad respektiert, würde sich nun noch an Ihnen vergreifen.«
    »Das hat er getan?« Latona überlegte, ob sie sich darüber freuen oder ihm grollen sollte, dass er ihr das nicht gesagt hatte.
    Hindrik nickte. »Ja, wissentlich oder unwissentlich. Das kann ich nicht sagen.«
    Die Kutsche hielt vor dem Spital. Hindrik ließ den Fiaker noch eine Ecke weiterfahren und stieg dann mit Latona aus. Sie gingen langsam zum Portal.
    »Bleiben Sie immer dicht hinter mir. Dann können wir allen Begegnungen rechtzeitig aus dem Weg gehen.« Latona nickte.
    »Wo ist der Saal, in dem er liegt?«
    Sie beschrieb den Weg in knappen Worten.
    »Dann also los.«
    Er war so schnell verschwunden, dass sie mit gerafften Röcken laufen musste, um ihn nicht zu verlieren. Als Hindrik es bemerkte, verlangsamte er seine Schritte. Durch schwach erleuchtete Gänge erreichten sie unbemerkt den Krankensaal und traten, ohne anzuklopfen, ein. Es war dunkel. Latona konnte die gleichmäßigen Geräusche schlafender, aber auch das schnelle Atmen und Stöhnen leidender Menschen hören. Zögernd blieb sie stehen. Sie wollte nicht aus Versehen gegen eines der Bettgestelle stoßen. Hindrik nahm sie bei der Hand.

    Wie eisig sie war. Wie Malcolms Hand. Vertrauensvoll schloss Latona ihre Finger um die des Vampirs.
    »Guten Abend, Seymour«, begrüßte Hindrik den Werwolf mit leiser Stimme. Natürlich blieb er vor dem richtigen Bett stehen. Seine Augen waren viel schärfer als die eines Menschen. Latona konnte gerade einmal das Bett mit den weißen Laken erahnen. Sie hörte das Bettzeug rascheln.
    »Guten Abend, Hindrik. Welch freudige Überraschung, dich hier zu sehen. Hat Latona dich aufgesucht? Kluges Mädchen. Komm, reiche mir deinen starken Arm. Mit meinem verletzten Bein kann ich noch nicht auftreten. Der Knochen ist gesplittert und die Medizin der Ärzte verhindert, dass meine eigenen Heilkräfte wirken.«
    Latonas Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit und sie sah, wie Hindrik ihm aus dem Bett half und seinen Arm unter die Achseln des Werwolfes schob.
    »Das wird schon wieder«, meinte er, als er sich aufrichtete. »Und nun lass uns zusehen, dass wir hier wegkommen, ehe das Mondlicht dich zu einer unschönen Szene anregt.«
    Seymour lachte leise. »Ja, so könnte man das sagen.«
    Sie machten sich auf den Weg. Zwei Mal mussten sie hinter einer Ecke verharren oder in eine Kammer schlüpfen, um den Krankenschwestern auszuweichen, die ihre nächtliche Runde drehten. Dank seiner scharfen Sinne hatte Hindrik sie rechtzeitig bemerkt. Zu

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