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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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seine Stimme erkannt, und mit Macht drängten sich die Bilder in ihre Erinnerung.
    Der Fremde mit Umhang und Maske, der sie im Palazzo Dario aufgesucht hatte. Der zuerst so charmant gewesen war und sie dann entführt hatte.
    Er zuckte zusammen. Anscheinend hatte auch er sie erkannt.
    »Clarissa?« Er nahm seine Maske ab und sah sie an.
    Sie nickte. »Ja. So begegnen wir uns wieder, doch ich denke, das Blatt hat sich gewendet.«
    Er folgte ihrem Blick zum Dogenpalast hinüber, zuckte aber nur mit den Schultern.
    »Wo waren Sie so lange? Wie kommen Sie hierher?«
    »Ich war auf der Insel San Clemente«, sagte sie.
    Ein seltsamer Ausdruck erschien in seinem Gesicht, den sie nicht recht zu deuten wusste. Kannte er die Insel nicht?
    »Es ist dort draußen im Süden der Lagune, ein ehemaliges Kloster, das nun eine Anstalt für Frauen beherbergt«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Ich weiß«, sagte er. Sie sah die unterschiedlichsten Gefühle in seiner Miene. Er schien unangenehme Erinnerungen an diesen Ort zu hegen, oder war da was wie Schuld?
    Der Verdacht kam ihr ganz unvermittelt. Vielleicht war es die Art, wie er sie ansah. Konnte das möglich sein? Sie starrte Leone an.
    »Sie kennen diesen Ort«, sagte Clarissa langsam. »Sie kennen ihn besser als alle anderen, nicht wahr? Obwohl Sie viele Jahre nicht mehr dort gewesen sind.«
    Sie hatte einfach nur ausgesprochen, was ihr in den Sinn gekommen war, doch an seinem Zusammenzucken erkannte sie, dass ihre Vermutung ins Schwarze traf.
    »Woher wissen Sie das? Hat sie es Ihnen gesagt?«
    Also doch! Leone war der große Unbekannte, der eine ganze Familie ins Unglück gestürzt hatte. Clarissa wurde von einem Schauder gepackt.
    »Nein«, sagte sie leise. »Doriana weiß nicht, wer sie damals vor dreizehn Jahren entführt und in die Zelle einer Irrenanstalt gesteckt hat, doch Sie haben mir die Antwort eben selbst gegeben.«
    »Und Nicoletta?«, fragte er verwirrt. »Sie hat Sie nach San Clemente gebracht, oder nicht?«
    Clarissa nickte. »Ja, doch es war nur ein Zufall. Sie wusste und weiß bis heute nicht, dass ihre Mutter dort in einer Zelle sitzt.«
    »Dann sollte das auch so bleiben«, sagte Leone. Er hatte sich wieder gefasst, und nun trat eine Härte in sein Gesicht, die Clarissa erschreckte.
    »Warum?«, fragte sie. »Ich verstehe das nicht. Warum haben Sie das getan? Ich dachte, Sie lieben Nicoletta. Zumindest liebt und vertraut sie Ihnen wie keinem anderen Oscuri  – neben ihrem Vater. Ich hatte den Eindruck, Sie würden bedingungslos hinter Calvino stehen und ihm die Treue halten.«
    Leones Miene blieb hart, als er ihr antwortete. »Ich mag das Mädchen, das ist richtig, und ich bin Calvinos treuster Anhänger. Er ist der rechtmäßige Padre der Oscuri und soll es auch bleiben.«
    Clarissa starrte ihn verwirrt an. »Aber  … «, begann sie.
    »Diese Frau war der Teufel«, sagte er heftig. »Sie war als Köder auf ihn angesetzt, um die Oscuri zu unterwandern und zu schwächen. Alle haben es gesehen, nur Calvino nicht. Er verriet uns und brach unsere Regeln. Er machte sie zu seiner Geliebten, mit der er mehr und mehr Zeit verbrachte. Er brüskierte seine Ehefrau, eine echte Oscuro, die seine Söhne großzog! Ich sah, wie die anderen begannen, sich von ihm abzuwenden. Allen voran Flavio, der sich bereits selbst als unser neuer Clanführer sah. Das konnte ich nicht zulassen.«
    Clarissa begann zu verstehen. »Und als sie weg war, widmete sich Calvino wieder seinen Pflichten.«
    Er nickte. »Ja, und Nicoletta war nur noch eines seiner Kinder. Was sollte ich gegen sie haben? Sie hat all die guten Eigenschaften der Oscuri geerbt: Sie ist mutig, schnell und der Familie treu.  – Zumindest war sie es, bis Sie und die anderen Vampire hier auftauchten.«
    Clarissa wischte diesen Einwand mit einer Handbewegung weg. Noch hatte sie nicht auf alle ihre Fragen eine Antwort.
    »Warum haben Sie Doriana nicht gleich getötet, statt sie in einer Anstalt Tag um Tag leiden zu lassen?«
    »Das konnte ich nicht. Ich war zu weich. Damals  … «
    Er hielt inne. Der harte Glanz, der wieder in seine Augen trat, gefiel Clarissa gar nicht. Er trat noch einen Schritt auf sie zu und griff nach ihren Armen.
    »Heute bin ich gereift«, sagte er, und sie spürte die Drohung in seiner Stimme.
    »Wissen Sie, was dort drinnen geschehen ist?«, fragte er mit einem Blick zum Dogenpalast.
    Clarissa schüttelte stumm den Kopf.
    »Flavio und Alessandro haben versucht, Calvino zu töten. Nicht mit

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