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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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eigener Hand, oh nein. Sie haben uns an die Polizei verraten und wollten ihn irgendwie in ihre Hände spielen oder ihn auf der Flucht erschießen und es dann der Polizei in die Schuhe schieben. Was weiß ich. Doch nun sind die Verräter tot und Calvino gerettet. Er ist und bleibt unser Padre , verstehen Sie?«
    Ja, Clarissa verstand. »Und deshalb wollen Sie nicht riskieren, dass ich Nicoletta verrate, was ich herausgefunden habe. Sie wollen selbst nach so vielen Jahren nicht, dass Doriana zurückkehrt.«
    Leone nickte. »Ja, heute habe ich die Kraft, das zu Ende zu bringen, was ich damals nicht fertigbrachte.«
    »Sie und mich zu töten«, ergänzte Clarissa.
    »Sie sind nicht dumm«, sagte er fast ein wenig verwundert. Vielleicht, weil er ihre Gelassenheit, mit der sie die Folgen absah, nicht begreifen konnte. Sie war eine Frau, noch dazu schwer verletzt. E r konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihm gewachsen sein könnte.
    So genau wusste Clarissa das auch nicht, aber sie war bereit, alles zu geben. Vielleicht war das ihr Schicksal. Vielleicht war sie dafür noch auf dieser Welt, um zu verhindern, dass er Doriana tötete!
    Clarissa sah ihm in die Augen. »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Was glauben Sie denn?«, sagte er, ihren Blick erwidernd, während seine Hände sich um ihren Hals schlossen.
    Er wollte sie erwürgen? Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie lachen mögen. So konnte er einen Vampir ganz sicher nicht töten!
    Vielleicht kam ihm der Gedanke ebenfalls, denn eine seiner Hände löste sich, um an seinen Gürtel zu greifen.
    Clarissa wartete nicht ab, ob er ein Messer ziehen würde oder etwas anderes im Sinn hatte. Sie legte ihre beiden Arme fest um seine Hüfte und warf sich dann mit aller Kraft nach hinten.
    Sie hatte ihn überrascht. Zu spät suchte er das Gleichgewicht wieder zu erlangen. Sie stürzte nach hinten. Und er mit ihr.
    Das Wasser spritzte auf, als sie die Oberfläche durchschlugen. Clarissa machte sich steif und hielt ihn an sich gepresst. Die Hand an ihrem Hals löste sich. Er begann zu rudern und zu strampeln, aber sie hielt ihn einfach fest, während sie gemeinsam auf den Grund des Bacino herabsanken.
    Er strampelte noch stärker und versuchte verzweifelt, sich loszureißen. Sie sah ihm in seine weit aufgerissenen Augen. Fast fühlte sie so etwas wie Bedauern. Sie hatte ihn gemocht. Er hatte etwas in ihrer kalten Seele angesprochen, doch nun musste sie verhindern, dass er Doriana noch mehr Schmerz zufügte.
    Luftblasen quollen aus seinem Mund. Sein Brustkorb begann sich krampfhaft zusammenzuziehen. Noch einmal spannten sich seine Muskeln an, in einem letzten Versuch, sich von ihr zu lösen, doch ihre Arme lagen wie eiserne Ketten um seine Mitte. Sein Widerstand verebbte. Seine Glieder wurden schlaff.
    Clarissa sah, wie das Licht in seinen Augen erlosch, doch sie hielt ihn weiter in ihren Armen. So lagen sie nebeneinander am Grund des Hafenbeckens, während die Zeit dahinglitt.
    Es war kalt, dunkel und still, bis auf ein beruhigendes Glucksen in ihrem Ohr. Ein paar Fische schwammen vorüber und zupften an ihrem Umhang. Sie verscheuchte sie nicht. Die Strömung der abflauenden Flut wiegte sie sanft hin und her. Sie schwebte. Sie war leicht und frei und fühlte keinen Schmerz.
    Ihr Blick wanderte hinauf an die Oberfläche, doch sie hatte nicht das Bedürfnis, dorthin zurückzukehren.
    Warum nicht einfach hierbleiben? Warum nicht in aller Ewigkeit hier im sanften Wiegen der Wellen liegen und dahinträumen, bis das Ende kam?
    Sie hielt Leones Körper weiter umschlungen, während die Bilder ihres Lebens als Mensch und als Vampir an ihr vorbeizogen. Sie dachte an Luciano. An ihren ersten Tanz in Wien, und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht.
    ***
    Das durfte nicht wahr sein. Alisa sah, wie Nicoletta sich vergebens sträubte. Ihr Vater war groß und kräftig. Gegen ihn hatte sie keine Chance. Warum hörte er ihr nicht zu?
    Calvino sprang, Nicoletta mit sich ziehend. Er breitete seinen Umhang aus, wie immer, und er erwartete, Nicoletta würde das Gleiche tun. War es nicht ein Ritual, das sie beherrschte, seit sie ein kleines Mädchen war?
    Doch Nicolettas Umhang konnte sie nicht tragen. Er war nur ein ganz gewöhnliches Kleidungsstück, das ihr keine Fledermausflügel verlieh.
    Und auch Calvinos Mantel konnte es nicht. Mit einem hässlichen Geräusch riss das Gewebe entzwei.
    Alisa war zu weit weg, um etwas zu tun. Dennoch rannte sie, so schnell sie konnte, auf die Kante

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