Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
mitten in dein Herz, und du kannst nichts dagegen tun.«
    Ein Lächeln umspielte Clarissas verbrannte Lippen, als ihr die Augen zufielen und sie wieder in einen unruhigen Schlummer fiel.
    Nicoletta betrachtete sie noch eine Weile, dann schüttelte sie den Kopf. Liebe, so ein Unsinn. Mit so etwas wollte sie nichts zu tun haben. Liebe war schädlich. Sie verwirrte die Sinne. Sie machte schwach und angreifbar. Das hatte ihr Onkel Leone ihr immer wieder gesagt. Er schien nichts von der Liebe zu halten. Vielleicht besuchte er deshalb seine Ehefrau und die jüngeren Kinder in ihrem Palazzo so selten.
    So wenig wie sich ihr Vater früher bei Valentina hatte blicken lassen, seiner Frau und Mutter von Edoardo, Filippo, Nicoletta, Arianna und der kleinen Elena. Nun war Valentina seit drei Jahren tot und die beiden Jüngsten lebten seitdem im Haus von Leones Familie. Nicoletta aber teilte das Leben ihrer älteren Brüder, der Cousins, Onkels und ihres Vaters, der sie schon im zarten Alter von acht Jahren mit auf die Dächer genommen hatte. Vielleicht vermisste sie ihre Mutter deshalb nicht so sehr. Das Leben an der Seite ihres Vaters war so aufregend. War es nicht verständlich, dass sie nur selten Zeit gefunden hatte, ihre Mutter zu besuchen?
    Fast so selten wie ihr Vater Calvino.
    Nicoletta schüttelte den Kopf und riss sich aus ihren Gedanken. Sie nahm die Kerze und verließ die steinerne Zelle. Draußen schloss sie die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel zweimal herum.
    ***
    »Ich denke, es wird Zeit, dass wir mehr über unseren Gegner in Erfahrung bringen«, sagte Anna Christina in diesem herrischen Ton, der ihr zu eigen war.
    »Ach ja?«, konterte Tammo. »Und was machen wir hier gerade?«
    Sie waren in der vergangenen Nacht im strömenden Regen zu ihrem Versteck auf dem Dachboden zurückgekehrt. Dort war es Tammo mit Alisas, Leos und Anna Christinas Hilfe gelungen, das Fell in seinem Gesicht wieder loszuwerden. Nun war es noch früh am Abend, und die Freunde saßen beisammen, um Pläne zu schmieden.
    Anna Christina hob die Schultern. »Vergeblich nach Spuren suchen? Nein, ich glaube, wir müssen uns anderweitig umhören und die fragen, die bereits Erfahrung mit diesen seltsamen Gestalten haben.«
    Alisa sah sie interessiert an. »Ach, und die wären?«
    Auch Leo hob den Kopf und nickte dann. »Keine schlechte Idee, Cousine. Vielleicht ist es doch nicht so dumm, dass du nach Venedig gekommen bist.«
    »Was?«, rief Tammo, der vergeblich versuchte, ebenfalls in Anna Christinas Gedanken zu lesen. Eine Grimasse des Schmerzes huschte über sein Gesicht. »Was hast du vor?«
    »Sie will zur Polizei gehen«, erklärte Leo.
    Tammo lachte. »Oh ja, eine gute Idee. Wir spazieren in die Polizeiwache und melden die Entführung einer Vampirin durch seltsame Vermummte, die unsere Magie stören. Darüber gibt es bestimmt schon jede Menge Akten und der Commissario wird uns detailliert berichten.«
    Er erntete von Anna Christina einen strafenden Blick. »So würdest du vorgehen. Genau deshalb werde ich die Sache in die Hand nehmen.«
    »Und wo finden wir die Polizei?«, wollte Luciano wissen.
    Anna Christina seufzte tragisch. »Das weiß ich noch nicht, aber das dürfte ja nicht so schwer in Erfahrung zu bringen sein. Lasst mich das machen und sucht ihr hier lieber weiter nach euren Spuren.«
    Sie stolzierte davon, holte ihren Koffer und zog ein bewundernswert raffiniert geschnittenes Kleid heraus. Es war aus hellblauer Seide und mit Rüschen und Spitzen verziert. Rasch kleidete sie sich um, steckte ihr Haar neu auf und krönte es mit einem frechen kleinen Hütchen, dessen lange weiße Feder sich neckisch zu ihrer Wange herabbog. Weiße Handschuhe und ein Ridikül aus dem gleichen Stoff vervollständigten ihre Aufmachung. Alisa konnte nicht verhindern, dass sie die Dracas bewundernd anstarrte und der Wunsch in ihr aufstieg, sie bei dieser Mission zu begleiten.
    »Vergiss es«, wehrte Anna Christina ab. Die Art, wie sie Alisa musterte, war eine einzige Beleidigung. »Dein Erscheinungsbild wäre nicht von Vorteil.«
    Leo brauste auf, doch Alisa fiel ihm ins Wort. »Vielleicht ist es wirklich besser, wenn Anna Christina allein geht. Einer hilflosen schönen Frau gelingt es bestimmt, die Zunge des Commissarios zu lösen.«
    »Hilflos«, wiederholte Tammo mit einer Grimasse. »So hilflos und harmlos wie eine Kobra!«
    »Und dabei muss er ja nicht einmal bereit sein, ihr alles zu erzählen. Es reicht ja schon, wenn er daran denkt«,

Weitere Kostenlose Bücher