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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hereingebrochen. Der gnädige Schlaf des Vergessens ist zu Ende.«
    Nicoletta unterdrückte den Impuls, sich nach ihren Schmerzen zu erkundigen. So wie sie noch immer aussah, mussten sie höllisch sein, und sie konnte nichts dagegen tun. Daher sagte sie: »Würdest du mir ein Versprechen geben?«
    Nun löste sich Clarissas Blick von der Decke und heftete sich auf die Oscuro in ihrem weiten schwarzen Umhang. Mit seltsam eckigen Bewegungen stemmte sie sich hoch und setzte sich auf.
    »Was für ein Versprechen?«
    Nicoletta trat noch ein Stück näher. »Wenn ich dich von deinen Fesseln befreie, versprichst du mir dann, mir nicht noch mehr Blut zu rauben? Ich bin immer noch recht schwach und könnte dann keine Gondel mehr steuern.«
    »Warum willst du meine Fesseln lösen?«, erkundigte sich Clarissa, obgleich sie an dem Thema nicht wirklich interessiert schien.
    »Weil ich dich von hier wegbringen muss.«
    »Du allein? Warum schickt dein Vater nicht ein paar seiner Männer, die sich einem Vampir gewachsen fühlen?« Sie lachte trocken, sodass es sich eher wie ein Husten anhörte.
    »Weil sie weg sind und nichts davon wissen«, gab Nicoletta zu.
    »Du willst mich ohne ihr Wissen freilassen?« Clarissa sah sie erstaunt an.
    Nicoletta nickte. »Ja. Ich weiß, dass ich dein Unglück verschuldet habe, aber ich will nicht deinen Tod auf mein Gewissen laden.«
    Clarissa nickte. Sie verstand. »Dann hat dein Clan also beschlossen, dem Elend ein Ende zu setzen.«
    »Ja, die andern haben meinen Vater gezwungen. Er hat ihnen zugesagt, dich zu töten, wenn er am Morgen zurückkehrt. Aber dann wirst du nicht mehr hier sein. Ich bringe dich über das Bacino nach Dorsoduro hinüber. Von da an bist du auf dich allein gestellt. Suche noch heute Nacht deinen Gefährten auf und verlasst Venedig! Dann können sie euch nichts mehr tun.«
    »Und wie werden sie dich für diesen Verrat bestrafen?«, erkundigte sich Clarissa.
    Nicoletta hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, aber das muss ich dann eben ertragen.«
    Clarissas verkrustete Lippen teilten sich zu einem Lächeln. »Du bist sehr tapfer, Nicoletta Oscuro, und sehr mutig, doch meinetwegen musst du nicht den Unmut deiner Familie auf dich ziehen. Es ist gut so. Ich fürchte mein Ende nicht. Wenn das Schicksal es bestimmt hat, dass ich heute zum zweiten Mal sterbe, dann soll es so sein.«
    Nicoletta starrte sie entsetzt an. »Das meinst du nicht wirklich. Es sind nur die Schmerzen, die deine Sinne noch immer verwirren, aber das wird vergehen. Es braucht Zeit, bis solch schwere Wunden heilen. Ist es nicht schon ein wenig besser geworden? Mir kommt es so vor, als würde sich hier und da ein wenig Haut bilden.«
    Das Lächeln wurde traurig. »Egal, ob sich hier und dort ein wenig Kruste löst, ich werde für immer entstellt sein. So kann und will ich nicht zurückkehren. Luciano soll mich so in Erinnerung behalten, wie er mich geliebt hat. Ich weiß, dass er mich nicht verlassen würde. Er ist tief in seinem kalten Herzen ein warmes, mitfühlendes Wesen, das nicht einmal ein hässliches Monster wie mich verstoßen würde, doch ich könnte sein Mitleid und seinen Schmerz nicht ertragen! Nein, da ist es besser, wenn es ein Ende hat. Mach dir keine Vorwürfe, Nicoletta, ich weiß, dass es nicht in deiner Absicht lag. Ich verzeihe dir. Und nun lass mich meinen Frieden finden.« Sie ließ sich in die Kissen zurücksinken und faltete die Hände vor ihrer Brust. Ihr Blick schweifte wieder in die Ferne.
    »Nein!«, protestierte die Oscuro. »Ich lasse es nicht zu, dass du einfach so aufgibst. Du kannst wieder gesund werden. Du bist ein Vampir. Deine Schönheit wird zurückkehren, du musst nur Geduld haben. Wenn du deinem Luciano so nicht unter die Augen treten willst, dann bringe ich dich eben woanders hin, wo du in aller Ruhe gesund werden kannst.«
    Clarissa antwortete nicht. Nicoletta spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. Wie konnte man so stur sein? Und wie des Lebens so müde, dass man es, ohne zu kämpfen, einfach aufgeben wollte?
    Sie trat ans Bett und griff ohne Rücksicht auf die Wunden nach Clarissas Arm.
    »Verflucht!«, schimpfte sie. »Weißt du eigentlich, was für ein Geschenk du bekommen hast? Ewiges Leben! Wer würde nicht davon träumen? Wir Menschen werden so schnell alt und hinfällig und siechen dann nur noch vor uns hin, abhängig von anderen, die uns versorgen, bis dass der Tod uns viel zu früh davonträgt. Du hast noch so viel vor dir. Selbst wenn sich Luciano von dir

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