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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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abwendet, dann bedeutet das nicht das Ende. Werde gesund und suche dir einen neuen Gefährten, oder besser noch: Mach dich nicht abhängig von einem Mann, denn das ist es, was ich tun werde, das schwöre ich! Ich will frei sein und tun, was mir gefällt. Ich werde mich niemals einsperren lassen!«
    Clarissa wandte sich ihr noch einmal zu. In ihrer Miene standen Verständnis und auch ein wenig Mitleid.
    »Du bist noch so jung. Du weißt nicht, wie es ist, vom Blitz der ersten Liebe getroffen zu werden, und zu was man alles bereit ist, um den Einzigen, um den sich diese Welt dann noch dreht, glücklich zu machen.«
    »Du willst ihn glücklich machen, indem du dich töten lässt? Ein wirklich guter Plan!«, kommentierte Nicoletta sarkastisch.
    »Ich will ihm nur die Chance geben, wieder frei zu sein und sich eine andere Vampirin zu suchen.«
    »Das ist dein Wunsch?«, hakte Nicoletta nach. »Ist das auch dein Glück?«
    »Nein«, musste Clarissa widerstrebend zugeben. »Aber dann gibt es mich nicht mehr, und ich muss den Schmerz, ihn verloren zu haben, nicht mehr ertragen. Er ist schlimmer als der Schmerz von den Brandwunden.«
    »Gut«, sagte Nicoletta und zog einen gebogenen Haken aus der Tasche. »Wenn du also meinst, den Schmerz der Brandwunden ertragen zu können, dann macht es dir auch nichts aus, wenn wir der Zeit noch eine Chance geben, sie zu heilen. Ich bringe dich an einen anderen Ort, wo weder die Oscuri noch dein Luciano dich finden werden. Warten wir es ab, wie du in ein paar Tagen oder Wochen darüber denkst. Wer weiß, vielleicht gibt dir die Natur deine Kraft und deine Schönheit doch wieder zurück.«
    »Für meine Kraft bräuchte ich Blut, du erinnerst dich?«
    Nicoletta zögerte. »Menschenblut?«
    Clarissa schüttelte den Kopf. »Nein, das Blut von Tieren genügt, um einen Vampir bei Kräften zu halten. Die jungen Vampire der Clans nehmen bis zu ihrem Ritual nur Tierblut zu sich.«
    »Junge Vampire? Clans?« Neugierig sah Nicoletta die Vampirin an. »Du musst mir alles erzählen. Nun aber lass uns aufbrechen. Ich verspreche dir, ich besorge dir so viel Tierblut, wie du haben möchtest, aber bitte, halte deine Gier vorerst zurück, bis wir unser Ziel erreicht haben. Kannst du das?«
    Clarissa nickte und ließ sich von Nicoletta die eisernen Fesseln lösen. Sie lehnte ihren Arm ab und richtete sich mit einer Grimasse langsam auf. Ihre Füße ruhten einige Augenblicke auf dem Boden, ehe sie sich hochstemmte und die ersten unsicheren Schritte wagte. Nicoletta wollte nach ihrem Arm greifen, um sie zu stützen, doch Clarissa stieß sie von sich.
    »Halte so viel Abstand wie möglich. Es ist nicht einfach, dem verlockenden Duft deines Blutes zu widerstehen. Ich habe heute noch nichts getrunken.«
    Nicoletta nickte. Sie reichte Clarissa ein einfaches dunkelblaues Kleid und einen grauen Umhang und trat dann wieder zurück. Es fiel Clarissa sichtlich schwer, sich alleine anzukleiden, doch da sie nicht um Hilfe bat, blieb Nicoletta unter der Tür stehen und wartete, bis sie so weit war. Dann wandte sie sich ab und ging voran. Clarissa folgte ihr mit schwerfälligen, eckigen Bewegungen zu einem kleinen Becken, an dessen Mauer eine Gondel vertäut lag. Nicoletta sprang geschmeidig auf das Boot und ergriff den Riemen, während Clarissa zögernd am Ufer stehen blieb.
    »Komm! Steig ein«, forderte die Oscuro sie auf.
    »Ich kann nicht. Das Wasser steht noch zu hoch. Erst in ein paar Stunden, beim Wechsel der Gezeiten, kann ich das Wasser überwinden.«
    Nicoletta stöhnte. »So lange können wir nicht warten. Wenn ich alleine rudere, brauchen wir eine Weile bis zu unserem Ziel. Wir können ja nicht riskieren, dass es unterwegs Tag wird.«
    Clarissa nickte. Ratlos starrte sie das Boot an, dessen Planken nur einen einzigen Schritt entfernt waren, und doch konnte sie sich nicht dazu zwingen, ihn zu wagen. Sie war zu geschwächt, um gegen den Widerstand und den Schmerz anzukämpfen.
    »Es muss eine Lösung geben!«, rief Nicoletta. Sie stieg wieder aus und stellte sich neben Clarissa. Ihr Blick wanderte zwischen dem fest vertäuten Boot und der Mauer hin und her. Sie konnte die Vampirin nicht einfach an Bord heben, wie ihr Vater es getan hatte. Aber irgendwie musste sie dorthin, und zwar jetzt, nicht erst in ein paar Stunden.
    »Komm, gib mir deine Hand und vertrau mir«, sagte sie.
    Clarissa zögerte, doch dann gehorchte sie. Nicoletta fühlte ihre eiskalten Finger in den ihren. Mit der anderen Hand griff sie nach

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