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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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»Es geht. Was hast du mit mir gemacht?«
    »Wie Leone zuvor habe ich den Staub des Vergessens benutzt, um dich in Schlaf fallen zu lassen. So hat er dich auch im Palazzo Dario betäubt, um dich ohne Geschrei und Gegenwehr entführen zu können.«
    Clarissa nickte. »Das ist es, was uns Vampiren unsere Sinne und unsere Magie raubt.«
    Nicoletta zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. Ich weiß nur, dass es die Sinne der Menschen verwirrt und sie schläfrig stimmt. Wir müssen keine Gewalt mehr anwenden und keine Gegenwehr fürchten, sobald ein wenig Staub in der Luft schwebt. Früher mussten die Oscuri sich auf ihre Fechtkunst mit dem Degen verlassen, hat mir Tommaso, unser Ältester, einmal erzählt. Heute üben wir diese Kunst nur noch aus, um unsere Körper und Sinne geschmeidig zu halten.«
    Clarissa wandte ihre Aufmerksamkeit dem Ufer zu, dem sie sich nun näherten. Nicoletta brachte die Gondel längsseits zu einer bröckeligen Kaimauer und sprang geschickt an Land, wo sie das Tau befestigte.
    »Meinst du, du kannst alleine aussteigen?«, erkundigte sie sich.
    »Ich werde es versuchen.« Clarissa erhob sich schwankend, blieb kurz stehen, um das Gleichgewicht zu finden, raffte ihren Rock und gelangte mit einem großen Schritt an Land.
    »Die Gezeiten stehen günstig«, bemerkte sie erleichtert. »Wo sind wir?«
    »Auf der Insel San Clemente«, gab Nicoletta Auskunft.
    Neugierig sah sich Clarissa um. Die Gebäude, die sich um den verwitterten Kai scharten, sahen alt und baufällig aus. Clarissa kniff ein wenig die Augen zusammen. Die Dächer hingen schon bedenklich durch und waren an einigen Stellen durchlöchert. Hier schien schon lange niemand mehr zu wohnen.
    »Ist die Insel verlassen?«, wollte Clarissa wissen.
    »Nicht ganz. Drüben auf der anderen Seite zur Stadt hin werden noch einige Gebäude des Klosters um die Kirche herum genutzt. Hierher kommt sicher keiner. In diesem Haus sind im ersten Stock noch zwei Kammern bewohnbar. Sie sind trocken und die Fensterscheiben halten den kalten Wind der Lagune fern.«
    »Mir wäre es wichtiger, etwas zu finden, das das Licht der Sonne fernhält«, erinnerte sie Clarissa an ihre Natur. »Wind und Regen können mir nichts anhaben!«
    Nicoletta wand sich verlegen. »Ich vergesse immer wieder, was du bist. Dann möchtest du auch kein Bett haben? Ich meine, wir können das Fenster mit deinem Mantel verhängen, aber wenn es dir lieber ist, kann ich dir auch einen Sarg besorgen.«
    Clarissa folgte Nicoletta in das Haus, dessen Vorderseite mehr einer Ruine glich, doch wie die Oscuro gesagt hatte, waren zwei der Räume im hinteren Teil noch ganz brauchbar. Ein altes Bett stand in einem der Zimmer, dessen schmales Fenster nach Nordwesten zeigte. Um diese Jahreszeit schien die Sonne sicher zu keiner Zeit des Tages herein, dennoch befestigte Clarissa ihren Umhang vor der Scheibe. »Sicher ist sicher, und frieren werde ich in aller Ewigkeit, die mir noch vergönnt ist, nicht mehr.«
    »Brauchst du noch etwas?«, erkundigte sich Nicoletta.
    »Nichts, was du mir geben möchtest«, antwortete sie leise, und Nicoletta konnte ihre Anspannung spüren. In ihren Augen glomm etwas, das sie an ein hungriges Raubtier erinnerte. Vermutlich traf dies den Kern der Sache. Nicoletta wich zur Tür zurück.
    »Geh!«, befahl Clarissa. Sie trat auf das Bett zu und ließ sich darauf nieder. »Die Sonne wird bald aufgehen«, sagte sie mehr zu sich selbst, wie in der Hoffnung, dass das Leiden dann für ein paar Stunden ein Ende haben würde, während sie durch die sanfte Finsternis ihres Todesschlafs dahinglitt.
    S AN C LEMENTE
    »Ich hab’s!«, rief Alisa.
    Sie stürmte auf den Dachboden, wo Hindrik und Tammo sich gerade fertig machten, um noch einmal einen der Spitzel aufzusuchen. Luciano folgte ihr in einigem Abstand. Anna Christina und Leo waren schon weg. Sie wollten sich den Commissario noch einmal vornehmen. Vielleicht wusste er von einer besonderen Veranstaltung am Donnerstag.
    Morgen!
    Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.
    »Was hast du?«, erkundigte sich Tammo mit wenig Begeisterung. Er sah, dass seine Schwester eine Zeitung in der Hand hielt, und verdrehte die Augen. Ihre Vorliebe für solche Lektüre hatte er nie verstanden. Doch nun hielt sie ihm das aufgeschlagene Blatt unter die Nase.
    »Da, lies! Ich würde jede Wette eingehen, dass das die Antwort ist, die wir suchen.«
    Tammo überflog den Artikel. »Richard Wagner, neue Komposition, Ball im Ca’ Vendramin«, murmelte

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