Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
Ich würde also vorschlagen, dass Luciano sich schon am frühen Abend wandelt und in sicherer Entfernung über dem Palazzo seine Kreise dreht. Uns dreien sollte es gelingen, in Gedanken mit ihm in Kontakt zu bleiben.« Sie sah Anna Christina und Leo an. Die beiden nickten.
    »Für einen Dracas ist das kein Problem«, fügte Anna Christina hinzu.
    Luciano wandelte sich wieder zurück. »Ich soll nicht auf den Ball mitkommen?«
    »Nein!«, rief Anna Christina. »Nicht in diesem Aufzug!«
    »Aber ich könnte vorher noch schnell meinen neuen Frack abholen. Er ist bestimmt schon fertig«, warf Luciano ein.
    »Wir brauchen dich dort oben«, beharrte Leo. »Oder möchtest du nach den schönen Damen auf dem Ball Ausschau halten und mit ihnen tanzen?«
    »Nein!«, empörte sich Luciano. »Die Frauen interessieren mich nicht. Ich will Clarissa finden!«
    »Also wirst du den wichtigsten Teil unseres Plans übernehmen«, schloss Alisa. »Ohne deine Beobachtung aus der Luft werden wir sie vermutlich nicht bis zu ihrem Versteck verfolgen können! Und wer weiß, ob uns die Wandlung noch gelingt, wenn wir erst einmal in ihre Nähe gekommen sind.«
    Luciano nickte. »Ich werde sie nicht aus den Augen lassen«, versprach er.
    »Gut, und dann brauchen wir Tammo und Hindrik draußen, um die Gassen zu sichern.«
    »Was?«, rief Tammo empört. »Ich will mit rein und diese Mistkerle fassen.«
    »Wir werden sie nicht fassen, sondern verfolgen«, korrigierte Alisa. »Und da brauchen wir euch draußen, falls sie in einem Haus verschwinden oder sich auf andere Weise Lucianos Beobachtung aus der Luft entziehen. Hindrik und du teilt euch die Gassen und Plätze um den Palast herum auf.«
    »Das könnt ihr machen«, maulte Tammo.
    »Nein, denn wir werden uns unter die Ballgäste mischen«, sagte Leo in einem Ton, der kein Widerwort zuließ. »Wir werden unter dem Adel Europas nicht auffallen.« Das traf auf ihn und Anna Christina mit ihrem neuen Kleid sicher zu, doch Alisa?
    »Ich denke, Clarissa hat nichts dagegen, wenn du dir ihr neues Ballkleid ausleihst«, bot Luciano an.
    »Ob mir das passt?«, fragte Alisa. Sie sah das wundervolle Gewand mit der eng geschnürten Taille und den in wasserfallartigen Rüschen gelegten Rock mit gerunzelter Stirn an. Anna Christina erhob sich und betrachtete erst das Kleid und dann Alisa mit kritischem Blick.
    »Das kriegen wir hin«, sagte sie zu Alisas Überraschung.
    ***
    Sie sprangen aus ihren Särgen und Kisten, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Luciano war so aufgeregt, dass er nicht stillsitzen konnte. Er lief vor sich hin murmelnd auf und ab, und auch Tammo war so aufgekratzt, dass er Alisa gehörig auf die Nerven ging  – vor allem mit seinem Gemecker darüber, dass sie ihn abschieben würden und nicht dabeihaben wollten. Selbst Hindrik war ungewohnt angespannt und fuhr schließlich Tammo an, er solle jetzt endlich aufhören, sich wie ein verzogenes Kind aufzuführen und sich stattdessen auf die Aufgabe konzentrieren, die ihm zugeteilt worden war. Tammo ließ sich auf seiner nach Fisch stinkenden Kiste nieder und zog schmollend die Lippe hoch.
    Nur die Dracas wirkten unbeteiligt wie immer. Anna Christina kleidete sich in ihre neue Robe, zog eine Maske übers Gesicht und hüllte sich in den scharlachroten Domino, den sie ebenfalls besorgt hatte. Dann half sie Alisa.
    Es war ein seltsames Gefühl, sich von der Dracas ankleiden zu lassen, und es war Alisa ein wenig peinlich, doch zu ihrem Erstaunen ging Anna Christina geschickt zu Werke und passte nicht nur mit ein paar Nadelstichen das neue Kleid so an, dass es aussah, als wäre es für Alisa gemacht worden. Sie schaffte es auch, ihr langes blondes Haar zu einer Frisur aufzustecken, mit der sie auf dem Ball ganz sicher nicht negativ auffallen würde. Alisa drehte sich um ihre Achse und versuchte zu erfassen, wie sie aussah.
    »Blendend!«, bestätigte Leo, wenn auch in etwas kühlem Ton.
    Dass Anna Christina so etwas konnte, dachte Alisa verwundert. Sie, die wie alle Dracas jeden Handgriff ihrem Schatten überließ. Erstaunlich.
    Ja, wir überraschen immer wieder mit unseren ungeahnten Talenten, erklang die spöttische Stimme in Alisas Kopf. Und dazu gehört es sogar, eine Vamalia für einen Galaball präsentabel zu machen!
    Alisa mochte sich nicht über ihre Worte ärgern. Stattdessen knickste sie in Anna Christinas Richtung und bedankte sich. Auch Leo sah schon wie aus dem Ei gepellt aus und legte sich nun Maske und Umhang

Weitere Kostenlose Bücher