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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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an.
    Gegen acht Uhr brachen sie auf. Luciano wandelte sich unter Leos strenger Aufsicht zur Fledermaus und erhob sich in die Luft. Sie wollten kein Risiko eingehen. Er durfte auf keinen Fall dieses Pulver einatmen, das ihn vermutlich abstürzen lassen würde oder noch Schlimmeres. Noch einmal schärften sie ihm ein, immer auf genügend Abstand zu achten, während er die Dächer des Palazzo und der umliegenden Gebäude im Auge behielt. Die Fledermaus fiepte und flatterte davon, um über ihren Köpfen zu kreisen. Alisa versuchte, zu Luciano Kontakt aufzunehmen, aber das war nicht einfach. Zwischen ihr und Leo klappte das, während sich Luciano noch immer ein wenig schwer damit tat. Außerdem musste er sich auf seine Fledermausgestalt konzentrieren.
    »Kannst du ihn erreichen?«, erkundigte sich Alisa. Leo nickte.
    »Klar und deutlich. Er hadert noch ein wenig mit dem stürmischen Wind, der ihn abzutreiben droht.«
    »Und er kennt ein paar nette Flüche«, ergänzte Anna Christina, die offensichtlich ebenfalls problemlos eine Verbindung zu Lucianos Geist aufnehmen konnte.
    »Gut, gehen wir«, sagte Leo. »Wir wollen vor den Maskierten auf dem Ball sein und uns in Ruhe noch ein wenig umsehen.«
    Sie suchten sich eine Gondel, damit sich Alisa und Anna Christina ihre Ballgarderobe nicht beschmutzten. Hindrik nahm den Platz hinten in der Gondel ein und griff nach dem Ruder.
    »Tammo, du könntest ihm helfen und vorne auf der anderen Seite mitrudern, wie es die Gondolieri der Traghetti machen.«
    Tammo sah sie missmutig an. »Es wäre ja schrecklich, wenn Leo seinen Frack ruiniert«, murmelte er vor sich hin und griff nach dem Riemen. Zuerst fiel es ihm schwer, seinen Ruderschlag dem Hindriks anzupassen, doch dann fanden sie einen gemeinsamen Takt. Das lange, schlanke Gefährt glitt den Kanal entlang, vorbei am berühmten Ca’ d’Oro, dessen goldene Fassade allerdings schon recht verblasst war. Alisa konnte kaum stillsitzen, als endlich der hell erleuchtete Palazzo Vendramin Calergi am rechten Ufer auftauchte. Hindrik landete die Gondel geschickt an, sodass Leo an Land springen und das Boot vertäuen konnte. Dann reichte er den Damen die Hand und half ihnen auf den Steg.
    »Luciano?«, sagte er halblaut und richtete den Blick nach oben, während er seine Gedanken auf die Suche nach der Fledermaus schickte. Er verharrte einen Moment, dann nickte er. »Er ist hier und es ist alles in Ordnung. Von unseren Vermummten hat er noch keinen entdeckt. Es ist ja auch noch ein wenig früh. Ich vermute, die wichtigsten Gäste kommen später, damit möglichst viele ihren Auftritt bewundern können.«
    »Dort ist er«, rief Alisa und deutete auf den kleinen Schatten, der in einem hektischen Zickzackflug über dem Palazzo kreiste.
    Hindrik und Tammo verabschiedeten sich, um ihre Patrouillengänge zu beginnen.
    Was für eine langweilige Aufgabe, dachte Alisa, bemühte sich aber, ihre Gedanken vor Tammos neugierigem Geist abzuschirmen. Sie wollte nicht auch noch Öl ins Feuer gießen. Tammo trug nach wie vor seinen Missmut zur Schau.
    Leo schlug ihm zum Abschied auf die Schulter. »Nimm’s gelassen, Alter. So musst du nicht mit deiner Schwester Walzer tanzen.«
    »Das würde ich auch nicht tun«, schnappte er zurück.
    »Siehst du, ich komme da sicher nicht drumherum«, neckte Leo ihn mit einem Seitenblick zu Alisa, und sie tat ihm den Gefallen, auf die Provokation einzugehen.
    »Da kannst du dir sicher sein!«, rief sie und funkelte ihn an. »Und nun wage es nicht, zu behaupten, dass du nicht gerne mit mir tanzt.«
    »Niemals! Ich bin doch nicht lebensmüde. Es wird mir jeder Schritt an deiner Seite ein Vergnügen sein.«
    In seinem Ton schwang noch immer ein wenig Spott, doch Alisa musste sich mit der Antwort zufriedengeben. Außerdem waren sie nicht zum Vergnügen hier.
    »Gehen wir!«, sagte sie ein wenig barsch.
    Leo verbeugte sich vor Alisa und Anna Christina. »Meine Damen, darf ich bitten?«
    Er reichte jeder von ihnen einen Arm und führte sie um den Palazzo herum zum nicht ganz so prächtigen Landtor, was Anna Christina sogleich bemängelte.
    »Wir hätten mit unserer Gondel direkt am Wassertor anlegen sollen. Alle wichtigen Gäste lassen sich dorthin bringen.«
    Leo nickte. »Das ist schon möglich, aber ohne Einladung und mit einer gestohlenen Gondel ist es vielleicht besser, etwas weniger Aufsehen zu erregen.«
    Anna Christina setzte ihre hochmütige Miene auf. »Du meinst doch nicht etwa, dass irgendein Diener auf solche

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