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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Details achtet, wenn ich ihn ansehe? Traust du mir nicht zu, mit ein paar einfachen Menschen fertig zu werden?«
    Leo lächelte. »Nein, ich kenne deine Talente, und die darfst du gleich dort vorn am Tor bei den beiden Lakaien zum Einsatz bringen.«
    Alisa traute sich durchaus zu, der Aufgabe ebenfalls gewachsen zu sein, doch sie sagte nichts und sah nur mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung, wie leicht es Anna Christina fiel, die Männer in ihren Bann zu ziehen und sie nach ihren Wünschen zu manipulieren. Sie konnten kein Auge von der Schönheit lassen und hätten sich auf ein Wort von ihr vermutlich auch bedenkenlos in die kalten Fluten des Kanals gestürzt, sollte sie dies von ihnen verlangen.
    Natürlich würden sie das, kommentierte Anna Christina Alisas Gedanken. Aber ich denke, das würde uns im Moment nicht weiterhelfen.
    Nur wenige Augenblicke später begleitete sie einer der Livrierten über den Hof und hielt ihnen das Tor zur großen Halle auf. Ein anderer Diener eilte mit Champagner heran, den die drei Vampire aber dankend ablehnten.
    Alisa befestigte, wie die anderen Gäste, ihre Maske vor dem Gesicht und legte den seidigen Domino an, der in weichen Falten den Rücken herab bis zum Boden floss. Anna Christina seufzte.
    »Ich glaube, meine Cousine mag keine Maskenbälle«, sagte Leo mit einem Grinsen. »Woran das nur liegen könnte?«
    Alisa erwiderte sein Lächeln. »Lass mich überlegen. Vielleicht, weil dann dem ein oder anderen ihre atemberaubende Schönheit entgehen könnte und ihr nicht die Huldigung entgegengebracht wird, die sie verdient?«
    Das war Anna Christina nur ein leichtes Heben ihrer Augenbraue wert, was aber trotz der Maske den gewünschten Effekt hatte. Sie hob ihre Röcke und rauschte in königlicher Haltung auf die Prachttreppe zu, die in den Ballsaal hinaufführte. Nein, ob mit Maske oder ohne: Anna Christina war keine Frau, die man übersah. Es folgten ihr bewundernd alle Augenpaare der in der Halle versammelten Gäste und Bediensteten, bis sie um die Biegung der Treppe verschwunden war.
    »Sie ist schon ein Phänomen«, murmelte Leo, der ihr mit Alisa am Arm in einigem Abstand folgte.
    »Ja, das kann man so sagen«, stimmte sie ihm zu und fragte sich, ob sie auch gern so wäre. So schön, so königlich, so eindrucksvoll  – so Furcht einflößend.
    Leo tätschelte ihr die Hand. »Du bist genau richtig, meine Liebste«, sagte er nun ganz ohne Spott. »Wer möchte schon ständig einen gereizten Tiger neben sich haben  – selbst wenn er die schönste aller Raubkatzen wäre.«
    Darüber musste Alisa lachen.
    Sie beschlossen, sich erst einmal umzusehen. Noch waren nicht alle Gäste angekommen, vermuteten sie, denn die Räume waren nicht besonders voll. Man konnte, ohne zu stocken, Arm in Arm über die spiegelblank polierten Terrazzaböden flanieren. Die Musiker spielten bisher nur leise Tafelmusik, während in zwei der Salons hinter dem Ballsaal raffinierte Köstlichkeiten gereicht wurden. Neugierig betrachtete Alisa die Speisen, die zumeist aus Früchten des Meeres zubereitet zu sein schienen. Zumindest verriet ihr das der Geruch. Von ihrem Erscheinungsbild erinnerten die kleinen Kunstwerke allerdings nicht mehr an Fische, Krebse, Tintenfische oder Muscheln. Außerdem gab es allerlei Süßspeisen, denen meist die Damen zusprachen. Das alles wurde reichlich mit Champagner und anderen berauschenden Getränken begossen. Schon jetzt schienen einige Gäste nicht mehr ganz sicher auf den Beinen zu sein, und einige Damen hingen schwer an den Armen ihrer Kavaliere. Ihr helles Lachen stieg zu den hohen Balkendecken empor, und Alisa kam es so vor, als würde es die unzähligen Glaskristalle der Muranolüster zum Klirren bringen.
    Sie kehrten zum Ballsaal zurück, wo das Orchester nun den ersten Walzer anstimmte. Alisa reckte den Hals und versuchte, unter den Gästen den berühmten Komponisten zu entdecken, doch vielleicht hatte sich Richard Wagner noch nicht in die bunte Menge gewagt.
    »Komm, lass uns tanzen.« Leo verbeugte sich vor ihr und legte dann seine Hand um ihre Taille. Alisa spürte das Prickeln, das sich als helle Freude über ihren ganzen Körper ausbreitete. Selbst wenn ein ernster Anlass sie hierher geführt hatte, genoss sie jeden Tanzschritt in seinen Armen aus vollen Zügen. Erinnerungen durchströmten sie. Ihre erste Tanzstunde im Palais Coburg in Wien und dann der Ball in der Hofburg, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Manches Mal konnte sie es noch immer

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