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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Vielleicht hatte der Verstoß gegen dieses Verbot auch bereits seinen Tribut gefordert und sie lagen irgendwo schlafend auf ein paar alten Säcken.
    »Oder die Servienten von Dame Elina haben ein wenig schlaffördernd nachgeholfen und unseren Weg von neugierigen Menschenblicken befreit«, vermutete Franz Leopold.
    Luciano teilte seine Meinung. »Das sind gleich zwei Fliegen mit einem Schlag. Die Vamalia haben sich gesättigt und unseren Umzug gesichert.«

    Sie ließen das Gaswerk rechts liegen und querten mit einigen Schwierigkeiten eine Brücke. Auf den Gezeitenwechsel zu warten, fehlte ihnen die Zeit. Noch ein Stück ging es an der Elbe stromaufwärts, dann blieb Hindrik stehen. »Dort ist es!«
    Ein Schiff steckte in einem der toten Seitenarme der Elbe im Schlick fest. Eine Fregatte, deren Masten schräg in den Himmel rag ten. Es war einst ein prächtiger Großsegler gewesen, mit drei rah getakelten Masten und den Resten eines Gaffelsegels achtern. Alisa zählte fünf Klüversegel zwischen dem Fockmast und dem Bugspriet - oder zumindest das, was von ihnen noch übrig war.
    »Sie misst vierundfünfzig Meter«, sagte Hindrik. »Es ist eine französische Fregatte, das Schwesterschiff der Belle Poule , die Napoleons sterbliche Überreste von St. Helena nach Frankreich überführt hat. Ein sehr wendiges Schiff, dessen Schnelligkeit durch zusätzliche Segel noch erhöht wurde.«
    »Wie viele Kanonen?«, wollte Franz Leopold wissen.
    »Sechzig«, gab Hindrik Auskunft, ohne nachzudenken. »Sie konnte bis zu fünfhundert Mann an Bord nehmen und war für ihre Angriffsstärke berüchtigt. Die Belle Poule ist im Gegensatz zu ihrem Schwesterschiff immer noch im Einsatz. Eine Zeit lang wurde sie vom Sohn des Bürgerkönigs Louis-Philippe d’Orléans persönlich kommandiert.«
    »Du hast ein Modell der Fregatte gebaut. Ich erinnere mich«, sagte Alisa mit einem Stirnrunzeln.
    Hindrik zögerte, ehe er nickte.
    »Seine Modelle sind Kunstwerke«, fügte Alisa erklärend für die anderen hinzu. »Jedes Detail stimmt und alle Teile sind einzeln geschnitzt. Er arbeitet Jahre an manchen seiner Schiffe, ehe sie perfekt sind.« Alisa hielt inne und wandte sich abrupt noch einmal Hindrik zu.
    »Wo sind deine Schiffsmodelle? Hatten wir überhaupt genug Särge im Haus, um sie zu transportieren?«
    Hindrik zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie zurückgelassen.«
    »Was? All deine Schiffe? Du musst Dutzende Jahre daran gearbeitet haben.«

    »Siebenundachtzig Jahre«, gab Hindrik Auskunft. Seine Miene blieb gleichgültig.
    »Die Menschen werden sie zerstören. Schon morgen ist nichts mehr von ihnen übrig«, rief Alisa entsetzt.
    »Ich weiß.«
    »Geh zurück und hole sie. Noch ist es nicht zu spät«, drängte Alisa, doch Hindrik wehrte ab. »Meine Aufgabe ist es, euch zu beschützen, nicht irgendwelche Schiffe nachzubauen. Und ich muss sagen, diese Aufgabe ist durchaus spannender zu nennen.« Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Und nun macht, dass ihr an Bord kommt!«
    Behände kletterten die Vampire an der Strickleiter hoch und schwangen sich über die Reling. Die Deckplanken neigten sich mit dem im Schlick festsitzenden Rumpf nach Backbord, doch nicht so sehr, als dass sie keinen Halt gefunden hätten. Neugierig sahen sie sich auf Deck um, besichtigten die Brücke und folgten dann Hindriks Ruf nach unten. Die Servienten waren inzwischen mit den Särgen eingetroffen, hatten die Karren entladen und die Kisten der Erben in eines der Mannschaftsquartiere geschafft. Nun verteilten sie die Särge der Altehrwürdigen in den Offizierskabinen und wo sie sonst Platz fanden. Sie selbst würden neben den geschlossenen Luken der Kanonen ruhen. Es würde ein wenig beengt werden, doch was blieb ihnen für eine Wahl? Während Dame Elina zu einer Besprechung auf die Brücke rief, sorgten die Servienten dafür, dass ihre Schützlinge die Särge aufsuchten. Alisa und Franz Leopold protestierten.
    »Es dauert mindestens noch eine Stunde bis Sonnenaufgang!«
    »Was sollen wir denn so lange anfangen?«
    Hindrik schmunzelte. »Ruhig in eurem Sarg liegen und euch von der Aufregung der Nacht erholen.«
    »Da wäre mir frisches Blut lieber«, schimpfte Luciano, gehorchte aber und schloss den Deckel über sich. Alisa jedoch gab nicht so schnell auf.
    »Was ist schon dabei, wenn wir uns noch ein wenig umsehen?«, bat sie und sah ihn mit einem unschuldigen Augenaufschlag an.
    »Du meinst wohl umhören?«, verbesserte sie Hindrik. »Genau genommen in

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