Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
und dann weiter in den Hinterhof führte. Sie befand sich nun in der Hanbury Street, wie ein schief hängendes Schild verriet.
    Latona reckte sich ein wenig und spähte um die Ecke, bis sie Annie und den Fremden sehen konnte. Er sprach nun mit ihr. Die beiden waren zu weit weg, als dass Latona die Worte hätte verstehen können, doch Annie legte die Hand an die Hüfte und drehte sie kokett nach außen. Dann wies sie mit dem Finger in die Lücke zwischen den Häusern, vor der sie standen.
    Der Mann im schwarzen Mantel nickte. Er umfasste Annies Arm und führte sie in den Durchgang, der vermutlich dem ähnelte, in dem Latona sich verbarg, so wie sich die Häuser die ganze Straße entlang glichen. Annie Chapman ging mit ihm und verschwand mit dem Fremden in der Finsternis. Er zerrte sie nicht und übte auch sonst keinen sichtbaren Zwang auf die Frau aus. Kannte sie ihn etwa? Nein, das hatte nicht so ausgesehen. Wie leichtsinnig! Latona konnte es nicht fassen. Was dachte sich diese Annie eigentlich? Vermutlich gar nichts. War sie zu betrunken, um eine Gefahr zu erkennen?
    Latonas Nacken jedenfalls prickelte mehr denn je, und obgleich sie zwischen dem hochgeschlagenen Mantelkragen und der vorstehenden Hutkrempe sein Gesicht nicht hatte erkennen können, strahlte der Fremde mit jeder seiner Fasern Gefahr aus. Zaghaft schlich Latona weiter, eifrig darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Sie drückte sich an die feuchte Hauswand, die der allgegenwärtige Ruß schwarz gefärbt hatte. Verdammt, verdammt, was sollte sie jetzt tun? Oder täuschten sie ihre Instinkte? Hatte die Zeit im Internat ihren Blick getrübt und ihre Sinne verwirrt?
    Alleine und unbewaffnet würde es ihr sicher nicht bekommen, gegen den Mann anzugehen, auch wenn er nicht besonders groß und kräftig schien. Wobei, sie würden zu zweit sein. Annie und sie.
    Noch immer unentschlossen, was sie tun sollte, näherte sie sich dem Durchgang, in dem Annie mit dem Fremden verschwunden war. Da vernahm sie ein leises Stöhnen. War das Angst oder Schmerz? Latona erstarrte. Sie lauschte angestrengt. Etwas raschelte. Es hörte sich an, als ob Kleidungsstücke ungestüm geöffnet wurden. Dann noch einmal ein unterdrücktes Stöhnen.
    Latona wich ein Stück zurück. Die Angst in ihrem Gesicht wich Erleichterung und Scham. Was war sie doch dumm! Hatte Annie es vorhin im Ten Bells Pub nicht angedeutet, dass sie nicht nur künstliche Blumen und Handarbeiten verkaufte, um das Geld aufzubessern, das sie von ihrem Mann bekam? Wie so viele Frauen in Not war auch Annie Chapman bereit, ihren Körper anzubieten. Sie war nur eine von vermutlich Tausenden Prostituierten hier in dieser Gegend, und nun ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf, doch noch an die Münzen zu kommen, die sie brauchte, um ein Lager im Common Lodging House bezahlen zu können.
    Geräuschlos wich Latona weiter zurück. Annie hätte sich sicher nicht bei ihr bedankt, wenn sie in den Durchgang gestürmt wäre und ihren Freier verjagt hätte. Latona empfand Erleichterung, nicht so etwas Dummes unternommen zu haben, und schalt sich ihrer unbegründeten Furcht wegen. Warum war sie der Frau überhaupt so lange gefolgt? Sie war nach London gekommen, um Malcolm zu treffen!
    Entschlossen wandte sie sich ab. Und da sie kein Vampir war, bemerkte sie den Geruch von frischem Blut nicht, der sich unter die kühle Feuchte des Nebels mischte.
    *
    » Sie waren lange vor uns zurück«, stellte Leo fest. Luciano nickte. Er zog die Witterung des Dracas nicht in Zweifel, obgleich er nicht sicher war, ob Alisas und Malcolms Geruch wirklich frischer waren als ihre eigenen Spuren.
    » Und wo sind sie jetzt?«, schimpfte Tammo, der mit den Pyras ebenfalls zurückgekehrt war.
    Leo hob die Schultern. » So wie ich Alisa kenne, folgen sie noch einer weiteren Spur.«
    Fernand verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich habe keine Lust, hier herumzustehen und zu warten, bis sich die beiden irgendwann bequemen, zurückzukommen.«
    » Dann folgen wir ihnen eben und sehen nach, ob sie einem vielversprechenden Hinweis auf der Spur sind.« Tammo grinste in die Runde, dann begann sein Körper zu fließen.
    » Was machst du?«, rief Joanne, während Clarissa ein unterdrückter Aufschrei entwich.
    » Er bedient sich der feineren Nase eines Wolfes, um der Fährte zu folgen«, sagte Leo und lief dem grauen Jäger nach, der mit der Nase am Boden davonschoss. Die anderen schlossen sich an. Während Leo Tammos Beispiel folgte, behielten die Pyras

Weitere Kostenlose Bücher