Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
noch immer klar. » Dann geh und leg dich in deinen Sarg! Niemand wird hier gezwungen, und es nützt keinem etwas, wenn du mitten im Hof umfällst.«
» Ja, es bleibt jedem selbst überlassen«, pflichtete ihm Luciano bei. » Wer sich noch stark genug fühlt, der bleibt hier. Die anderen sollten sich jetzt in ihre Särge zurückziehen.«
Die Erben tauschten Blicke, dann zogen sich Marie Luise, Maurizio und Raymond zurück. Karl Philipp dagegen blieb, wenn es ihn auch sichtlich Mühe kostete.
Leo sah ihn verwundert an.
» Ich lasse keinen Dracas im Stich«, beantwortete er die stumme Frage. » Auch wenn er noch so starrsinnig ist und meiner Meinung nach etwas Hirnrissiges tut.«
Marie Luise wankte und stürzte auf die Knie, und auch Maurizio fielen unvermittelt die Augen zu. Es war klar, ohne Hilfe würden sie es nicht in ihre Särge schaffen. Chiara und Sören boten an, sie zu führen.
» Wir kommen gleich wieder zurück«, versprachen sie. Leo und Luciano nickten zustimmend. Chiara packte Marie Luise, Sören versuchte Maurizio aufzurichten, doch auch seine Kräfte ließen bei Sonnenlicht nach, und so knickte er unter dem Gewicht des fetten Nosferas ein. Malcolm sprang ihm bei und schob seinen Arm von der anderen Seite unter Maurizios Achsel. Sie machten sich auf den Weg und hatten den Hof mit der Templersäule noch nicht ganz überquert, als etwas Unglaubliches geschah.
Von einem Augenblick zum nächsten waren die Templerkirche und der Hof in grelles Sonnenlicht getaucht. Die Vampire wussten nicht, wie so etwas geschehen konnte, doch sie hatten keine Zeit, darüber nachzudenken. Ihr Geist war wie gelähmt und ihr Körper schien in Flammen zu stehen. Nur wenige Schritte trennten sie von den rettenden Schatten unter dem Gewölbedurchgang zum Pump Court, doch die Erben waren vor Schmerz und Schock nicht in der Lage, sich auch nur zu bewegen.
*
Bram Stoker schritt unruhig in der Kammer auf und ab, während van Helsing am Fenster stand und nach draußen auf den Kirchhof hinausstarrte. Sie konnten den Hof mit der Säule gut überblicken und gleichzeitig das Westportal der Kirche als auch das kleinere Portal in der Südwand des Chores im Auge behalten. Nur den schmalen Hof auf der Nordseite der Kirche, der drei Schritt tiefer lag als die Gasse und die Häuser dahinter, konnte er nicht einsehen. Lediglich die erste der Nischen in der Wand konnte er erkennen, die sich ein Stück unter die Gasse gruben und in denen wohl allerlei Gerümpel lagerte. Ab und zu war dort eine schattenhafte Bewegung zu erahnen. Einige der Erben mussten sich in diesem Hof aufhalten, schloss van Helsing. Bram stellte sich neben ihn und folgte seinem Blick. Ja, dort waren mehrere Gestalten, doch er konnte nicht erkennen, welche der Erben sich dort in dem versteckten Hof aufhielten. Seufzend nahm er seine Wanderung wieder auf. Die Warterei würde ihn noch wahnsinnig machen!
» Nur ruhig, mein Freund. Das Warten auf den rechten Augenblick ist so wichtig wie der Kampf selbst.«
» Wenn wir nur wüssten, was in der Kirche vor sich geht«, stöhnte Bram » Wir haben ja keine Ahnung, ob bislang alles nach Ivys Plänen verläuft.«
Van Helsing schüttelte den Kopf. » Nein, das können wir nicht wissen. Es liegt aber im Moment auch nicht in unserer Macht, etwas zu ändern.«
Bram funkelte ihn an. » Wie kann Sie das alles nur so kalt lassen?«
» Übung, mein Freund. Jahrelange Übung.«
Er blickte zu der jungen Frau und der Vampirin hinüber, die schon einige Zeit kein Wort mehr gesprochen hatten. Clarissa und Latona saßen auf einem Sofa in der Ecke und hielten sich an den Händen, um gemeinsam gegen ihre Nervosität anzukämpfen.
Ein Klirren, gefolgt von einem Aufschrei, ließ alle zusammenfahren. Nun stürzten auch Clarissa und Latona zu den Fenstern und starrten hinaus. Bram sah den Körper durch das Fenster brechen und auf dem Boden aufschlagen und gleich darauf den Schatten, der ihm hinterhersprang.
» Mein Gott, wer ist das?«, stöhnte Bram.
» Alisa«, gab Clarissa Auskunft, die mit ihren Vampiraugen in der Dämmerung besser sehen konnte. » Und Franz Leopold ist ihr nachgesprungen.«
» Sie muss schwer verwundet sein oder gar tot«, hauchte Latona.
» Tot? Nein. Wir können nicht mehr sterben. Nicht so«, widersprach Clarissa.
» Warum steht sie dann nicht wieder auf?«, wollte Bram wissen, dessen Hände sich unablässig zu Fäusten schlossen und wieder öffneten.
» Sie muss sehr schwer verletzt sein«, vermutete van
Weitere Kostenlose Bücher