Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Alisa.
Doch Leo hatte keine Lust, sich mit Lucianos und Clarissas Problemen zu beschäftigen. Er sah Alisa mit brennendem Blick an und reichte ihr die Hand.
» Komm! Das wird eine Nacht, die wir sicher nicht vergessen werden!«
Alisa erwiderte seinen Blick und sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden. Sie hatte fast vergessen, wie betörend Leo lächeln konnte.
Sie strahlte zurück. » Ja, lass uns gehen.«
Leo führte Alisa zu Hindrik. Da Tammo von Lord Milton betreut wurde, war der Vamalia gerne bereit, mit ihnen zu kommen. Alisa hakte sich bei ihm unter und lächelte ihn an.
» Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass du uns begleitest. Das ist eine so wichtige Nacht für mich und ich bin froh, dass du bei mir bist.«
Hindrik legte den Arm um ihre Schulter und drückte sie kurz an sich. » Ich habe dich begleitet, seit du zum ersten Mal wackelig auf deinen Füßen standest. Es ist mir eine Freude und eine Ehre, dass ich nun auch diesen so wichtigen Schritt mit dir gehen darf.« Er hielt inne und sein Blick wanderte zu Leo. » Mit dir und Leo«, fügte er hinzu und der Dracas neigte lächelnd den Kopf.
Wehmut stahl sich in Alisas Blick. » Ja, die Nacht könnte perfekt werden, wenn nur Ivy noch bei uns wäre.«
Hindrik nickte ernst. » Wir werden sie nicht vergessen und immer daran denken, dass es ihr Opfer war, das uns heute und in Zukunft den herrlichen Rausch der Nacht schenkt. Und nun kommt. London erwartet uns!«
*
Die Vampire hatten die Halle verlassen. In einer feierlichen Prozession zogen sie über den Hof vor der Middle Temple Hall und verschwanden dann in unterschiedlichen Richtungen in der Nacht. Später, nachdem sie ihr erstes Menschenblut gekostet hatten, würden sie sich hier wieder treffen, um die jungen Vampire in einer festlichen Zeremonie als erwachsene Mitglieder der Clans anzunehmen. Latona trat hinter Malcolm und legte ihre Arme um ihn. Sie folgte seinem Blick über den nun leeren Hof.
» Würdest du gerne mit ihnen gehen?«
Er drehte sich zu ihr um und führte sie in die Halle zurück. » Nein, warum? Ich habe das Ritual schon im vergangenen Jahr gefeiert. Ich bin ein Vyrad reinen Blutes…«
» …und du darfst Menschenblut trinken«, ergänzte Latona und sah ein wenig zaghaft zu ihm auf. Sie setzten sich ans Ende der nun verlassenen Tafel.
Er lächelte. » Ja, nun darf ich es offiziell. In Paris habe ich noch gegen diese Regel verstoßen, wofür ich allerdings nie bestraft wurde. Obgleich Lord Milton natürlich davon erfahren hat.«
» Vielleicht weil es etwas anderes war. Etwas Besonderes. Nicht nur Blutgier. Es war Liebe, und wir haben uns in dieser Nacht einander versprochen.«
Malcolm sah ihr in die Augen. » Ja, vielleicht deshalb. Und dennoch hätte ich es nicht tun dürfen.«
Sie erwiderte seinen Blick. » Bereust du es, dass du in jener Nacht schwach geworden bist?«
» Nein, aber ich bin froh, dass Bram dich damals vor dem Tod bewahrt hat«, sagte er. » Und ich sehne mich seitdem jede Nacht danach, es wieder zu tun«, fügte er nach einem kurzen Zögern hinzu.
Latona beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund. » Was hält dich davon ab?«
Malcolm erwiderte ihren Kuss, doch dann schob er sie von sich und sah sie ernst an. » Ich habe dir gesagt, dass ich dir so viel Zeit geben will, wie du brauchst. Du kannst dich noch immer dagegen entscheiden und dein Leben als Mensch weiterleben. Wir könnten uns trotzdem sehen.«
» Würde dir das nicht sehr schwer fallen?«
Malcolm nickte. » Ja, sehr, aber ich würde es schaffen. Auch ich bin stärker geworden und habe an Selbstbeherrschung gewonnen.«
» Aber das ist doch nicht das, was du möchtest? Was du dir in deinem tiefsten Inneren ersehnst, nicht wahr?«, fragte sie leise und umschloss seine beiden Hände fest mit den ihren.
» Nein, ich würde dich gern an meiner Seite wissen, jede Nacht, als meine Gefährtin bis in alle Ewigkeit.« Er erwiderte den Druck ihrer Finger.
Latona zog ihre Hände zurück und erhob sich von ihrem Stuhl. » Worauf warten wir dann noch? Ich habe mich längst entschieden! Es gibt in meiner alten Welt niemand mehr, der mich vermissen würde– außer vielleicht Bram Stoker, doch er hat seine eigene Familie. Er wird darüber hinwegkommen.«
Auch Malcolm erhob sich. Mit feierlicher Miene griff nun er nach ihren Händen.
» Ich bin mir der Ehre bewusst, die du mir erweist, und in meinem ganzen Dasein war ich noch nie so glücklich. Ich verspreche dir, ich werde dich
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