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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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beigesetzt in der Kathedrale. War es das, was ihr wissen wolltet, oder kann ich sonst noch etwas für euch tun?« Master Logan sah fragend in die Runde.
    » Oh ja, da wäre noch etwas«, hakte Alisa gleich nach. » Gibt es eine Kirche in London, die Dunstan von Canterbury geweiht ist?«
    Master Logan legte die Stirn in Falten. » Es gibt bestimmt ein halbes Dutzend.«
    Tammo verdrehte die Augen und stöhnte.
    » Mir fällt zuerst St. Dunstan in the East ein. Sie ist in der City, zwischen der London Bridge und dem Tower, gelegen. Dann gibt es eine St.-Dunstan-and-All-Saints-Kirche weiter im Osten in Ratcliff…«
    » Gibt es vielleicht auch eine in der Nähe der Fleet Street ?«, unterbrach Alisa.
    Master Logan starrte sie an. » Ja, natürlich. St. Dunstan in the West, gleich im Norden des Temple in der Fleet Street gelegen.«
    Die Erben strahlten einander an. Sogar Marie Luise vergaß für einen Moment ihre abweisende Miene.
    » Also dann, nichts wie los!«, rief Tammo.
    Alisa bedankte sich bei Master Logan und eilte dann den anderen hinterher. Sie liefen durch die immer schmaler werdende Gasse zum nördlichen Torhaus. Ein uniformierter Vyrad verbeugte sich und öffnete ihnen die Torflügel. Die Erben traten auf die Fleet Street hinaus.
    Was für ein Gegensatz zu den stillen Gassen und Höfen im Temple! Hier waren trotz der späten Stunde noch Karren und Kutschen unterwegs. Die Menschen drängten sich auf der Straße. Es wurde laut geredet, gestritten und geflucht, gelacht und gesungen. Ein paar Gaukler hatten eine Menschentraube um sich versammelt. Ein Alter mit einem Leierkasten spielte und sang aus vollem Hals. Während ihn ein paar schmutzige Straßenjungen verlachten und versuchten, seinen Affen in den Schwanz zu kneifen, drehten sich einige Mädchen, deren Kleidung ebenso schmutzig und geflickt war wie die der Jungen, zum Klang der Musik. Ein Stück weiter die Straße runter hatten sich zwei hoch beladene Fuhrwerke mit den Rädern ineinander verkeilt. Die beiden Kutscher waren damit beschäftigt, sich gegenseitig zu beleidigen und sich die Schuld zuzuschieben, während ihre Knechte sich mühten, die Wagenräder wieder freizubekommen. Es fand sich augenblicklich eine ganze Traube Zuschauer ein, die sich auf die eine oder andere Seite schlugen oder einfach nur das Spektakel begafften. Dazwischen liefen zwei Buben in zerfetzten Kitteln mit ihren Eimern umher und sammelten die Pferdeäpfel ein, die die Rösser in all dem Trubel fallen ließen. Über dem ganzen Spektakel ragte auf einem kunstvoll gestalteten Podest die Statue eines Drachen auf, den Malcolm als Griffin bezeichnete.
    » Das ist das Temple Bar Memorial. Es wurde erst im vergangenen Jahr aufgestellt, nachdem man das Tor, das an dieser Stelle stand, abgerissen hat. Hier, wo die Fleet Street auf The Strand– so heißt diese Straße hier vor uns– trifft, war und ist die Grenze zwischen der City of London und Westminster. Ein Bar, also eine Absperrung oder Schranke, wird bereits im dreizehnten Jahrhundert an dieser Stelle erwähnt, als die Templer hier noch ihre reichsunabhängige Komturei hatten. Später wurde dann ein erstes hölzernes Tor gebaut, mit einigen Gefängniszellen im oberen Stockwerk. Dieses wurde dann durch ein steinernes mit drei Bögen ersetzt und später durch ein weitgespanntes Tor, das Sir Christopher Wren entworfen hat, mit zwei schmalen Durchgängen für Fußgänger zu beiden Seiten. Im vergangenen Jahrhundert hat man hier übrigens die Köpfe von Verrätern auf eiserne Stangen gespießt, die über der Mitte des Bogens aufragten. Die letzten sollen die Köpfe von Towneley und Fletcher gewesen sein, die 1746 mit einigen anderen Jakobiten gehängt und anschließend geköpft wurden.«
    » Jakobiten?«, hakte Tammo nach, der blutrünstige Geschichten immer interessant fand.
    » Anhänger des im Exil lebenden Stuarts James II .– nach dem lateinischen Jacobus für James–, den vor allem die Iren und Schotten lieber auf dem englischen Thron gesehen hätten«, erklärte Malcolm. » Jedenfalls gelang es Towneleys Familie, den Kopf zurückzuerhalten, nachdem er hier einige Zeit ausgestellt worden war. Sie brachten ihn in seine Heimat zurück und bewahrten ihn viele Jahre in einem von einem Tuch bedeckten Korb auf, der im Salon von Towneley Hall stand.«
    Fernand und Tammo lachten, Alisa schüttelte ungläubig den Kopf. » Du nimmst uns auf den Arm!«
    » Nein, so wird es von vielen berichtet, die den Kopf des Jakobiten mit eigenen Augen

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