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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zunehmende Leichengeruch auf. Das ging über Monate so und muss immer unerträglicher geworden sein, bis sich die Gemeinde bei ihrem Referend beschwerte und dieser die Behörden informierte.«
    Der alte Küster sah sich um und nahm dann auf der nächsten Kirchenbank Platz. Offensichtlich sollte es eine längere Geschichte werden. Die Erben folgten seinem Beispiel. Während sich Alisa und Malcolm auf eine Bank setzten, ließen sich Tammo und Fernand im Schneidersitz auf dem Boden nieder, den Blick erwartungsvoll auf den Alten gerichtet, der in seiner Erzählung fortfuhr.
    » Soviel ich weiß, kamen einige Polizisten aus der Bow Street und untersuchten die Grüfte, die sie aber alle unversehrt fanden. Sie mussten feststellen, dass sie nicht die Quelle des Gestanks waren. Er kam auch nicht aus dem Abwasserkanal, der dort unten verläuft. Vorerst blieb es ein Rätsel. Man sagt, der damalige Polizeichef Sir Richard Blunts habe sich schließlich selbst herbemüht und sei in die Gruft hinabgestiegen. Da fiel ihm ein Mauerspalt auf, aus dem ein Luftzug die Flamme seiner Lampe flackern ließ. Dort schien auch der Verwesungsgestank intensiver.« Der Küster machte eine kleine Pause und ließ den Blick über seine Zuhörer schweifen. Die jungen Vampire hörten gebannt zu. Er lächelte zufrieden. Vermutlich hatte er nicht oft so ein aufmerksames Publikum.
    » Auf Befehl des Polizeichefs rissen die Constables die Mauer ein. Sie gelangten in einen Stollen, der unter der Fleet Street entlangführte. Ein Abzweig endete unter dem Bell Yard , genauer gesagt in den Kellern der dortigen Metzgerei.«
    » Das war die Quelle des Gestanks?«, rief Tammo sichtlich enttäuscht. » Verwesende Tierkadaver?«
    Der Küster lächelte. » Ist dir diese Erklärung zu harmlos? Nun, dann wird dir gefallen, dass die Polizisten keine toten Tiere in den Kisten fanden, aus denen der Gestank kam. Es waren abgetrennte menschliche Gliedmaßen, und zwar ausschließlich von Männern!«
    » Mehrere Dutzend Männer, die zwischen 1785 und 1801 in der Gegend spurlos verschwanden«, murmelte Alisa und nickte. Sie hatten die Verbindung zur Kirche St. Dunstan gefunden.
    » Wie ging es dann weiter?«, drängte Fernand.
    » Die Polizei nahm die Besitzerin der Fleischerei, eine Margery Lovett, mit aufs Revier und verhörte sie. Man legte ihr mehrere Dutzend Morde zur Last! Doch sie leugnete, etwas damit zu tun zu haben. Schließlich gab sie an, die Kisten vom Barbier Sweeney Todd bekommen zu haben. Das gute Fleisch würde sie in ihren Pasteten verarbeiten. Den Rest würde Sweeney von Zeit zu Zeit abholen und vermutlich in die Themse werfen.«
    Tammo lachte laut auf. » Das waren sicher schmackhafte Pasteten– zumindest solange die Kunden nicht wussten, was für Zutaten darin steckten!«
    » Hat die Polizei Sweeney verhaftet und ihm den Prozess gemacht?«, wollte Alisa wissen.
    Der Küster nickte. » Aber ja. Die Constables folgten dem Gang bis unter Nummer 186 der Fleet Street , wo der Barbier sein Geschäft führte. Von dort gelangten sie in den Keller und ins Haus, wo sie den Barbier verhafteten. Der Prozess fand im Old Bailey statt und war bereits nach wenigen Tagen zu Ende. Sweeney wurde für ich weiß nicht wie viele Morde zum Tode verurteilt und im Newgate-Gefängnis gehängt.«
    » Und die Fleischersfrau?«, hakte Tammo nach.
    Der Küster überlegte. » Ich glaube, man hat sie vom Vorwurf des Mordes freigesprochen. Für ihre Mitwisserschaft und die Beseitigung der Leichen hätte sie aber ganz sicher eine lange Gefängnisstrafe bekommen. Man sagt, die aufgebrachten Kunden der Fleischerei wollten sie lynchen, doch ehe sie Gelegenheit zu solch einer Tat bekamen, hat sie sich im Gefängnis das Leben genommen. Das erzählen die Leute. Die Akten habe ich natürlich nicht zu Gesicht bekommen, aber die Anwohner vergessen solche Ereignisse nicht und tragen sie von einer Generation zur nächsten weiter. Und wahrscheinlich erfindet jeder noch ein bisschen was dazu.« Der Küster schwieg einen Moment, ehe er fortfuhr.
    » Aber eines ist doch interessant: Im vergangenen Jahr wurden einige alte Häuser in der Fleet Street abgerissen. Dabei stieß man zufällig auf einen Zugang zu dem inzwischen fast vergessenen verzweigten Stollensystem, das auch unter das Haus mit der Nummer 186 führte. In die andere Richtung führte der Gang westwärts unter der Kirche hindurch, wo man eine Grube mit Bergen menschlicher Knochen entdeckt!«
    » Knochen von den Opfern des mörderischen

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