Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Röcke zu stolpern und in den Straßenschmutz zu fallen.
» Lass Clarissa los!«, forderte Luciano, doch Leo ignorierte ihn und schritt forsch durch das Tor auf die Fleet Street hinaus. Die anderen sahen einander fragend an und folgten ihnen dann.
Clarissa sah den Dracas ängstlich von der Seite an, wagte aber nicht, sich zu wehren. Franz Leopold las ihre Gedanken, als blicke er in ein aufgeschlagenes Buch. Sie fürchtete sich noch immer vor ihm und nahm ihm den Verrat an ihr und an seinem Freund übel, der zu ihrem Tod und ihrer Verwandlung geführt hatte.
Sei froh, dass ich ein wenig Schwung in die Sache gebracht habe, sonst würdest du jetzt einsam und verlassen daheim bei deinen Eltern sitzen und dir die Augen ausweinen, während sich Luciano hier in London vergnügt. Oder du würdest noch einsamer tot in einem kalten Grab liegen, wo Würmer deine Schönheit zernagt und dich inzwischen in etwas verwandelt hätten, das ich lieber nicht beschreibe. Er spürte, wie sie erschauderte.
Rowena übernahm nun wieder die Spitze und führte die Erben und ihre Begleiter am Lincoln’s Inn vorbei, dem dritten der Londoner Inns of Court . Rowena zeigte ihnen das Gatehouse , die Bibliothek und die Benchers’ Rooms. Die Gebäude, die sich harmonisch um einen Hof oder einen begrünten Square gruppierten, gaben ein beeindruckendes Bild ab, stellte Luciano bewundernd fest. Das Lincoln’s Inn erinnerte an eine Burg mit seinen Giebeln, den Türmchen und den unzähligen Reihen an Kaminen, die wehrhaft wie Zinnen wirkten. Die Wände waren aus dunkelroten Ziegeln mit einem Rautenmuster, die Zierelemente um Fenster, Zinnen und Türmchen aus hellem Stein, was den Gebäuden die Leichtigkeit und das Verspielte eines Schlosses verlieh. Noch ein Stück weiter nördlich passierten sie das Gray’s Inn , das etwas schlichter gehalten war, aber ebenfalls aus dunkelroten Ziegelbauten bestand.
Franz Leopold führte noch immer Clarissa am Arm. Obwohl er spürte, dass Luciano ihn eifersüchtig und ein wenig ängstlich und Ivy ihn aufmerksam beobachtete, griff keiner der beiden ein.
Als ich dir das erste Mal begegnet bin, dachte ich eigentlich, dass du ein recht cleveres Mädchen bist, das nicht nur ein hübsches Gesicht und ein nettes Lächeln zu bieten hat. Ja, ich hielt dich tatsächlich für recht schlau. Aber ich habe mich wohl geirrt, dein Hirn scheint nicht größer als das eines Sperlings.
Sie schnaubte und blitzte ihn zornig an, obwohl sie sich alle Mühe gab, zu verbergen, dass er sie kränkte. Und das hatte er durchaus mit Absicht getan. All diese Vampirinnen mit ihren albernen Spielchen. Es wurde Zeit, dass jemand Clarissa aufzeigte, wie töricht sie sich verhielt. Und wenn ein normales Gespräch wie unter vernünftigen Wesen nichts bewirkte, dann musste man sie eben ein wenig provozieren.
Du weißt, dass Luciano völlig in dich vernarrt ist? Ja, noch immer, obwohl du nichts unterlässt, ihm seine Gefühle für dich auszutreiben. Aber unser Freund Luciano ist eben eine treue Seele und recht hartnäckig.
Er hielt einen Moment inne, um ihre Gefühle und Gedanken aufzufangen, die sie nicht vor ihm verbergen konnte.
Das wäre ja alles gut und schön, wenn du ihn für einen widerlichen Kerl hieltest und ihn ein für alle Mal loswerden wolltest, aber nein, was lese ich in deinem verwirrten, kalten Herzen? Du bist genauso verliebt in ihn wie er in dich!
Und da kommen wir wieder auf dein Spatzenhirn zurück. Was willst du eigentlich mit deinem dummen Verhalten erreichen? Ihn strafen, dass er alles getan hat, um auf ewig mit dir zusammen zu sein? Ihn vor allen Clans demütigen, weil er es noch nicht geschafft hat, die Regeln, die sich über Jahrhunderte herausgebildet haben, für dich zu ändern, obwohl er sich bemüht, dir alles recht zu machen, um jede Kränkung von dir fernzuhalten?
Sie fühlte sich schuldbewusst. Gut. Das war schon mal ein Anfang.
Du kannst nur froh sein, dass nicht ich es war, der dich gewandelt hat, denn sonst wärst du jetzt meine Servientin und ich versichere dir, ich würde dir mit aller Härte den Platz zuweisen, der dir gebührt, und dir nicht jeden Weg mit Nachsicht und Liebe ebnen!
» Das würde ich von dir auch nicht anders erwarten!«, stieß Clarissa mit Abscheu hervor. Franz Leopold ließ sie los und sie flüchtete sich zu Luciano. Mit einem zufriedenen Lächeln sah er ihr nach.
Das hast du schlau angefangen!
Ah, Ivy, willkommen in meinem Geist. Man sollte nie die Neugier der Frauen
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