Die Erben der Schöpfung
das Signal am Vorabend gekommen war. Dann bewegte er sie langsam hin und her, doch aus dem Lautsprecher ertönte nichts als Rauschen. Er schwenkte sie noch einmal langsam im Kreis, doch es nutzte nichts.
Er runzelte die Stirn. »Also, bewegt haben sie sich auf jeden Fall, aber es sieht nicht danach aus, als wäre unser kleiner Freund derjenige gewesen, der sich hier an unserem Essen bedient hat. Sehen wir lieber zu, dass wir loskommen, bevor die Spur kalt wird.«
Jamie nickte. Sie weckten die anderen, und nachdem sie die Nahrungsmittel aus Stiles’ unberührtem Rucksack unter den anderen verteilt hatten, bauten sie rasch das Lager ab. Nach einem eiligen Frühstück erklärte Paulo den anderen die weitere Planung.
»Jamie und Sameer sind die erfahrensten Geländeführer, und wir haben zwei Antennen. Am besten teilen wir uns auf und nähern uns von zwei Seiten der Richtung, aus der das Signal gestern Abend kam. Wenn wir schnell sind, müsste eine der beiden Gruppen schon bald das Signal empfangen. Jamie und ich gehen in diese Richtung, Sameer und Roger, ihr geht dort lang.« Er zeigte in zwei Richtungen, die von ihrem derzeitigen Standort aus ein V beschrieben. »Zerbrecht euch nicht den Kopf über eure exakte Route, die ungefähre Richtung tut’s auch, wenn wir uns beeilen. Wer ein Signal hat, gibt den anderen telefonisch Bescheid.«
Sameer hatte das Gefühl, dass Paulos eigentliche Absicht war, ihn und Stiles eine Zeit lang loszuwerden, da sie zugegebenermaßen langsamer waren als Jamie und Paulo. Jamie schien zumindest nichts gegen die neue Aufteilung zu haben. Sameer auch nicht, wenn er ehrlich war. Ihre langbeinige Führerin zu verlieren, könnte einen angenehmen Tempowechsel bedeuten. Stiles wäre in dieser Hinsicht sicher wesentlich entgegenkommender.
29
Am späteren Nachmittag nahm Stiles das üppige Grün, durch das sie marschierten, kaum mehr wahr. Auf jeden Fall bemerkte er weder die Veränderung der Luftfeuchtigkeit noch das leichte Dunklerwerden des Himmels, das ein Einheimischer ganz instinktiv erkannt hätte. Seine Unempfänglichkeit für seine Umgebung beruhte jedoch nicht auf mangelnder Wachsamkeit, sondern kam ironischerweise daher, dass er sich allzu verkrampft darauf konzentrierte, was um ihn herum nicht stimmte.
»Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas faul ist, Sameer«, sagte er schließlich.
»Was meinen Sie damit?«
»Das ist ja das Problem. Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein Gefühl«, antwortete Stiles und schlug nach einem Moskito auf seinem Arm.
»Habe ich gerade den großen Roger Stiles sagen hören, dass ihn etwas beunruhigt, das ihm sein Bauchgefühl vermittelt und wofür er keinerlei andere Belege hat? Ich dachte, von allen Menschen auf der Welt wären Sie derjenige, der garantiert immun gegen Aberglauben ist.«
Sameers Antwort konnte Stiles’ Unbehagen nicht dämpfen. »Es ist kein Aberglaube, sondern unbewusste Angst. Und die sollte man nicht ignorieren. Erinnern Sie sich an das erste Experiment, das wir gemacht haben?«
»Natürlich.«
»Was glauben Sie, was bei so einem Experiment alles schiefgehen kann?«
»Eine ganze Menge vermutlich. Genau weiß ich es nicht.«
»Sie dürfen mir glauben, dass es mindestens tausend verschiedene Fallstricke gibt, die ein Experiment komplett ruinieren können. Der Schimpanse könnte die Narkose nicht vertragen; ich könnte eine Arterie verletzen, wenn ich ihm eine Infusion lege; eines von sieben verschiedenen Softwarepaketen könnte ausfallen oder die Daten nicht aufzeichnen; es könnten Störgeräusche auftreten, die unsere Daten überlagern; der Magnet kann versagen; es könnte einen Stromausfall geben; unser Temperaturfühler könnte kaputtgehen. Ich könnte endlos weiter aufzählen. Für so ein Experiment braucht man Hunderte von Geräten und Einzelteilen, und jedes davon kann auf zahllose verschiedene Arten den Geist aufgeben.«
»Okay, ich glaub’s Ihnen«, sagte Sameer.
»Der Punkt ist also«, dozierte Stiles, »dass jedes Problem, mit dem man bei so einem Experiment konfrontiert ist, nur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu tausend auftritt. Tja, und im Lauf eines Experiments rechnet man damit, dass fast jedes Mal mindestens ein oder zwei dieser höchst unwahrscheinlichen Probleme auftreten. Das hat mich gelehrt, auf der Hut zu sein, denn ein einziger Missgriff genügt, und schon ist ein enorm teures Experiment ruiniert. Deshalb bin ich bei jedem Experiment vom ersten bis zum letzten
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