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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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verließ das Zelt.
    Als er nach ein paar Minuten zurückkam, hörte er Mercer schwer keuchend atmen. Er nahm seine Taschenlampe und kroch ins Zelt. Dort machte er sie an und wartete, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten.
    Mercers aschfahles Gesicht war auf der ganzen rechten Seite blutverschmiert. Ein Streifen getrockneten Bluts zog sich von einem Nasenloch zu einer klebrigen roten Lache auf der Matte neben seinem Kopf. Seine Lippen waren bläulich und sein Haar ein verfilzter Wust aus Schweiß und Blut.
    Jeremy schüttelte ihn. Mercer erwachte nicht. Jeremy nahm seine Hand und fühlte nach einem Puls. Endlich spürte er ihn, aber nur ganz schwach und hastig. Jeremy schüttelte Mercer erneut und schrie ihn noch dazu an. »Aufwachen, David! Aufwachen!«
    Als er keine Antwort bekam, krallte er sich absichtlich unsanft ins Nagelbett von einem von Mercers Fingernägeln. Zwar zog Mercer träge den Arm weg, zeigte aber keine weitere Reaktion. Jeremy griff nach der Taschenlampe, zog eines von Mercers Augenlidern hoch und leuchtete ihm ins Auge. Die Pupille zog sich langsam zusammen. Und dann sah Jeremy seinen Arm.
    Mercers Arm war von oben bis unten von einem Ausschlag bedeckt, der aus kleinen, rot-violetten Flecken bestand. Alles in allem waren es vielleicht zwei Dutzend Stück, jeder mit ein paar Millimeter Durchmesser. Jeremy fluchte und begann hektisch zu überlegen, viel schneller, als es sein müdes Gehirn eigentlich vermochte. Er schoss aus dem Zelt und machte das Satellitentelefon bereit, doch musste er zweimal wählen, da ihm seine Finger nicht gehorchten.
    Keiner meldete sich. Er fluchte erneut.
    Er überlegte, was er tun sollte. Auf keinen Fall konnte er Mercer die vielen Kilometer zum Basislager von Diego und João Miguel tragen. Er brauchte Hilfe. Hastig durchwühlte er seinen Rucksack und nahm eine Feldflasche und getrocknetes Rindfleisch heraus. Er las die GPS-Koordinaten vom Satellitentelefon ab und sagte sie mehrmals vor sich hin, um sie sich einzuprägen.
    Dann legte er das Telefon neben den schlafenden Mercer ins Zelt, stellte seinen Rucksack hinein und machte das Zelt zu. Nachdem er seinen Kompass zurate gezogen hatte, brach er im Laufschritt in Richtung Basislager auf.

    Sameer wachte als Erster auf. Schweiß rann ihm über die Stirn, während sich der Albtraum langsam verflüchtigte.
    Er war gerannt, wie in Zeitlupe, und dabei über Wurzeln und Äste gestolpert. Eine Horde Schimpansen hatte ihn erbarmungslos verfolgt. Manche hüpften über ihm durchs Blätterdach und warfen mit Steinen. Andere jagten ihn am Boden mit Messern. Der Anführer war ein kleines, bösartiges Alpha-Männchen – der Affe mit dem blauen Halsband. In Sameers Traum skandierten sie etwas und schnaubten in einem von ihrem Führer vorgegebenen Rhythmus, während sich die Sekte immer enger um ihr letztes Opfer scharte.
    Sameer wischte sich den Schweiß aus den Augen und kroch aus dem Zelt, in dem die anderen drei dicht aneinandergedrängt schliefen. Er reckte sich im Morgenlicht, das durch den grünen Baldachin drang. Seinen Augen bot sich ein unerwarteter Anblick. Ihre Rucksäcke, die die Wissenschaftler wegen der Enge vor dem Zelt abgestellt hatten, waren durchwühlt und ausgeplündert worden.
    Der Inhalt von dreien der vier Rucksäcke war vor dem Zelt verstreut worden. Nur ein Rucksack stand unangetastet an einem Baum. Sameer sammelte alles zusammen. Als er im Geist eine Bestandsliste aufstellte, bildete sich langsam ein Muster aus dem Chaos heraus. Die meisten Sachen waren unberührt, abgesehen von den Nahrungsvorräten, die nun knapp wurden. Auch eine der Feldflaschen fehlte. Glücklicherweise waren sämtliche anderen unerlässlichen Gegenstände nur untersucht, aber dagelassen worden.
    Als er die Sachen gerade wieder einpacken wollte, kam Jamie aus dem Zelt. Sie reckte sich und riss erschrocken die Augen auf. »Was ist denn passiert?«, fragte sie müde.
    »Als ich rausgekommen bin, waren diese drei Rucksäcke durchwühlt und geplündert worden. Aber es wurde nur Essen mitgenommen, soweit ich es überblicke, und eine Pistole«, antwortete Sameer.
    »Und, meinst du…?«
    Sameer nickte. »Es können ohne Weiteres die Schimpansen gewesen sein. Vielleicht sogar ein paar der nicht markierten. Sieht ganz nach ihrer Handschrift aus. Die Pistole ist für sie garantiert ein interessantes neues Spielzeug.«
    Da kam Sameer eine Idee. Er bückte sich nach einer Antenne, klappte sie aus und hielt sie in die Richtung, aus der

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