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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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Augenblick in heller Panik, und das Einzige, was mich davor bewahrt durchzudrehen, ist mein verfluchter Galgenhumor.«
    »Na, zum Glück haben Sie den«, meinte Sameer.
    »Natürlich kann man nicht jedes Problem vorhersehen, aber ich habe festgestellt, dass man meistens irgendeine Warnung erhält, wenn man nicht völlig mit Blindheit geschlagen ist. Vielleicht klingt ein Geräusch ein bisschen anders als in der Vorwoche, oder es entsteht ein Geruch, den man nicht kennt. Ich habe gelernt, auf solche Warnsignale zu achten. Meistens kann ich nicht einmal genau benennen, worin die Warnung besteht. Ich habe nur einfach das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, vielleicht unbewusst, und dann stellen sich mir die Nackenhaare auf, bis mir etwas buchstäblich ins Auge sticht oder ich selbst den Fehler rechtzeitig finde. So empfinde ich es jedenfalls.«
    »Und gibt es momentan ein spezielles Warnsignal?«
    »Nein«, räumte Stiles ein. »Vielleicht bin ich einfach nur ein paranoider Windbeutel, der aus seiner gewohnten Umgebung gerissen wurde.«
    »Jetzt, wo Sie es sagen – ich mache mir schon seit heute früh Sorgen um Mercer und wollte eigentlich Jeremy anrufen. Hatten Sie vielleicht ähnliche Gedanken?«, fragte Sameer.
    »Nein«, antwortete Stiles und bedeutete Sameer, weiterzugehen und still zu sein.
    »Sie finden also nicht, dass wir ihn anrufen sollen, oder…«
    Stiles schnitt ihm das Wort ab. »Nein. Ich habe nur gerade begriffen, was mich stört«, sagte er im Flüsterton und zeigte durch die Bäume vor ihnen. »Da.«
    Beide lauschten angestrengt in die von Stiles angezeigte Richtung, und schon bald vernahmen sie Schritte und Stimmen. Zwar waren sie zu weit entfernt, um die Leute deutlich erkennen zu können, auch ließen sich die Stimmen nicht unterscheiden, doch sahen sie drei Personen, die etwa hundert Meter weiter vorn in einem Dreißig-Grad-Winkel ihren Weg kreuzten.
    »Jamie?«, fragte Sameer tonlos.
    Stiles schüttelte den Kopf und hielt drei Finger in die Höhe, um zu signalisieren, dass es sich um drei Personen handelte. Er zog einen kleinen Feldstecher heraus, den sie mitgenommen hatten, um damit ins Blätterdach zu spähen, und studierte die andere Gruppe, bis sie außer Sichtweite war.
    Stiles bedeutete Sameer ohne Worte, die Antenne herauszuholen. Sameer kam der Aufforderung sofort nach, klappte die Antenne aus und schwenkte sie langsam hin und her. Mitten in seiner Bewegung vernahm er das verräterische Klicken, das auf ihr gesuchtes Objekt hinwies. Es kam fast genau aus der Richtung, in die die andere Gruppe marschiert war.
    »Das müssen wir Jamie und Paulo sagen«, meinte Sameer immer noch mit gedämpfter Stimme.
    »Was denn, Watson?«, fragte Stiles spöttisch.
    »Dass wir das Signal haben natürlich.«
    »Vielleicht ist das noch nicht alles. Kommt es Ihnen nicht seltsam vor, dass genau in diesem Teil des Dschungels noch jemand außer uns eine Expedition durchführt?« Stiles sprach zögerlich, da er noch über die Situation nachdachte.
    »Der Dschungel ist voll von Menschen«, entgegnete Sameer. »Manche leben hier, manche sind Touristen, manche Abenteurer, und manche drehen einen Film. Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Wir sind nicht besonders weit von einer Großstadt entfernt. Der Wald hier wurde wahrscheinlich schon kreuz und quer von Besuchern durchwandert.«
    Stiles schüttelte den Kopf. »Genau das meine ich damit, dass man eine Warnung ignoriert. Es kommt mir einfach verdächtig vor, dass sie genau zur selben Zeit hier sind wie wir und in dieselbe Richtung gehen, aus der unser Signal kommt.«
    Sameer zuckte die Achseln, als wartete er auf ein stichhaltigeres Argument.
    »Ich habe sie mir durch den Feldstecher genau angesehen. Es sind drei Personen, zwei Frauen und ein Mann, offenbar alle drei in guter körperlicher Verfassung. Sie hatten Rucksäcke auf und mindestens einer von ihnen hatte eine Pistole dabei.« Sameer war nicht beeindruckt. »Und die Person ganz vorn hatte eine Yagi-Antenne.«
    »Eine Antenne? Was wollen sie denn mit einer Antenne anfangen?«
    »Offensichtlich dasselbe wie wir. Es ist noch eine zweite Gruppe hinter dem Schimpansen her, Sameer. Und mir ist ziemlich klar, um wen es sich dabei handelt.«
    Stiles unterbrach sich, als sollte Sameer seine Gedanken lesen. Sameers erwartungsvoller Blick ließ ihn jedoch fortfahren. »Wahrscheinlich irgendwelche Trekkingführer, Wilderer oder Zoologen. Kein Ahnung, aber ich glaube, ich weiß, wer sie dazu veranlasst hat: Mercer.

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