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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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sehen.
    Als sie an dem gepflasterten Eingang anlangten, verbeugte sich der Mann knapp und begrüßte sie. »Dr. Jamie Kendrick. Bitte kommen Sie herein.«
    »Ich fürchte, ich bin nicht für einen Höflichkeitsbesuch angezogen.« Wie meist bei der Feldforschung trug sie Shorts und Trägertop, doch war sie überdies noch nass von ihrem Weg durch den Fluss und hatte eine Schmutz- und Schweißschicht auf der Haut. An ihrem rechten Oberschenkel prangte ein violetter Bluterguss, den sie sich beim Zusammenprall mit einem Felsen im Wasser zugezogen hatte.
    Der Mann wartete, bis Jamie auf seiner Höhe war, während der Wachmann ein paar Schritte hinter ihnen ging. »Wir haben Ihr außerordentlich geschicktes Eindringen über eine Sicherheitskamera neben dem Zaun verfolgt. Übrigens haben wir auch einen offiziellen Eingang, wissen Sie.«
    Jamie zuckte die Achseln. »Ich bin noch nie den Weg des geringsten Widerstands gegangen.«
    »Sprechen wir doch in meinem Büro weiter.«
    Sie gingen ein Stück den mit Teppich ausgelegten Flur entlang und auf mehrere Bürotüren zu. Der Mann winkte Jamie in einen nüchternen und doch eleganten Raum, der sie seltsam an das Büro ihres Profs in Princeton erinnerte.
    Allerdings gab es zwei auffällige Ausnahmen: ein Foto des Mannes mit zwei Personen, die vermutlich seine Frau und seine Tochter waren, in Disneyland und ein Wandbehang, auf dem fließende japanische Schriftzeichen in Schwarz auf weißem Grund abgebildet waren. Alles andere – die Aktenschränke, die Bücherstapel, der PC-Arbeitsplatz und der schlichte schwarze Schreibtisch – hätte in jedem beliebigen Uni-Büro stehen können.
    Der Mann schloss eine Tür nach hinten, die in einen Raum führte, der wie ein großes Forschungslabor aussah, und bedeutete Jamie, sich zu setzen.
    »Willkommen im Lula-da-Silva-Naturschutzgebiet und im Forschungslabor von BrainStem Therapeutics.«
    Jamie sah den zierlichen Mann fragend an.
    »Ah, der Name. Äußerst hilfreich dabei, ein geeignetes Grundstück zu bekommen, und daneben natürlich eine angemessene Würdigung des brasilianischen Präsidenten. Ich bin Kenji Nakamura, der wissenschaftliche Leiter dieses Instituts. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Jamie fühlte sich von seinem Blick verunsichert und setzte sich erst nach längerem Zögern. Auch Nakamura nahm Platz und lehnte sich zurück. Doch sogleich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, als fiele es ihm schwer, eine bequeme Stellung zu finden. Ist er etwa nervös?
    »Bis heute wusste ich nicht einmal, dass es diese Anlage gibt«, erklärte Jamie.
    »Tatsächlich. Dann fange ich am besten damit an, dass ich Ihnen etwas über uns erzähle, im Interesse einer guten Nachbarschaft.« Sein Tonfall war förmlich und distanziert. »Wir führen Grundlagenforschung über Stammzellen und ähnliche Technologien durch.«
    Seine Antwort ließ sie erschauern. Eine böse Ahnung drängte sich in ihren Hinterkopf und schockierte sie mit ihren Konsequenzen. War das denkbar? Sie schob die Überlegung beiseite. »Aber warum haben Sie hier ein Labor aufgebaut? Ist es nicht leichter, so etwas in den Staaten zu machen?«
    Nakamuras Miene war undurchdringlich. »Aus mehreren Gründen. Es gibt gewisse US-amerikanische Bestimmungen, die uns« – er verstummte einen Moment lang – »beschwerlich erscheinen. Außerdem fallen unsere Hauptausgaben für Personal an. Hier bekommen wir gut ausgebildete Laborfachkräfte für einen Bruchteil dessen, was sie in den Vereinigten Staaten oder in Europa kosten würden.«
    Nakamura erhob sich, trat ans Fenster und zeigte hinaus. »Am wichtigsten für unsere Forschung ist eine große Anzahl von Schimpansen. Als bedrohte Art sind Schimpansen Mangelware. Wir sind dieses Problem angegangen, indem wir unser Labor auf einem Gelände errichtet haben, wo Schimpansenzucht im großen Rahmen möglich ist, was Sie ja, glaube ich, heute mitbekommen haben.«
    Jamie schlug ihren professionellen akademischen Tonfall an. »Der Regenwald ist ein komplexes und empfindliches Ökosystem. Eine hoch entwickelte Spezies wie Schimpansen hier einzuführen kann ungeahnte Folgen haben.«
    »Die Schimpansen bewegen sich ausschließlich auf unserem Gelände und werden keinerlei Auswirkungen auf den offenen Regenwald haben.«
    »So lange, bis sie ausbrechen.«
    »Unmöglich.«
    »Ich bin ziemlich leicht hereingekommen.«
    »Sie sind eine hervorragende Schwimmerin, Dr. Kendrick. Schimpansen haben tödliche Angst vor Wasser. Sie können nicht schwimmen,

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