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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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angesichts der grausigen Szene den Magen. Nur die Ruhe bewahren. »Ein Jaguar?«, presste sie hervor.
    Paulo schüttelte grimmig den Kopf. »Mit Sicherheit nicht. Das ist nicht ihre Art, und sie greifen kaum je so nah am Fluss an.« Er hielt inne, um den anderen ein paar grobe schwarze Haare zu zeigen, die er vom Boden aufgehoben hatte. »Außerdem hinterlassen Jaguare keine Schimpansenhaare am Ort ihres Angriffs.«
    »Ausgeschlossen«, widersprach Sameer. »Schimpansen verhalten sich nicht so. Das ist viel zu aggressiv für sie, selbst wenn sie sich bedroht gefühlt oder Nahrung gebraucht haben.«
    »Offenbar haben sich eure Schimpansen eine neue Geschäftsleitung zugelegt. Sie haben ein neues Alpha-Männchen, und zwar eines, dem es verflucht egal ist, wie sich Schimpansen angeblich zu verhalten haben.«
    Die Gruppe warf einen letzten Blick auf das Gemetzel, ehe sie zu ihrer Anlegestelle zurückmarschierte. Von dort aus verständigte Paulo die Polizei in Manaus telefonisch von dem »Unfall«.
    Paulo teilte die Gruppe auf. »Mit zwei Teams können wir mehr Gelände abdecken, wenn jedes Team in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel zum Fluss losgeht. Zieht regelmäßig euren Kompass zurate, um nicht die Orientierung zu verlieren. Wenn wir bis heute Abend kein Signal empfangen, sprechen wir uns neu ab. Jamie, David und Jeremy: Ihr zieht in südwestlicher Richtung los. Roger, Sameer und ich gehen nach Südosten. Haltet eure Telefone in Empfangsbereitschaft und meldet euch, sowie ihr ein Signal habt. Wir müssten heute etwa fünfzehn Kilometer schaffen. Viel Glück.«
    Er konsultierte rasch seinen Kompass und marschierte, gefolgt von Stiles und Sameer, ins Unterholz davon. Jamie und Jeremy schlugen die andere Richtung ein. Mercer seufzte und tappte ihnen unwillig hinterher, wobei er immer wieder die Moskitos zu vertreiben suchte, die ihn umschwirrten.

22

    Ayala Goren duckte sich unter dem Luftzug, während das Rattern des Hubschrauberrotors ohrenbetäubend über ihr toste. Susan folgte Ayala und Carlos in den Bauch des Helikopters, der auf der privaten Landebahn wartete. In dem beengten Innenraum warf Susan einen Blick auf den Piloten und fragte sich, ob er tot oder lediglich bewegungsunfähig war.
    Der kleine Brasilianer war zweifellos weit über sechzig und verriet nur durch ein gelegentliches Wackeln des Zahnstochers im Mundwinkel, dass er überhaupt noch lebte. Er trug ein verwaschenes beiges Polohemd mit Druckknöpfen und Jeans. Seine Augen blieben hinter der dunklen Fliegerbrille verborgen.
    »Vamos embora!«, rief Ayala dem Piloten zu, und schon hob der Hubschrauber ab. Während die grasbewachsene Landebahn unter ihnen verschwand, sah man die Wolkenkratzer von Manaus, ehe auch sie in den Hintergrund traten. Die gewundenen Läufe des Amazonas und des Rio Negro kamen in Sicht, während sich am anderen Ufer des Amazonas ein endloser grüner Teppich erstreckte.
    Obwohl sie nicht zum ersten Mal mit einem Hubschrauber flog, hegte Susan massive Bedenken wegen des betagten Piloten und fragte Ayala, was sie über den Mann wisse.
    »Lassen Sie sich von dem alten Fossil nicht täuschen.
    Er ist fit wie ein Turnschuh. Am liebsten wäre er Kampfhubschrauberpilot, wenn es am Amazonas welche gäbe.« Ayala musste schreien, um gehört zu werden.
    »Genau das hab ich befürchtet!«, brüllte Susan zurück.
    Carlos musterte die Landschaft unter ihnen. »Wie finden wir denn den Landeplatz?«, wollte er wissen.
    Ayala zog ein Fernglas aus ihrem Rucksack und legte es sich auf den Schoß. »Die Wissenschaftler müssten uns direkt dorthin führen. Wir brauchen nur ihr Boot ausfindig zu machen.«
    »Sie brechen heute auf? Woher wissen Sie das?«, fragte Susan.
    »Es ist erstaunlich, was man alles erfährt, wenn man sich unter den richtigen Booten herumtreibt.«
    Am Amazonas angekommen, drehte der Pilot ab und folgte dem Strom flussaufwärts, wobei er einen Abstand von fünfzehn Metern über den höchsten Bäumen einhielt. Aufmerksam suchten die Passagiere den Fluss ab, auf dem sich eine Handvoll Boote in verschiedensten Größen tummelten. Bei den größten, die gut zu sehen waren, handelte es sich vermutlich um kleinere Lastschiffe, da Tanker und Containerschiffe nur selten über Manaus hinaus den Fluss befuhren. Die kleineren Boote konnte man ohne Fernglas nur als schwarze Punkte ausmachen.
    Susan musterte den Fluss, während die Umrisse der Großstadt immer weiter in den Hintergrund traten. Waldlichtungen in Ufernähe, die auf Dörfer

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