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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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spüren.«
    »Wir werden alle am Galgen enden …«
    Die Männer, die im Old Matey’s beisammensaßen, hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich nur im Flüsterton, während ihre Augen nervös umherblickten. Ihren vom Rum geröteten Gesichtern war die Furcht deutlich anzusehen.
    »Cutlass Joe hatte Recht. Das Frauenzimmer hätte nie an Bord kommen dürfen. Sie ist ein Jonas, ein Unglücksbringer.«
    »Es war Wahnsinn, sich mit Navarro anzulegen. Er wird uns die gesamte Armada auf den Hals hetzen.«
    »Navarro ist ein wahrer Teufel. Es kümmert ihn nicht, ob seine Tochter draufgeht oder nicht.«
    »Wir werden alle vor die Hunde gehen.«
    Der das gesagt hatte, war Demetrios der Grieche. Anfangs hatte er noch zu jenen gehört, die Nick Flanagans Plan, die Tochter des Conde de Navarro zu entführen, begeistert unterstützt hatten. Aber mit jedem Tag, der verstrich und an dem das Lösegeld aus Maracaibo nicht eintraf, wuchsen seine Zweifel.
    »Wir hätten auf Cutlass hören sollen«, meinte O’Neill, einer jener Bukaniere, die ihrem ehemaligen Kapitän bis zuletzt beigestanden hatten und auch dagegen gewesen waren, ihn aus der Mannschaft zu verstoßen. »Wir wären besser dran gewesen, uns Bricassart anzuschließen, statt einem dahergelaufenen Grünschnabel zu folgen.«
    »Dieser Grünschnabel ist Lord Graydons Sohn.«
    »Das ist nicht bewiesen. Er könnte das verdammte Medaillon auch sonst woher haben. Auf das, was der Pfaffe sagt, geb ich schon lange nichts mehr.«
    Zustimmendes Gemurmel ertönte.
    »Ich sage euch, wenn sich nicht bald etwas ändert, müssen wir etwas unternehmen«, sagte Demetrios mit Verschwörerstimme und erntete dafür betroffene Blicke.
    »Wovon sprichst du? Meuterei?«
    »Ein hässliches Wort«, stellte der Grieche fest. »Zumal noch längst nicht alle in der Mannschaft auf unserer Seite sind. Aber mit jedem Tag werden es mehr. Ich bin sicher, bald werden wir genug sein, um Flanagan aus dem …«
    »Arh, Mateys. Trinkt ihr einen guten Schluck Rum mit mir?«
    Demetrios und die anderen fuhren herum. Unbemerkt war McCabe zu ihnen getreten, den Nick Flanagan zu seinem Quartiermeister und Stellvertreter ernannt hatte.
    »Was ist?«, fragte der Schotte, als er die Betroffenheit in den Gesichtern seiner Kameraden sah. »Ihr starrt mich an, als wäre ich der verdammte Klabautermann.«
    »Wir haben geredet«, eröffnete Demetrios rundheraus.
    »Worüber?«
    »Über uns. Über das Mädchen. Und über Nick Flanagan …«
    »Wüsste nicht, was es da zu reden gibt.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Demetrios. »Wirst du nicht auch langsam unruhig, weil das Lösegeld nicht eintrifft? Ist dir etwa noch nicht der Gedanke gekommen, dass dieser verdammte Navarro versuchen könnte, uns übers Ohr zu hauen?«
    »Nein«, sagte McCabe kategorisch. »Nick weiß, was er tut, Mateys. Macht euch deshalb keine Sorgen.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Aye, allerdings.«
    »Komm schon, McCabe, was ist los mit dir?«
    »Ich bin nur kein Feigling wie ihr, das ist es.«
    »Sei vorsichtig, was du sagst.«
    »Willst du mir drohen, Demetrios?« Der Schotte lachte rau. »Ich bin es nicht, der in einem dunklen Loch mit andern die Köpfe zusammensteckt und gegen den Käpt’n aufbegehrt. Das stinkt nach Meuterei, Mateys, und da mache ich nicht mit.«
    »Auch nicht, wenn Flanagan uns ins Verderben führt? Du weißt, dass er das alles nur tut, um sich an Navarro zu rächen. Sollen wir am Ende dafür draufgehen?«
    »Er ist dein Käpt’n, Lad. Es steht dir weder zu, über ihn zu urteilen, noch so über ihn zu reden.«
    »Aye, er ist unser Kapitän«, räumte der Grieche ein. »Die Frage ist nur, wie lange noch. Es regt sich Unmut unter den Männern. Sie sind es leid, den Würfelbecher zu schwenken und sich mit Dirnen die Zeit zu vertreiben.«
    »Arh«, machte McCabe verächtlich. »Und das Geld wird allmählich auch knapp, sodass ihr feiges Gesindel eure Furcht nicht mehr im Rum ertränken könnt, habe ich Recht? Aber bitte sehr – haut ab, wenn es euch nicht mehr passt. Käpt’n Flanagan kommt auch ganz gut ohne euch zurecht. Macht es dieser Filzlaus Cutlass nach, wenn ihr wollt.«
    »Wohin ist Cutlass gegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Das Letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er sich nach Jamaica absetzen wollte, um sein Glück bei Bricassart zu versuchen – vielleicht wollt ihr ihm ja hinterher. Nur zu, Mateys, der Franzose hat immer Hunger nach ein paar arglosen Seelen.«
    Allein die Erwähnung von Bricassarts

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