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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Kanonendonner war zu hören.
    »Wer wagt es?«, brach Bricassarts tiefe Stimme in die Stille, und das rubinrote Auge des Piraten schien vor Zorn zu glühen. »Wer wagt es, mich anzugreifen? Welcher Bastard besitzt solche Dreistigkeit?«
    »Die Briten! Es sind drei Schiffe, eine Fregatte und zwei Brigantinen, und sie sind stark bewaffnet!
    »Hölle und Pest!« Bricassart spie wüste Flüche und ließ noch ein paar weitere in seiner eigenen Sprache folgen. »Wie schlimm ist der Schaden, den diese englischen Hunde bereits angerichtet haben?«
    »Die Uferzeile steht in Flammen, und wir haben bereits einige unserer Schiffe verloren.«
    »Was ist mit der Leviathan ?«
    »Sie befindet sich noch außerhalb der Reichweite ihrer Kanonen, weil die Briten das Feuer auf die Festung konzentrieren. Aber ich fürchte, dass …«
    Der Rest von dem, was der Pirat sagen wollte, ging in neuem Getöse unter, als ein Geschoss direkt in das Gouverneursgebäude einschlug. Gellende Schreie drangen aus den Korridoren.
    »Lasst sofort die Geschütze bemannen und erwidert das Feuer«, zeterte Bricassart. »Ich werde diesen britischen Laffen zeigen, was es bedeutet, mich herauszufordern. Damian?«
    »Ja, Vater?«
    »Begib dich unverzüglich zur Leviathan und lass sie kampfbereit machen. Wir werden die Engländer von der Festung aus unter Feuer nehmen und ihre Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Unterdessen wirst du ihnen mit der Leviathan in den Rücken fallen.«
    »D’accord.« Ein flüchtiges Grinsen huschte über Damians Züge, als er sich dienstfertig verbeugte. »Ein guter Plan, Vater.«
    »Und du, malfacteur «, wandte sich der alte Bricassart an den Schamanen, »wirst dich unverzüglich in die Kerker begeben und den Gefangenen von deinem Trank zu kosten geben. Im Kampf gegen die Engländer kann es nicht schaden, unsere Truppen zu verstärken – mit Kämpfern, die den Tod nicht mehr fürchten. Ich werde diese englischen Bastarde lehren, was es heißt, mit Bricassart anzubinden, dem Phantom der Karibik. Nicht von ungefähr nennt man uns die ›Bruderschaft der Toten‹ – auch unsere britischen Freunde werden das schon bald erfahren.«

12.
    F ührungslos und von der Hitze des Bugfeuers nur noch notdürftig in der Luft gehalten, stürzte der Fliegende Drachen der Klippe entgegen und würde jeden Augenblick daran zerschellen.
    Nick blickte dem sicheren Ende gefasst entgegen, Nobody Jim hatte die Augen geschlossen, Pater O’Rorke betete – als tief unten in der Bucht etwas Unerwartetes geschah: Unter dem fortwährenden Beschuss durch die Prosecutor und ihre Begleitschiffe wurde das Pulvermagazin einer Galeone getroffen, die am Fuß der Klippe ankerte. In einem Feuerball, der so grell war, dass Nick und seine Kameraden die Augen abschirmen mussten, flog das ehemals spanische Schiff, von donnernder Urgewalt zerfetzt, in die Luft – und durch die plötzliche Entladung sengender Hitze bekam das Luftschiff unverhofften Auftrieb.
    Nick gab einen überraschten Ausruf von sich, als der schroffe Fels der Klippe plötzlich unter ihm verschwand. Eine unsichtbare Hand schien den Flugkörper emporzuheben, an der Klippehinauf und nur wenige Fuß über die scharfe Abbruchkante hinweg.
    »G-gerettet!«, rief Nobody Jim, der die Augen vor Staunen weit aufgerissen hatte. »Das kann nicht wahr sein.«
    »Amen«, sagte Pater O’Rorke.
    Nick und den Seinen blieb keine Zeit, ihrem Schöpfer für die unverhoffte Rettung zu danken – denn noch hatten sie keinen sicheren Boden unter den Füßen. Vom jähen Auftrieb getragen, trieb der Fliegende Drachen über das üppige Buschwerk hinweg, das den flachen Rücken der Klippe bewuchs und sich bis zu den sternförmigen Mauern der Festung erstreckte. Nick schöpfte jähe Hoffnung, sie vielleicht doch noch zu erreichen.
    Das Hafenbecken war ihren Blicken jetzt entzogen. Dumpf hörten sie den Donner der Kanonen und sahen, wie die umliegenden Hügel von orangegelbem Flackern erhellt wurden. Erneut waren Explosionen zu hören, auch auf den Festungsmauern leuchteten jetzt Geschützmündungen auf. Lodernde Flammen stachen zwischen den Zinnen hervor, als die Kanonen Feuer gaben und die Eindringlinge im Hafen unter Beschuss nahmen.
    Erneut blieb keine Zeit, um wegen Scarboroughs Dummheit zu hadern – gebeutelt von den Winden und mit rasender Geschwindigkeit hielt das Luftschiff auf die Mauern der Festung zu. Die Flamme im Maul des Drachens flackerte, aber sie verlosch nicht, der Teer hielt sie am Brennen. So reichte der

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