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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ließ. »Wenn du dich nicht ergeben willst, wirst du sterben.«
    Damit hob er sein Rapier und ging auf Elena los. Nick, der sah, dass er nicht schnell genug sein würde, um dazwischenzugehen, stieß einen entsetzten Schrei aus. Unquatl hob den Bogen, aber es war kein Pfeil mehr im Köcher.
    Der blanke Stahl zuckte auf Elenas Kehle zu, und die junge Frau schien keine Anstalten zu machen, ihn aufzuhalten oder auszuweichen. Erst im buchstäblich letzten Augenblick hob sie die Hand mit der Fackel und stieß ihrem Vater das lodernde Feuer geradewegs ins Gesicht.
    »Es tut mir Leid, Vater«, rief sie laut, als der Conde in erbärmliches Heulen verfiel. Er ließ seine Waffe fallen und sank zu Boden wie ein vom Blitz Getroffener. »Du hast mir keine Wahl gelassen!«
    Navarro wand sich vor Schmerz, die Hände vors Gesicht geschlagen und erbärmlich heulend. Wie von Sinnen gebärdete er sich, schlug und trat um sich, während er sich über den schmutzigen Boden wälzte.
    »Es tut mir Leid! Es tut mir Leid«, schluchzte Elena immer wieder und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Reuig fiel sie neben ihm auf die Knie und umarmte ihn ungeachtet seiner Vergehen. »Verzeih mir, Vater. Ich konnte nicht zulassen, dass du Nick tötest …«
    Der Conde gab ihr keine Antwort, und fast schien es, als verhallten die Worte seiner Tochter erneut ungehört – als er in seiner Raserei plötzlich innehielt. Zögernd enthüllte Navarro sein unter den Händen vergrabenes Gesicht. Es war gerötet und von Brandblasen entstellt, aber der stumpfe, ausdruckslose Blick war aus seinen Augen gewichen und der alte Glanz zurückgekehrt.
    »V-Vater?«, fragte Elena zaghaft.
    Der Conde schaute sie an, als wäre er aus einem Albtraum erwacht, ohne Kenntnis der Zeit und des Ortes. »Elena?«, flüsterte er.
    Statt zu antworten, küsste sie ihn auf die Stirn. Tränen der Dankbarkeit rannen über ihre Wangen. Offenbar hatte der Schmerz der Verbrennung den Bann des Schamanen gebrochen.
    »Wo bin ich?«, fragte Navarro und richtete sich halb auf, blickte sich zweifelnd um. »Was ist geschehen?«
    »Du befindest dich in Bricassarts Festung auf Jamaica«, erwiderte sie. »Du hast mit dem Feuer gespielt und dich dabei verbrannt.«
    Der Conde zwinkerte und rieb sich die Augen, konnte sich augenscheinlich an nichts erinnern. Verwundert schaute er sich um, schreckte zurück angesichts der grausigen Staffage. Und schließlich erblickte er auch Bricassart auf seinem hohen Sitz.
    »Ihr«, flüsterte er, und zumindest ein Teil seiner Erinnerung schien zu ihm zurückzukehren. »Ihr habt mich hintergangen, mich zu Eurem Werkzeug gemacht …«
    Bricassart lachte nur spöttisch. Wenn er über das Erwachen des Conde bestürzt war, so zeigte er es nicht.
    »Was lacht Ihr?«, fragte Elena, während sie ihrem Vater auf die Beine half; O’Rorke ging ihr dabei zur Hand. »Euer Plan ist nicht aufgegangen, Bricassart. Mein Vater ist aus der Dunkelheit zurückgekehrt. Seine Liebe zu mir war stärker als Eure Macht.«
    »Wie überaus gefühlsduselig«, versetzte der Piratenführer. »Glaubt Ihr im Ernst, dass es mir auf einen Diener mehr oder weniger ankommt? Wer sich mir entgegenstellt, der wird vernichtet – Ihr beide habt Eure Wahl getroffen.«
    »Ihr solltet mir nicht drohen, Bricassart«, erwiderte Navarro und hob sein Rapier vom Boden auf. »Es wird Euch schlecht bekommen.«
    »Wollt Ihr mir etwa drohen?« Der Schurke lachte noch ausgelassener. »Welch eine Narretei! Wollt Ihr Euch jetzt mit Eurem ehemaligen Sklaven verbünden? Mit dem Mann, der Eure Tochter von Eurer Seite gerissen hat?«
    »Mit Flanagan rechne ich später ab«, versprach der Conde. »Zuerst seid Ihr an der Reihe. Ihr habt meine Ehre beleidigt und mich verraten, wolltet meine Tochter als Gattin für Euren verkommenen Sohn. Dafür werdet Ihr bezahlen.«
    »Was Ihr nicht sagt. Und nun soll ich wohl zittern?«
    »Ob Ihr vor mir zittert oder nicht, ist mir gleichgültig«, knurrte Navarro, während er sich drohend auf den Piraten zubewegte, das Rapier in der Hand. Das lange Haar des Conde wallte wild über seine Schultern, die Brauen hatten sich über zornglühenden Augen zusammengezogen. Niemand im Saal zweifelte daran, dass er entschlossen war, dem Schurken die Klinge bis ans Heft ins Herz zu stoßen und seinem frevlerischen Dasein ein Ende zu bereiten. Aber es kam anders.
    Ein peitschender Schuss fiel, und eine Feuerzunge stach aus dem Lauf der Pistole, die Bricassart unerwartet unter seinem weiten

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